Gender

Antidiskriminierung: Hessischer Aktionsplan vorgestellt

Der Bevollmächtigte für Integration und Antidiskriminierung, Staatssekretär Jo Dreiseitel, betonte am 6. Juni anlässlich der Vorstellung des Hessischen Aktionsplans für Akzeptanz und Vielfalt: "In Hessen ist Vielfalt zu Hause. Wir setzen uns für ein offenes, diskriminierungsfreies und wertschätzendes Leben aller Menschen in Hessen ein".

07.06.2017

Staatssekretär Jo Dreiseitel sagte am 6. Juni im Rahmen der Landespressekonferenz weiter: "Die freie Entfaltung der Persönlichkeit und volle gesellschaftliche Teilhabe setzen voraus, dass jeder Mensch, ungeachtet seiner sexuellen und geschlechtlichen Identität, gesellschaftliche Akzeptanz erfährt und sein Leben ohne Benachteiligungen und Diskriminierungen gestalten kann. Wir setzen uns dafür ein, dass lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, inter* und queere Personen – kurz LSBT*IQ –offen und diskriminierungsfrei in Hessen leben können."

Während der Pressekonferenz stellte der Staatssekretär auch die neue Leiterin der Stabsstelle Antidiskriminierung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, Susanne Stedtfeld, vor, die zum 1. März 2017 die Leitung übernommen hat.

Aktionsplan enthält Handlungsempfehlungen

Mit dem Aktionsplan legt die Hessische Landesregierung erstmals umfangreiche Handlungsempfehlungen vor, um die Lebenssituation der LSBT*IQ Community in den Blick zu nehmen, sie zu verbessern und bestehende Diskriminierungen abzubauen. Mit ihm werden 13 übergeordnete Ziele verfolgt.

Diese reichen von:

  • der Förderung von Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, über
  • Wertschätzung von Vielfalt in der Landesverwaltung,
  • Vorbeugung von homo- und trans*feindlicher Gewalt bis hin zur
  • Unterstützung bei der Entwicklung von Strukturen, Vernetzung und Austausch
  • sowie "Hilfe zu Selbsthilfe" (Empowerment).

Dabei soll sich der Aktionsplan allen Menschen erschließen, die in Hessen leben – gerade auch denjenigen, die in ihrem Alltag bislang wenige bewusste Berührungspunkte mit LSBT*IQ hatten.

Unterschiedlichste Projekte und Maßnahmen

Staatssekretär Dreiseitel erklärte: "Die Vorhaben im Hessischen Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt sind sehr vielseitig. So werden beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Verein Schwules* Museum Berlin die Schicksale der Opfer des ehemaligen § 175 Strafgesetzbuch (StGB) in Hessen im Zeitraum von 1945 bis 1985 aufgearbeitet. Verbunden wird dies mit der Aufarbeitung der Repression und sozialen Ausgrenzung von lesbischen Frauen, die in diesem Zeitraum stattfand. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden Ende des Jahres mit einer wissenschaftlichen Publikation, einer Ausstellung und einer Fachveranstaltung präsentiert, um erstmals einen historischen Überblick über diesen Aspekt der hessischen Zeitgeschichte zu liefern."

Der Hessische Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt wurde gemeinsam mit den Interessenvertretungen der LSBT*IQ Community erarbeitet. Die Erstellung basiert auf einem breit angelegten Beteiligungsprozess, der die spezifischen Lebenssituationen von LSBT*IQ näher beleuchtet, Vorschläge erarbeitet sowie der Austausch zwischen Zivilgesellschaft und Landesverwaltung gefördert wurde. "Der Dank gilt an dieser Stelle allen Beteiligten, die sich in ihrer Freizeit für den Erarbeitungsprozess engagiert und ihr Wissen und ihre Erfahrungen und Expertise in eigener Angelegenheit in den Arbeitstreffen, Kompetenzteams und regionalen Beteiligungstagen zur Verfügung gestellt haben. Nur dank dieses Engagements und der intensiven Beteiligung konnte der Aktionsplan auf den Weg gebracht werden", betonte Dreiseitel.

Darüber hinaus bekennt sich das Land Hessen zu seiner Vorbildfunktion, die ihm als größtem Arbeitgeber in Hessen zukommt. Auch im Hinblick auf die Vielfaltsdimensionen der sexuellen und geschlechtlichen Identität werden Landesregierung und -verwaltung die in der Charta der Vielfalt eingegangenen Verpflichtungen weiter Schritt für Schritt konsequent umsetzen.

