Ganztagsbildung

Hamburg schafft 108 zusätzliche Erzieher- und Sozialpädagogen-Stellen zur Betreuung von Sonderschülern

Zum kommenden Schuljahr 2011/12 wird Hamburgs Schulbehörde 108 zusätzliche Stellen für Erzieher und Sozialpädagogen schaffen, um Sonderschülerinnen und -schüler an den allgemeinen Schulen besser unterrichten zu können.

06.05.2011

Schulsenator Ties Rabe: „Das ist eine gute Nachricht für rund 1.800 Sonderschüler und ihre rund 40.000 Mitschülerinnen und Mitschüler an vielen Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien. Künftig können erheblich mehr Unterrichtsstunden mit einem Erzieher oder Sozialpädagogen doppelt besetzt werden. Damit werden wir der Unterricht deutlich verbessern und allen Schülern neue Chancen eröffnen.“

Anlass für die Sofortmaßnahme ist eine Schulgesetzänderung aus dem Jahr 2010. Damals wurde entschieden, dass ab dem Schuljahr 2010/2011 Sonderschüler bei jeder Einschulung der neuen Klassen 1 und 5 auf Wunsch auch die allgemeinen Schulen besuchen können. Diese Änderung leitete einen dramatischen Wandel der Hamburger Schullandschaft ein. Bislang besuchten rund 83 Prozent der rund 900 Sonderschüler eines Jahrgangs die Sonderschulen und nur 17 Prozent die allgemeinen Schulen. Dort wurden sie in der Regel in gemischten Klassen unterrichtet, in denen neben den Klassenlehrern auch Sonderschullehrer, Erzieher und Sozialpädagogen tätig waren. Seit Änderung des Schulgesetzes besuchen dagegen 53 Prozent der Sonderschüler eines Jahrganges die allgemeinen Schulen. Auf diesen Ansturm wurden die Schulen jedoch in keiner Weise vorbereitet. Die zusätzlich bereitgestellten Mittel entsprachen nur einem Drittel der bis dahin üblichen Zusatzförderung. Dies stellte für die Schulen eine erhebliche Herausforderung dar. 

Schulsenator Ties Rabe: „Die Öffnung der allgemeinen Schulen für die Sonderschüler war eine richtige Entscheidung. Leider wurde die gute Idee durch schlechte Planung gefährdet. Wir ändern das. Denn wir sind davon überzeugt, dass Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in gemischten Klassen sehr gut lernen können. Gemischte Klassen sind für beide Seiten ein Gewinn. Alle Schüler lernen, mit den unterschiedlichen Stärken und Schwächen ihrer Mitmenschen sozial angemessen umzugehen. Hamburg war mit den in den 90er Jahren gegründeten Integrationsklassen und integrativen Regelklassen Vorreiter dieser Idee. Gerade viele Eltern von leistungsstarken Schülern haben ihre Kinder gezielt in den Integrationsklassen angemeldet, weil sie von der Idee des sozialen Lernens überzeugt waren. An diese gute Tradition wollen wir wieder anknüpfen.“ 

Schulsenator Ties Rabe: „Dieser Sofortmaßnahme wird die Situation an vielen Schulen entspannen. Dennoch liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns. Wir werden in den nächsten Monaten zusammen mit Experten aus allen Bereichen ein Konzept entwickeln, nach dem künftig Sonderschüler an allen allgemeinen Schulen unterrichtet werden können. Zurzeit gibt es an Hamburgs Schulen vier grundverschiedene Förderkonzepte mit extrem unterschiedlicher Ressourcenausstattung. Unser Ziel ist es, diese Förderkonzepte zusammenzuführen und im Schuljahr 2012 an allen Schulen mit einem tragfähigen Konzept zu starten.“ 

Rabe bedankt sich bei Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrern für ihren außerordentlichen Einsatz im letzten Jahr: „Das war für einige Schulen ein schwieriges Jahr. Ich hoffe, dass die jetzt geplanten Erleichterungen uns allen Mut machen, in den nächsten Monaten gemeinsam tragfähige neue Konzepte für die inklusive Bildung weiterzuentwickeln und den begonnenen Weg weiterzugehen.“ 

Die 108 Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie Erzieherinnen und Erzieher sollen nach einem festen Schlüssel möglichst zielgenau eingesetzt werden, um die Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung zu unterstützen: 

* Jede Stadtteilschule, die bisher noch keine Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen hat, bekommt eine volle Stelle zugewiesen. Das betrifft vor allem die aus ehemaligen Haupt- und Realschulen gebildeten Stadtteilschulen, insgesamt 13 Schulen.

 * Schulen, die bereits Schülerinnen und Schüler im Rahmen von I-Klassen oder mit der Unterstützung durch Integrative Förderzentren beschulen, bekommen für jedes Kind mit Förderbedarf Lernen, Sprache oder emotionale und soziale Entwicklung eine Versorgung mit Erziehern oder Sozialpädagogen in Höhe von weiteren 1,5 Wochenstunden.

 * Schulen, die keine Schülerinnen und Schüler im Rahmen von I-Klassen oder Integrativen Förderzentren beschulen, bekommen für jedes Kind mit Förderbedarf Lernen, Sprache oder emotionale und soziale Entwicklung eine neue Versorgung mit Erziehern oder Sozialpädagogen in Höhe von 3 Wochenstunden.

 * 18 Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie Erzieherinnen und Erzieher werden als „Feuerwehrkräfte“ vorgehalten, um damit flexibel und schnell auf besonderen Unterstützungsbedarf in einzelnen Schulen zu reagieren. 

Herausgeber: Behörde für Schule und Berufsbildung Freien und Hansestadt Hamburg

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