Freiwilliges Engagement

Wohlfahrtsverbände lehnen soziales Pflichtjahr ab

Auf Einladung des Bundesgesundheitsministers haben sich 18 Sozial- und Wohlfahrtsverbände zum Austausch über einen allgemeinen Pflichtdienst getroffen. Der Deutsche Caritasverband fordert stattdessen eine bessere Ausstattung der bestehenden Freiwilligendienste. Auch die AWO lehnt ein soziales Pflichtjahr grundsätzlich ab, begrüßt aber die politische Debatte zum Thema Engagement.

25.09.2018

Die bestehenden Freiwilligendienste sind so auszugestalten und zu finanzieren, dass alle, die einen sozialen Dienst leisten wollen, attraktive Rahmenbedingungen vorfinden. Der gesellschaftliche Zusammenhalt lebt von der Bereitschaft zum freiwilligen sozialen Engagement, sagt Caritas-Präsident Neher in einem Statement.

„Wir sind froh und dankbar, dass sich Jahr für Jahr zahlreiche Frauen und Männer finden, die in Einrichtungen und Diensten der Caritas ein freiwilliges soziales Jahr leisten wollen. Ihre hohe Motivation und ihre leidenschaftliche Begeisterung sind Kraftquellen für unsere Arbeit - weit über die engeren Aufgaben hinaus, welche die jungen Leute übernehmen.“

Mehr Anerkennung und Ansehen für engagierte Bürger

Für eine Ablösung dieser freiwilligen Dienste durch ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr gibt es aus Sicht des Caritasverbandes keine überzeugenden Argumente.

Stattdessen solle die Politik Rahmenbedingungen schaffen, dass der bestehende Bundesfreiwilligendienst und das Freiwillige Soziale Jahr so auskömmlich finanziert werden, dass für alle Interessierten Plätze und orientierende Begleitung angeboten werden können.

„Was wir dringend benötigen, ist mehr Anerkennung und Ansehen für junge Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten. Beispielsweise sollten mehr Möglichkeiten geschaffen werden, freiwilliges Engagement bei der Bewerbung um einen Studienplatz oder im Beruf anzuerkennen,“ so Neher weiter.

Unabhängig von den guten Erfahrungen mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr ist durchaus eine gesellschaftliche Debatte über Rechte und Pflichten in einem sozialen Gemeinwesen zu führen. Denn tatsächlich braucht eine funktionierende Demokratie von ihren Bürgerinnen und Bürgern eine aktive Beteiligung.

Sozialen Zusammenhalt und Teilhabe ermöglichen 

Auch die AWO lehnt ein soziales Pflichtjahr grundsätzlich ab. Ihr Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler erklärte dazu: „Auch wenn die AWO ganz entschieden gegen jeden Pflichtdienst ist, ist sie der Einladung des Bundesgesundheitsministers gerne nachgekommen. Wir begrüßen grundsätzliche jede Debatte darüber, wie wir gemeinsam zu mehr sozialem Zusammenhalt und Teilhabe beitragen können. Ein Pflichtdienst, der junge Menschen in erster Linie zu billigen Arbeitskräften macht, hilft hier ganz sicher nicht.

Junge Menschen können nicht das strukturelle Fachkräfteproblem der Pflege lösen. Dazu bedarf es in erster Linie besserer Arbeitsbedingungen. Dennoch freut es uns, dass das Thema Engagement auf der höchsten politischen Ebene angekommen ist.  Die Bürgerinnen und Bürger – gerade junge Menschen – sind bereit, sich einzubringen und sich zu engagieren.

Möchte man mehr engagierte junge Frauen und Männer benötigt man attraktivere  Rahmenbedingungen. Wir fordern zum Beispiel kostenfreie Nahverkehrstickets für alle, die einen Freiwilligendienst leisten und eine klare Berücksichtigung eines Freiwilligendienstes bei der Vergabe von Studienplätzen. Denn klar ist, Engagement muss belohnt werden.“

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hatte bereits im Vorfeld des Verbändegesprächs im Bundesgesundheitsministerium seine ablehnende Haltung gegenüber der Einführung eines sozialen Pflichtjahres für alle bekräftigt und ebenfalls eine bessere und attraktivere Ausgestaltung der bestehenden Freiwilligendienste gefordert.

Quelle: Deutsche Caritasverband e.V. und AWO Bundesverband e.V. vom 25.09.2018

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