Gender

Girls' Day und Boys' Day: Forschende plädieren für fundierte Vor- und Nachbereitung

Erste Ergebnisse einer Studie der Technischen Universität Berlin zum Thema Berufswahlkompetenz zeigen, dass Aktionstage wie der Girls'Day und Boys'Day erfolgreich dazu beitragen, Schüler/-innen weitere berufliche Optionen frei von Geschlechterklischees aufzuzeigen. Die Forschenden plädieren jedoch für eine fundierte Vor- und Nachbereitung, um nachhaltige Unterstützung für die Jugendlichen zu ermöglichen.

29.03.2019

Im Rahmen des Projektes „StepUp!“ erforschen Wissenschaftler/-innen der Technischen Universität Berlin und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster seit dem Frühjahr 2018, wie Schüler/-innen Berufswahlkompetenz erwerben und ihre Berufswahl gestalten. Nun liegen erste Ergebnisse aus der zweiten von insgesamt fünf Erhebungswellen an elf Schulen in Nordrhein-Westfalen und Berlin vor. Die Forschenden stellten etwa fest, dass sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen die Bereitschaft, neuen beruflichen Möglichkeiten oder Alternativen gegenüber aufgeschlossen zu bleiben, nur sehr gering ausgeprägt sei.

Neue Horizonte auch nachhaltig weiter erkunden

Mädchen hätten jedoch eine hohe Motivation, ihre eigene Zukunft in die Hand zu nehmen und zu gestalten. An dieser Stelle könne der Girls'Day mit konkreten Angeboten anknüpfen, die Mädchen darin bestärken, sich auch mit klassisch männlichen Berufen auseinanderzusetzen. Mit dem Boys'Day könnten Jungen mit Einblicken in bisher unbeachtete, eher vorwiegend von Frauen besetzten Berufsfelder, motiviert werden, sich stärker mit ihrer beruflichen Zukunft zu befassen. Diese Angebote ermöglichten es Mädchen und Jungen, weitere berufliche Optionen frei von Geschlechterklischees kennenzulernen. Damit diese neuen Horizonte auch nachhaltig weiter erkundet werden, benötigten Jugendliche – auch im Zuge der schulischen Berufs- und Studienorientierung – eine fundierte Vor- und Nachbereitung der Aktionstage, so das Projektteam.

Konkreter Berufswunsch hat große Bedeutung

Die Untersuchungen von „StepUp!“ zeigen zudem auch die große Bedeutung eines konkreten Berufswunschs für die weitere berufliche Orientierung. Die Hälfte der befragten Schüler/-innen der Jahrgangsstufen sieben bis zehn gaben einen konkreten Berufswunsch an. Erste Auswertungen weisen darauf hin, dass Schüler/-innen, die bereits einen konkreten Berufswunsch vorweisen, eine insgesamt stärker ausgeprägte Berufswahlkompetenz haben, als dies bei Schüler/-innen ohne Berufswunsch der Fall ist.

Jugendliche benötigen Angebote zur Berufs- und Studienorientierung

Berufswahlkompetenz, also die Kompetenz, sich für eine berufliche Perspektive zu entscheiden und diese umzusetzen, müsse während der Schulzeit erworben werden. Denn Ziel sei es, spätestens zum Ende der Schulzeit eine informierte, proaktive und nachhaltige Berufswahl treffen zu können. Hierfür benötigten Schüler/-innen Angebote zur Berufs- und Studienorientierung, die ihnen die Welt der Berufe eröffnen. Aktionstage, wie der Girls'Day und Boys'Day, könnten einen wertvollen Beitrag zur Bildung und Manifestierung von Berufswünschen leisten, um eine gute Entscheidung für die Zeit nach der Schule zu finden.

Über das Projekt „StepUp!“

Auch heute hat die soziale Herkunft immer noch den größten Einfluss darauf, welchen beruflichen Weg ein junger Mensch nach der Schule einschlägt. Manche bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück, Fehlentscheidungen führen zudem zu hohen Abbruchquoten bei Ausbildung und Studium. Schulische Berufsberatung ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, dabei jedoch weder standardisiert noch geht sie auf die Individualität der Jugendlichen ein. Hier setzt „StepUp!“ an, ein Forschungsprojekt des Fachgebiets Pädagogische Psychologie der Technischen Universität Berlin. Drei Teilprojekte mit Befragungen an 14 weiterführenden Schulen sollen Rückschlüsse auf Best-Practice-Methoden zulassen. Als wichtigstes Forschungsergebnis entsteht ein online zugänglicher Maßnahmenkompass, der zielgruppenspezifische Instrumente verständlich und praxisnah vermitteln soll. Ziel ist es, diesen bundesweit als Standardwerkzeug der schulischen Berufs- und Studienberatung zu etablieren. Die Stiftung Mercator fördert das Vorhaben für mehr Chancengleichheit von 2018 bis 2021 mit rund 580.000 Euro.

„Das Projekt leistet einen entscheidenden wissenschaftlichen Beitrag, um Jugendliche zukünftig noch individualisierter und bedarfsorientierter in ihrer beruflichen Entwicklung zu fördern“, so Projektleiterin Svenja Ohlemann der TU Berlin.

Quelle: TU Berlin vom 28.03.2019

Back to Top