Gender

Bildungsgewerkschaft fordert stärkere Berücksichtigung von Genderaspekten in der digitalen Bildung

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt an, die digitale Zukunft stärker mit Blick auf Geschlechterungerechtigkeiten in den Fokus zu nehmen. „Die Veränderungsprozesse haben unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer, Mädchen und Jungen. Wer über Digitalisierung spricht, muss auch Genderaspekte beachten. Der Bildungsbereich hat eine Schlüsselfunktion. In Kitas, Schulen und Hochschulen wird die Sensibilität für Geschlechterstereotype geschaffen – oder eben nicht“, erklärte Frauke Gützkow, GEW-Vorstandsmitglied für Frauenpolitik anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März.

09.03.2020

Die GEW regt an, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) ihre Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ von 2017 nach Gendergesichtspunkten überarbeitet. Die Strategie schreibe unter anderem die Förderung der Kompetenzbildung bei Lehrkräften für die pädagogische Arbeit in der digitalen Welt als integrale Aufgabe der Ausbildung in allen Unterrichtsfächern sowie in den Bildungswissenschaften über alle Phasen der Lehrkräftebildung fest.

Digitale Bildung mit Genderkompetenz verschränken

„Es ist gut, dass pädagogische Kompetenzen in der digitalen Bildung in den Blick genommen werden. Noch besser wäre es, diese mit Genderkompetenz zu verschränken“, sagte Gützkow. Die GEW wolle, dass auch der Bund aktiv wird. „Es ist ein Unding, dass das Bundesbildungsministerium in der ‚Qualitätsoffensive Lehrerbildung‘ zwar mehr Projekte zur Digitalisierung fördert, aber mit keinem Wort Gender thematisiert“, betonte Gützkow.

Pädagogisch-didaktische Konzepte, die alle Geschlechter gleichermaßen an MINT-Bereich und digitale Technologien heranführen

Als wichtiges Beispiel für Geschlechterstereotype, die in der Schule bearbeitet werden sollten, nennt das GEW-Vorstandsmitglied die Vorbereitung auf den bisher vor allem männlich geprägten Arbeitsmarkt in der IT-Branche. „Um eine Ausbildung im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) für Mädchen und junge Frauen attraktiver zu machen, braucht es Lernmittel und pädagogisch-didaktische Konzepte, die alle Geschlechter gleichermaßen an Naturwissenschaften und digitale Technologien heranführen“, sagte Gützkow. Wenn das nicht geschehe, drohe eine weitere Verfestigung von Geschlechterstereotypen: „Mädchen und Frauen finden in technischen Berufen kaum weibliche Identifikationsfiguren. Das hält sie davon ab, sich beruflich in diesem Segment des Arbeitsmarktes zu orientieren. Auch deshalb bleiben die Gestaltung und Programmierung der digitalen Zukunft weiterhin weitgehend Männern überlassen.“ So würden Geschlechterungerechtigkeiten weiter verstärkt. Längst gebe es beispielsweise Algorithmen, die Frauen systematisch benachteiligen.

„Um solche Entwicklungen zu verändern, braucht es einen langen Atem. Deshalb müssen wir mit dem Umdenken sofort beginnen“, hob das GEW-Vorstandsmitglied hervor.

Geschlechterbilder in sozialen Medien sollten Thema in der Schule sein

„In der Gestaltung und Nutzung der digitalen Medien wirken massiv Stereotype und Klischees“, unterstrich Gützkow. Vor allem Mädchen und junge Frauen würden auf vermeintliche Schönheitsideale reduziert, sie litten unter Cybermobbing und digitaler Gewalt. Die GEW-Expertin für Geschlechterpolitik sagte: „Sexistische Kommentare und Cybermobbing sind für die Entwicklung des Selbstbildes von Mädchen und Frauen gefährlich. Auch hier ist die Schule gefordert, im Rahmen der digitalen Bildung zu sensibilisieren und Rollenbilder zu reflektieren, damit Kinder und Jugendliche ihre individuellen Wege gehen können.“

Weiterführende Informationen

Die März-Ausgabe der GEW-Bundeszeitschrift „Erziehung & Wissenschaft“ (E&W, PDF, 7,9 MB) beleuchtet das Thema Genderpolitik und Digitalisierung in einem Schwerpunkt.

Quelle: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vom 06.03.2020

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