Gesundheit

„Keine Orientierung“ - Berufsverband der Kinder und Jugendärzte kritisiert den Beschluss der EU-Verbraucherschutzminister zur Lebensmittelkennzeichnung

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte begrüßt den Beschluss der EU-Verbraucherschutzminister zur Verpflichtung der Lebensmittelindustrie, die Inhaltsstoffe ihrer Produkte deutlich zu deklarieren und somit die Verbraucher besser zu informieren. „Mit dem vorliegenden Beschluss wird unsere wichtigste Zielgruppe aber leider nicht erreicht. Die jetzt beschlossene Lebensmittelkennzeichnung ist im Dschungel von Inhalts- und Mengenangaben auf den Lebensmittelpackungen weiterhin schwer verständlichen", kritisiert Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte den Beschluss.

09.12.2010

„Insbesondere für Kinder mit Übergewicht bzw. Adipositas, die zu einem großen Teil aus Familien mit Migrationshintergrund bzw. aus bildungsfernen Familien stammen, wird die Beurteilung der Lebensmittel hinsichtlich erhöhter Fett-, Salz oder Zuckergehalte nicht klarer. Hier verlangen wir weiterhin nachdrücklich ein einfaches Orientierungssystem wie z.B. die so genannte Ampelkennzeichnung, welches mit einfach zu verstehende Markierungen Warnhinweise bezüglich zu hoher Fett- und Zuckergehalte gibt. In England funktioniert dieses System seit Jahren ausgezeichnet", so Hartmann.

Bei der Nährstoffampel wird der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz in zusammengesetzten Lebensmitteln farbig auf der Vorderseite der Verpackung dargestellt: Rot steht für einen hohen und somit ungesunden Nährstoffgehalt, gelb für einen mittleren und grün für einen geringen Anteil. Damit können die relevanten Informationen auf einen Blick auch von Kindern und bildungsfernen Erwachsenen erfasst werden.

Rund 20% der deutschen Kinder im Alter von 3 - 17 Jahren sind übergewichtig und zum Teil adipös (fettsüchtig). Aufgeteilt nach Altersgruppen bedeutet dies, dass Kinder im Vorschulalter zu etwa 12% und in den Altersgruppen der 7-bis 10-Jährigen und 14- bis 17-Jährigen zu kapp 24% bzw. gut 25% übergwichtig und z. Teil fettsüchtig sind. Berliner Kinder sind bei Einschulung zu etwa 10 bis 15% übergewichtig. Es gibt deutliche Unterschiede nach sozialer Schichtung und Migrationshintergrund, wie auch die von der Bundesregierung initiierte KIGGS-Studie belegt hat. Ursache ist neben einem Bewegungsmangel in der Regel eine Fehlernährung mit zu kohlehydrat- und fettreicher Nahrung.

Als Folgeerkrankungen entwickeln sich im Erwachsenenalter früh Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen oder Diabetes, was neben der individuellen Schicksalsbelastung auch gesellschaftliche Folgekosten wie frühe Berentungen bzw. Krankenkassenbelastungen nach sich zieht.

 Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte

Back to Top