Bildungs- und Antidiskriminierungsangebot für Schulklassen

Die finanziellen Mittel, die zur Förderung zivilgesellschaftlicher Projekte für Akzeptanz und Vielfalt zur Verfügung stehen, runden den Aktionsplan ab. Durch die Finanzierung von SCHLAU Hessen, einem Bildungs- und Antidiskriminierungsangebot für Schulklassen, in Höhe von 50.000 Euro werden etwa seit 2015 Jugendliche und junge Erwachsene für die Themenfelder sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sensibilisiert und eine Begleitung in der oftmals noch schwierigen Phase des Coming-Out gewährleistet.

Hintergrundinformationen

In den Jahren 2015 und 2016 standen jeweils 200.000 Euro im Haushaltsplan des Landes Hessen für Projektförderungen zur Verfügung. Damit wurden innovative Projekte unterstützt, die für die Akzeptanz von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen und geschlechtlichen Identitäten werben und sich für ein offenes und diskriminierungsfreies Leben aller Menschen in Hessen einsetzen. 2017 wurde dieser Betrag auf 500.000 Euro erhöht und somit mehr als verdoppelt. Damit sollen Kommunen und insbesondere zivilgesellschaftliche Initiativen und Organisationen in ihrem Einsatz für Gleichbehandlung und Akzeptanz von Vielfalt unterstützt werden.

Begrifflichkeiten

  • LSBT*IQ: steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter* und queer.
  • Lesbisch: Eine lesbische Frau ist homosexuell, sie fühlt sich emotional und sexuell zu Frauen hingezogen.
  • Schwul: Ein schwuler Mann ist homosexuell, er fühlt sich emotional und sexuell zu Männern hingezogen.
  • Bisexuell: Bisexuelle Menschen fühlen sich emotional und sexuell zu Frauen und Männern hingezogen.
  • Trans*: Trans* wird im Aktionsplan als zusammenfassender Begriff für Personen gewählt, die sich als Transsexuelle, Transidenten, Transgender sowie genderqueer/nicht-binär identifizierte Personen verstehen.
  • Transsexuell: Transsexuelle Männer sind Personen, die sich als männlich identifizieren, denen aber bei der Geburt aufgrund ihrer anatomischen Merkmale ein weibliches Geschlecht zugewiesen wurde. Transsexuelle Frauen sind Personen, die sich als weiblich identifizieren, denen aber bei der Geburt aufgrund ihrer anatomischen Merkmale ein männliches Geschlecht zugewiesen wurde.
  • Transident: Der Begriff Transident wurde geprägt, um deutlich zu machen, dass es sich bei Transsexualität nicht um eine sexuelle Identität, sondern eine Geschlechtsidentität handelt.
  • Transgender: Transgender* Personen identifizieren sich als genderqueer/nicht-binär. Selten wird der Begriff Transgender im deutschsprachigen Raum auch gleichbedeutend mit transsexuell/transident verwendet.
  • Inter*: Unter dem Begriff Inter*Personen versteht man Personen, die von Geburt an nicht in das zweigeschlechtliche Raster passen, weil Variationen männlicher und/oder weiblicher Geschlechtsmerkmale vorliegen, die vielfältige genetische und/oder körperliche Ausprägungen haben können.
  • Queer: Kurzbezeichnung für "genderqueer"/"nicht-binär"
  • Genderqueer / nicht-binär: Genderqueere/nicht-binäre Personen identifizieren sich – wie auch transsexuelle Personen – nicht mit ihrem Geburtsgeschlecht. Sie wünschen sich aber – anders als diese – in der Regel kein Leben in einem anderen Geschlecht, sondern stehen den gesellschaftlichen Erwartungen bzgl. geschlechtstypischen Verhaltens generell kritisch gegenüber und lehnen deshalb z.B. auch eine sprachliche Zuordnung ab.

<link http: www.gleichgeschlechtliche-lebensweisen.hessen.de aktionsplan external-link-new-window informationen zum hessischen für akzeptanz und>Weitere Informationen auf der Internetseite Gleichgeschlechtliche Lebensweisen Hessen

Quelle: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration vom 06.06.2017

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