Gesundheit
DGPM: Alleinerziehende nicht alleinlassen
Jedes fünfte Kind wächst bei nur einem Elternteil auf – 90 Prozent davon bei der Mutter. Mediziner weisen jetzt darauf hin, dass sozial bedingte Ungleichheiten auch zu gesundheitlichen Belastungen führen können.
18.08.2015
In einem aktuellen Memorandum weisen Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) gemeinsam mit anderen Vertretern der "Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung" darauf hin, dass sozial bedingte Ungleichheiten zu gesundheitlichen Belastungen führen können. Die Mediziner fordern, dem gezielt vorzubeugen. Präventionsprogramme müssten besser koordiniert und finanziert werden, so die DGPM.
Bildungstraining führt zu gesteigertem Wohlbefinden
Mütter, die das "wir2 – Bindungstraining für Alleinerziehende" durchlaufen haben, sind bereits nach den 20 wöchentlichen Sitzungen deutlich optimistischer und selbstbewusster – und das nachhaltig. "Dieses gesteigerte Wohlbefinden überträgt sich auch auf die Kinder und beugt Belastungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten vor", erläutert Professor Dr. med. Matthias Franz, der das Programm entwickelt hat und zusamm en mit der Walter Blüchert Stiftung an der bundesweiten Verbreitung des Programms arbeitet. In dem Training lernen Mütter beispielsweise, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erkennen, Konflikte mit dem Partner von der Elternverantwortung zu trennen und alltägliche Stresssituationen zu bewältigen.
Prävention braucht Zusammenarbeit der verschiedenen Politikfelder
Beispielhaft ist dieses Programm auch für die Forderungen, die Vertreter der "Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung" im Rahmen eines Memorandums stellen. "Um eine nachhaltige Präventions- und Gesundheitsförderung zu ermöglichen, empfehlen wir auf der Grundlage des gerade verabschiedeten Präventionsgesetzes eine engere Zusammenarbeit verschiedener Politikfelder, um gezielt auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren zu können", sagt Professor Franz, Leiter des Klinischen Instituts für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Investitionen in wirksame Präventionsprogramme hätten eine hohe gesellschaftliche Rendite. Neben dem demografischen Wandel und den zunehmenden Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen sind es auch soziale Ungleichheiten, die zur Herausforderung für unser Gesundheitssystem werden.
Prävention psychischer Störungen stärker fördern
"Das Bindungstraining wir2 für Alleinerziehende ist ein gutes Beispiel dafür, wie kostengünstig und effektiv Prävention betrieben werden kann", sagt auch Professor Dr. med. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm. Die DGPM befürworte solche Angebote und halte den Gesetzgeber dringend dazu an, Prävention psychischer Störungen stärker zu fördern.
Memorandum fordert nationales Kompetenzzentrum
Das Memorandum "Prävention und Gesundheitsförderung nachhaltig stärken: Herausforderungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene" wurde in Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Praktikern und Experten aus Praxis- und Politikfeldern erstellt. Sieben konkrete Empfehlungen stehen am Ende des Papiers, unter anderem nach ressortübergreifenden rechtlichen Regelungen und einem nationalen Kompetenzzentrum zur Entwicklung und Sicherung der Prävention und Gesundheitsförderung. "Zentrale Botschaft ist, dass Prävention dann effektiv sein kann, wenn sie auf einer langfristigen Strategie basiert und politikfeldübergreifend gestaltet ist", erläutert Professor Franz, der an der Ausarbeitung des Memorandums beteiligt war.
Quelle:
"Memorandum – Prävention und Gesundheitsförderung nachhaltig stärken: Herausforderungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene", in: Gesundheitswesen 2015, 77: 382-388
Weitere Informationen: <link http: www.dgpm.de _blank external-link-new-window zur internetseite der>www.dgpm.de
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