Freiwilliges Engagement

Wer sich sozial engagiert, lebt und stirbt zufriedener

Eine neue Studie zum Wohlbefinden am Ende des Lebens von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität erforscht den Zusammenhang zwischen sozialem Engagement und Wohlbefinden im letzten Lebensabschnitt.

22.03.2016

Für die Studie "Terminal decline in well-being: The role of social orientation" wertete die Forschergruppe Daten der Längsschnittuntersuchung SOEP aus, die unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft am DIW Berlin durchgeführt wird. Untersucht wurden die Daten von 2.910 verstorbenen Personen, die vor ihrem Tod bis zu 27-mal an der jährlich durchgeführten Erhebung teilgenommen hatten. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt ihres Todes betrug 74 Jahre und das Verhältnis von Männern und Frauen war ausgeglichen. An der Auswertung der Daten waren auch nordamerikanische Wissenschaftlerinnen der Arizona State University, der Cornell University, der Pennsylvania State University und der University of British Columbia beteiligt.

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl ein sozial aktives Leben als auch das Verfolgen von sozialen Zielen unabhängig voneinander mit einem höheren Wohlbefinden in dieser letzten Lebensphase in Verbindung stehen. Der Zusammenhang ist unabhängig von anderen bereits bekannten Faktoren wie dem Gesundheitszustand, Behinderungen oder Krankenhausaufenthalten sowie beispielsweise dem Geschlecht, dem sozio-ökonomischen Status und dem Bildungsstand zu beobachten. Die Stärke des Effektes liegt bei annähernd zehn Prozent im Hinblick auf die Höhe des Wohlbefindens und bei beinahe zwanzig Prozent in Bezug auf dessen Abnahme kurz vor dem Tod.

„Wir fanden es erstaunlich zu sehen, dass die Zusammenhänge von sozialer Teilhabe und Wertschätzung mit dem Wohlbefinden – also wie zufrieden Menschen mit ihrem Leben sind – auch am Ende des Lebens so ausgeprägt sind. Das hätten wir so nicht erwartet“, sagt Denis Gerstorf von der Humboldt-Universität zu Berlin, einer der Autoren der Studie. „Menschen mit sozialer Orientierung sind daran interessiert, anderen zu helfen und engagieren sich in sozialen und politischen Initiativen. Offensichtlich ist dies auch und gerade am Ende des Lebens für das eigene Wohlbefinden von Bedeutung“, ergänzt Gerstorf.

Besonders interessant: Wenn die untersuchten Personen sowohl weniger sozial aktiv waren als auch soziale Ziele weniger wichtig fanden, verstärkten sich die an sich schon einzeln vorhandenen Effekte erheblich. Diese Menschen schätzten ihre Lebenszufriedenheit ein Jahr vor ihrem Tod besonders niedrig ein. Außerdem konnte gezeigt werden, dass soziale Teilhabe nicht nur an sich wichtig ist, sondern dass es auch darauf ankommt, sozial aktiv zu bleiben. So war die Abnahme des Wohlbefindens vor dem Tod weniger ausgeprägt bei Menschen, deren hohes Niveau an sozialen Aktivitäten – trotz Krankheit und Behinderung – kaum abnahm. „Sozial aktive ältere Menschen fühlen sich gut, wahrscheinlich weil sie etwas machen, was ihnen Freude bringt. Indirekt kann die allgemeine Lebenszufriedenheit dadurch gestärkt werden, weil das Selbstwertgefühl steigt ebenso wie das Gefühl, noch etwas bewegen zu können“, erklärt Gert G. Wagner (DIW Berlin), einer der Koautoren der Studie.

Link zur Studie: <link http: psycnet.apa.org journals pag external-link-new-window decline in well-being: the role of social>psycnet.apa.org/journals/pag/31/2/149/

Quelle: Humboldt-Universität zu Berlin vom 08.03.2016

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