Gender

Handwerkerinnen erobern Männerdomänen

Die Chancen junger Frauen sind im baden-württembergischen Handwerk so gut wie nie zuvor. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden, ist mit 25,8 Prozent auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren angelangt.

27.10.2009

Ein Plus auch bei den Meisterprüfungen: Jeder vierte Handwerksmeister ist weiblich. "In vielen Branchen wird gezielt um junge Frauen geworben", stellte Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle fest, "das trägt langsam aber sicher Früchte".

Traditionell eine Hochburg der weiblichen Azubis bleibt das Friseurhandwerk (89 Prozent). Unter den zehn stärksten Berufen finden sich aber auch die Augenoptikerinnen (78 Prozent Frauenanteil), Zahntechnikerinnen (62 Prozent), Maler- und Lackiererinnen (13 Prozent), Tischlerinnen (10 Prozent), Fotografinnen (66 Prozent), Maßschneiderinnen (91 Prozent) und Raumausstatterinnen (46 Prozent). In einem ausgesprochenen Zukunftsberuf wie Hörgeräteakustikerin sind 61 Prozent Frauen. Sogar die ursprünglich klassische Männerdomäne Bauhandwerk weist inzwischen einen steigenden Frauenanteil auf. 493 von 9700 Lehrstellen sind aktuell mit Mädchen besetzt.

Bei jeder vierten bestandenen Meisterprüfung konnte eine Frau den Meisterbrief in Empfang nehmen. Besonders positiv: Frauenpower im Handwerk entwickelt sich auch hier zunehmend in den typischen Männerberufen, zum Beispiel ist im Baugewerbe immer öfter eine Frau der Chef. Frauen zeigen in größerer Zahl Interesse an der Meisterprüfung und legen so mit der Spitzenqualifikation die Basis für eine Selbstständigkeit im Handwerk. Ihr Anteil an den Meisterprüfungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf nahezu 25 Prozent verdoppelt. 825 Frauen stellten sich 2008 erfolgreich den Prüfern. Und viele Karrieren zeigen, dass diese Handwerkerinnen das Ziel verfolgen, selbstständig zu sein oder als Geschäftsführerin zu arbeiten. Der Löwenanteil entfällt allerdings erneut auf die Friseurmeisterinnen. Während insgesamt im Zuge der Handwerksnovelle die Zahl der Meisterprüflinge deutlich nachließ, lag die Zahl neuer Friseurmeisterinnen über Jahre hinweg zwischen 400 und 600 und liegt seit 2006 konstant sogar über 600.

Qualifizierten Bewerberinnen stehen im Handwerk die Türen offen. Gleichzeitig brauche es einen Bewusstseinswandel auch bei den Frauen selbst, meinte Möhrle. Derzeit entscheiden sich über die Hälfte der weiblichen Auszubildenden in der Wirtschaft nur für zehn von fast 400 Ausbildungsberufen. Möhrle: "Interesse von Mädchen für das gewerbliche, naturwissenschaftliche und technische Handwerk sollte schon im Rahmen der Schulausbildung geweckt werden oder besser noch im Kindergarten."

Quelle: Baden-Württembergischer Handwerkstag (BWHT)

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