Gender
25. November ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
"Auch in Deutschland ist Gewalt gegen Frauen kein Problem am Rand unserer Gesellschaft, sondern findet mitten unter uns statt. Ich bin sehr froh, dass sich die neue Regierungskoalition darauf verständigt hat, eine zentrale bundesweite Notrufnummer für betroffene Frauen einzurichten. Das ist ein Angebot, dass direkt und unbürokratisch hilft und den Schutz von Frauen und mit betroffenen Kindern rund um die Uhr deutlich verbessert", erklärt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen zum morgigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.
24.11.2009
Derzeit leisten rund 360 Frauenhäuser, 240 lokale und regionale Frauennotrufe und Frauenberatungsstellen in Deutschland und viele weitere Unterstützungseinrichtungen Beratung und Hilfe für weibliche Opfer psychischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt. Ziel der geplanten bundesweiten, anonymen Notrufnummer ist es, auch außerhalb der üblichen Bürozeiten telefonische (Erst-)Beratung für Frauen in allen Gewaltsituationen zu leisten und eine kompetente Weitervermittlung an die Unterstützungseinrichtungen vor Ort zu ermöglichen. Das Angebot richtet sich auch an das soziale Umfeld und die zuständigen Berufsgruppen sowie an Männer - als Unterstützer ebenso wie als Täter. Frei geschaltet wird die bundesweite Notrufnummer voraussichtlich Ende 2011. Bis dahin muss eine neue Struktur aufgebaut, das Beratungspersonal intensiv geschult und die Kooperation mit den bestehenden Unterstützungssystemen etabliert werden.
Damit die Nummer auch Wirkung zeigen kann, ist es wichtig, dass betroffene Frauen vor Ort eine unbürokratische und niedrigschwellige Infrastruktur zur Unterstützung vorfinden - von den Frauenhäusern und Frauenschutzwohnungen über die Frauenberatungsstellen, Interventionsprojekte und weiteren spezialisierten Beratungseinrichtungen für Opfer von Menschenhandel, Zwangsverheiratung, Stalking und Genitalverstümmelung.
Jährlich nutzen rund 40.000 Frauen und Kinder die 360 Frauenhäuser in Deutschland. Die Finanzierung der Hilfeangebote vor Ort ist nach der Verfassung Aufgabe der Länder und Kommunen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt die Arbeit, indem es die Vernetzung der Einrichtugen fördert. Gemäß einer Vereinbarung im Koalitionsvertrag soll in dieser Legislaturperiode zusätzlich ein Bericht des Bundes die Lage der Frauen- und Kinderschutzhäuser und der übrigen Hilfeinfrastruktur untersuchen.
Wie groß das Problem der Gewalt gegen Frauen ist, zeigen mehrere Studien des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
- 40 Prozent der befragten Frauen haben unabhängig vom Täter-Opfer-Kontext schon mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt oder beides erlebt.
- Rund 25 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen haben Formen körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch den aktuellen oder einen früheren Beziehungspartner erlebt. Frauen sind demnach von häuslicher Gewalt mehr bedroht als durch andere Gewaltdelikte, wie Körperverletzung mit Waffen, Wohnungseinbruch oder Raub.
- Zwei Drittel der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen haben schwere bis sehr schwere körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlitten. Über ein Drittel der betroffenen Frauen hat sehr schwere bis lebensbedrohliche Gewalt erlebt.
- Trennung und Scheidung sind Situationen, in denen Frauen besonders davon bedroht sind, Opfer von Gewalt zu werden. Droht der Partner oder Ex-Partner Gewalt an, wird diese Drohung sehr häufig auch realisiert.
- Gewalterfahrung in der Kindheit ist der stärkste Risikofaktor für Frauen, auch als Erwachsene Opfer zu werden: Das Risiko ist doppelt so hoch, wenn Frauen in ihrer Kindheit und Jugend körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Eltern miterlebt haben; das Risiko ist dreimal so, wenn sie selbst Opfer von körperlicher Gewalt durch Erziehungspersonen wurden. Die in der Kindheit erlebte Gewalt hat also schwerwiegende Folgen auch für das Erwachsenenleben.
Quelle: PM BMFSFJ vom 24.11.2009
Termine zum Thema
-
06.05.2024
Arbeitsrechtliche Aspekte in der Kinder- und Jugendhilfe
-
14.05.2024
Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen - Grundlagenfortbildung
-
16.05.2024
6. Jahreskonferenz – Spannungsfelder und gelingende Praxis in der Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen
-
30.05.2024
Peers als Brücke ins Hilfesystem: Stärkung von Jugendlichen als Bystander
-
04.06.2024
Mehr Sicherheit in Elterngesprächen
Materialien zum Thema
-
Artikel / Aufsatz
Verdacht auf innerfamiliären sexuellen Missbrauch: Herausforderungen und wie der ASD trotz und mit ihnen gut umgehen kann
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Arbeitshilfe zur Erstellung von Schutzkonzepten in der OKJA - Prävention (sexualisierter) Gewalt
-
Broschüre
#TrautEuchOnline. Digitalisierung von Fortbildungen zu sexualisierter Gewalt
-
Newsletter / Mailingliste
Newsletter zum Wissenschafts-Praxis-Transfer im Bereich Schutz vor sexualisierter Gewalt
-
Broschüre
Gewalt an Kindern und Jugendlichen mit Behinderung – Dossier 1/2022
Projekte zum Thema
-
BIG e.V.
BIG Prävention
-
BBJ Consult AG
Love doesn't hurt
-
Umfrage zur Nutzung von Verhütungsmitteln für Mädchen und Frauen im Alter von 12 bis 25 Jahre
-
Bundesweites Modellprojekt 2015 - 2018 zum Schutz von Mädchen und Jungen mit Behinderung vor sexualisierter Gewalt in Institutionen
-
Zeig uns, was dir wichtig ist
Institutionen zum Thema
-
Sonstige
#180grad Präventionsprojekt
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
faX Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend für Stadt und Landkreis Kassel
-
Sonstige
Landesfachstelle Prävention sexualisierte Gewalt NRW
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Violetta - Fachberatungsstelle für sexuell missbrauchte Mädchen und junge Frauen
-
Stiftung / Fördereinrichtung
Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel