Gesundheit
Eckpunkte für familienbezogene Gesundheitsförderung
Anlässlich der Veranstaltung "Füreinander Sorge tragen: Familienbezogene Gesundheitsförderung" am 4. März 2015 in Berlin sprach Prof. Dr. Klaus Hurrelmann über wichtige Studienergebnisse und die Bedeutung der Struktuierung des Alltags für die Gesundheitsförderung in der Familie.
02.04.2015
Auszug aus dem Eröffnungsvortrag am 4. März 2015 von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Hertie School of Governance, Berlin:
"Welche Folgerungen ergeben sich aus wichtigen Studien wie z.B. der <link https: familie.aok.de de initiative-gesunde-kinder aok-familienstudie-2014 external-link-new-window zur aok studie>AOK Familienstudie und der <link http: www.worldvision-institut.de kinderstudien.php external-link-new-window zur world vision>World Vision Kinderstudie für Strategien der Entwicklungs- und Gesundheitsförderung der Kinder? Kinder brauchen eine möglichst reichhaltige und vielfältige Umwelt und so viele Anregungen für ihre Entwicklung wie irgend möglich. Ist die Auseinandersetzung mit der Umwelt, der sozialen und der physikalischen, verarmt und restringiert, dann ergibt sich hier ein Einfallstor für viele Belastungen. Die Kinder sind auf Familien angewiesen, die fest in Netzwerke eingebunden sind. Es gilt das Sprichwort 'Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen'.
Die Forschung zeigt ganz klar, wie wichtig die Rolle der Eltern ist, wie entscheidend ihre Impulse sein können, aber wie schnell sie auch überfordert sein kann. Es geht also darum, die Familie sehr stark zu machen und die Eltern zu unterstützen, wo und wie es immer möglich ist. Aber es geht auch darum, sie in eine Umwelt zu stellen, die helfen und unterstützen kann, wenn die Kräfte der Mütter und Väter aufgebraucht sind, dann benötigen sie eine Umwelt, die einspringt und ihnen Lasten abnimmt.
Ein Kind braucht seine Familie, die ist durch nichts ersetzbar. Die Eltern sind das Zentrum des gesamten Entwicklungs- und Sozialisationsgeschehens. Die Eltern sind die Koordinationspersonen für den Betreuungs- und Bildungsprozess eines Kindes. Sie sind das Zentrum, aber sie können es alleine nicht schaffen. Sie sind schnell überfordert, gerade in den heutigen Gesellschaften, welche sehr weit gefächert, sehr vielfältig und sehr sektoral aufgesplittert sind und die auch von den Eltern heute vieles verlangen, denken wir nur an die Verbindung von Berufsarbeit, Haushalt und Kindererziehung. Die Eltern brauchen eine öffentliche Unterstützung. Sie brauchen die Nachbarschaft, die öffentlichen Bildungseinrichtungen und die gesundheitlichen Versorgungsinstitutionen, die Jugendhilfe und die Familienhilfe und vieles mehr. Alle diese Ressourcen und Strukturen sind für die Kinder nötig und müssen mit der Familie verzahnt und koordiniert werden."
Weitere Informationen zur Veranstaltung "Füreinander Sorge tragen: Familienbezogene Gesundheitsförderung" sowie der gesamte Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Hurrelmann sind einsehbar unter: <link https: www.gesundheitliche-chancengleichheit.de satellit-armut-gesundheit satellit-2015 external-link-new-window dokumentation der>www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/satellit-armut-gesundheit/satellit-2015/
Hintergrundinformation
Klaus Hurrelmann lehrt in den Bereichen Gesundheits- und Bildungspolitik. Er ist ausgebildeter Sozialwissenschaftler an den Universitäten Münster und Berkeley (USA). Er promovierte mit einer Arbeit aus der Schulforschung und habilitierte sich mit der Schrift "Erziehungssystem und Gesellschaft". Er war Professor für Bildungsforschung an den Universitäten Essen und Bielefeld, bevor er sich zusätzlich der Gesundheitsforschung zuwandte und 1994 maßgeblich an der Etablierung der ersten deutschen School of Public Health in Bielefeld mitwirkte. Er amtierte fast zehn Jahre als Gründungsdekan. Er war zwölf Jahre lang der Sprecher des Sonderforschungsbereiches 227 "Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter" und leitete den deutschen Teil der international vergleichenden Gesundheitsstudie Health Behavior in School Children im Auftrage der Weltgesundheitsorganisation. Ein aktueller Forschungsschwerpunkt von Klaus Hurrelmann liegt in der strategischen Verbindung von Bildungs-, Sozial- und Gesundheitspolitik, um umfassende Interventionsstrategien zur Prävention von sozialen und gesundheitlichen Benachteiligungen zu entwickeln.
Quelle: Kooperationsverbund "Gesundheitliche Chancengleichheit" vom 26.03.2015
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