Gesundheit
BVKJ weist auf zunehmende Umweltgefahren für Kinder hin
Auf dem 14. Politischen Forum des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ) "Umwelteinflüsse auf Kinder" soll insbesondere über physikalische oder chemische Umweltbelastungen und scheinbar gesunde Nahrungsmittel diskutiert werden.
06.05.2014
"Kinder sind in vielerlei Hinsicht besonders empfindlich: Ihr Organismus wächst noch und muss ausreifen. Das macht generell störanfälliger und ist leichter zu schädigen als der ausgewachsene Körper eines Erwachsenen. Wir wissen zu wenig über Spätfolgen, Anreicherungen und Wechselwirkungen, vielleicht sogar Potenzierungen von vielen Substanzen, die mit der Nahrung oder über die Atmung in den Körper gelangen", sorgt sich Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ). "Man muss vor allem bedenken, dass bis zum Alter von sechs Monaten manche Enzymsysteme, die zur Entgiftung notwendig sind, noch nicht voll ausgereift sind."
Hartmann wird auf dem 14. Politischen Forums des BVKJ "Umwelteinflüsse auf Kinder" in Berlin am 9. Mai die entsprechenden Bedenken der Kinder- und Jugendärzte vortragen. Auf den Politischen Foren des BVKJ haben Vertreter aus Wissenschaft und Politik die Gelegenheit, zu verschiedenen medizin-politischen Themen Stellung zu nehmen und zu referieren. Unter anderem reicht der thematische Bogen diesmal vom Einfluss elektromagnetischer Felder in der Umgebung von Hochspannungsleitungen, der Frage nach der Gefährlichkeit des Quecksilbergehalts von Kompaktleuchtstofflampen (Energiesparlampen) bis hin zum Einfluss von Schimmelpilzbefall von Wohnungen infolge hoher Energie- und Heizkostenpreise.
"Die Umweltminister der führenden Industriestaaten und Russlands (G 8) haben anlässlich eines „Kindergipfels“ im Jahre 1997 festgestellt, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern ganz besonders von einer sauberen und gesunden Umwelt abhängen. Wir Kinder- und Jugendärzte fragen die Politik, wann und auf welchen Gebieten sie die entsprechenden Entscheidungen für das (umwelt-)gesunde Aufwachsen unserer Kinder getroffen hat bzw. treffen wird", so Hartmann," aber wir werden auch die Wissenschaft fragen, wo es Übertreibungen, aber auch noch dringenden Erkenntnisbedarf und sogar dringlich auszusprechende Warnungen gibt. Solange wir heute bei den Grenzwertdefinitionen physikalischer oder chemischer Umweltbelastungen nicht sicher sind, sollten solche Grenzen möglichst nicht höher als die natürliche Belastung liegen."
Hartmann weist darüber hinaus auf ein anderes, alltägliches "Umweltproblem" hin: "Viele Nahrungsmittel, die als besonders gesund oder für die Entwicklung der Kinder als besonders wichtig beworben werden, enthalten viel zu hohe Fett- und Zuckeranteile. Insbesondere Kinder aus bildungsfernen und weniger erziehungskompetenten Familien fallen auf die irreführende Werbung herein, sie kaufen und essen diese keineswegs besonders gesunden Produkte. Zugleich fehlt der Ausgleich durch selbst zubereitete gesunde Nahrung. Dies kann zu Fehlernährung führen, zu Übergewicht bzw. Fettleibigkeit und zu späteren gesundheitlichen Problemen: Diabetes Typ II, Fettleber, Bluthochdruck, Arteriosklerose usw. Fehlernährung sei aber nur eines von vielen Problemen, denen Kinder aus sozial schwachen Familien ausgesetzt sind, so Hartmann. Insbesondere die "Anregungsarmut" während der frühkindlichen Entwicklung führe zu bleibenden Schäden der psychointellektuellen Entwicklung, die allgemein die Lebenschancen der Kinder und Jugendlichen beeinträchtigten. "Diese Probleme in der "sozialen Umwelt" der Kinder sind noch weitaus dramatischer und wirken sich langfristig negativer auf die Lebenschancen der Kinder aus als die physikalischen und chemischen Umweltbelastungen", mahnt Hartmann.
Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. vom 05.05.2014
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