Freiwilliges Engagement
„weltwärts“-Freiwillige engagieren sich nach ihrer Rückkehr verstärkt entwicklungspolitisch
Teilnehmende an dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts erwerben nicht nur neue Fähikeiten und Kenntnisse, sie verändern auch ihre Einstellungen dauerhaft und engagieren sich nach ihrer Rückkehr häufiger entwicklungspolitisch. Dies hat eine Evaluation des Programms ergeben. In der mangelnden Diversität der Freiwilligen bestehe jedoch weiterhin eine Herausforderung.
20.03.2018
Teilnehmende des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes weltwärts verändern sich durch ihren Dienst dauerhaft. Sie engagieren sich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland verstärkt für entwicklungspolitische Themen und beeinflussen auch ihre Eltern, Freundinnen und Freunde. Das ergibt eine kürzlich abgeschlossene Evaluierung des weltwärts-Programms durch das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval). Das Institut empfiehlt die Fortführung des weltwärts-Programms, sieht aber auch die Notwendigkeit von Verbesserungen. Zusätzliches Potenzial für Veränderungen identifiziert die Evaluierung unter anderem in der fehlenden Diversität der Freiwilligen, ein Aspekt der schon in einer 2011 veröffentlichten Evaluierung kritisiert wurde.
Auch das Umfeld der Rückkehrer/-innen gewinnt neue Einstellung
Freiwillige in der sogenannten „Nord-Süd-Komponente“ von weltwärts leisten einen meist einjährigen Dienst in einem Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Evaluierung belegt: Dadurch erwerben sie Wissen über ihr Einsatzland, erlernen dessen Verkehrssprache, schulen ihre Fähigkeit, sich in die Perspektive von Menschen aus ihrem Einsatzland hineinzuversetzen, und entwickeln ihnen gegenüber Empathie und positive Einstellungen. Auch Eltern sowie Freundinnen und Freunde gewinnen durch den Austausch mit Freiwilligen an Wissen und positiven Einstellungen bzw. Empathie. Rückkehrerinnen und Rückkehrer richten ihr ehrenamtliches Engagement verstärkt auf entwicklungspolitische Fragestellungen aus. Die Evaluierung zeigt zudem, dass Wissen, Kompetenzen, Einstellungen und Verhaltensmuster der Freiwilligen nach der Rückkehr auch mit zunehmendem zeitlichem Abstand zur weltwärts-Teilnahme ähnlich ausgeprägt sind.
Mangelnde Diversität der Freiwilligen bleibt Herausforderung
Auf Basis der beobachteten positiven, auch längerfristig wirksamen Veränderungen empfiehlt das DEval eine Fortführung des Programms. Die mangelnde Diversität der Freiwilligen bleibt jedoch eine Herausforderung für weltwärts. Evaluatorin Laura Scheinert dazu: „An dem Programm nehmen kaum Personen ohne Abitur oder Menschen, die sich nicht der Ober- oder Mittelschicht zuordnen, teil. Die Evaluierung erkennt zwar an, dass teilweise wegweisende Maßnahmen unternommen werden, um die Teilnahme verschiedener Bevölkerungsgruppen – insbesondere von Personen mit Behinderung, mit sogenanntem Migrationshintergrund oder mit einem beruflichen Bildungsabschluss – zu ermöglichen. Trotzdem besteht in diesem Bereich weiterhin Handlungsbedarf.“
Fragestellungen der weltwärts-Evaluation
Die Evaluierung weltwärts-Freiwillige und ihr Engagement in Deutschland untersucht individuelle Veränderungen von Freiwilligen sowie ihr ehrenamtliches Engagement in Deutschland nach der Rückkehr. Erstmals wurde auch untersucht, in welchem Maße diese Veränderungen nach der Rückkehr fortdauern und inwiefern sie an Eltern und Freundinnen und Freunde der Freiwilligen weitergegeben werden. Es wurde geprüft, ob unterschiedliche Bevölkerungsgruppen an weltwärts teilnehmen und von den angenommenen positiven Effekten des Programms profitieren. Zudem wurde der Stellenwert einzelner Programmaspekte für Freiwillige und Entsendeorganisationen untersucht. Die Evaluierung stützt ihre Aussagen unter anderem auf Querschnittsbefragungen von weltwärts-Freiwilligen, einer bevölkerungsrepräsentativen Vergleichsgruppe und des privaten Umfelds der Freiwilligen. Außerdem wurden aktuelle und ehemalige Entsendeorganisationen befragt, Gruppendiskussionen mit zurückgekehrten Freiwilligen durchgeführt und dem „Gemeinschaftswerk“ weltwärts angehörende Expertinnen und Experten interviewt.
Der weltwärts-Evaluierungsbericht ist von der Webseite des DEval abrufbar.
Über weltwärts
Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst weltwärts ermöglicht im Rahmen seiner Nord-Süd-Komponente jungen Erwachsenen die Teilnahme an einem Freiwilligendienst in Ländern des Globalen Südens. Umgesetzt wird weltwärts von über 150 zivilgesellschaftlichen Entsendeorganisationen und ihren Partnerorganisationen in den Einsatzländern. Seit Gründung des Programms 2007 haben bereits mehr als 30.000 junge Erwachsene an weltwärts teilgenommen. Gemessen an der Zahl der jährlichen Entsendungen und am finanziellen Umfang ist weltwärts der größte internationale Jugendfreiwilligendienst in Deutschland und einer der größten entwicklungspolitischen Jugendfreiwilligendienste weltweit.
Über DEval
Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mandatiert, Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unabhängig und nachvollziehbar zu analysieren und zu bewerten. Mit seinen strategischen und wissenschaftlich fundierten Evaluierungen trägt das Institut dazu bei, die Entscheidungsgrundlage für eine wirksame Gestaltung des Politikfeldes zu verbessern und Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit transparenter zu machen. Das Institut gehört zu den Ressortforschungs-einrichtungen des Bundes, beschäftigt derzeit rund 60 Mitarbeitende und wird von Prof. Dr. Jörg Faust geleitet.
Quelle: Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit vom 07.03.2018
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