Freiwilliges Engagement

Caritas: Zivildienst braucht Alternativen

Sollte mit der von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ins Gespräch gebrachten Aussetzung der Wehrpflicht auch der Zivildienst wegfallen, fehlen den Einrichtungen und Diensten der Caritas in Baden-Württemberg 1500 Zivildienstleistende. "Dies hat zur Folge, dass verschiedene Dienstleistungen verteuert oder ersatzlos gestrichen werden müssen", erklärt Wolfgang Tripp, Caritasdirektor der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

16.08.2010

Diese Entwicklung lässt sich nur aufhalten, wenn andere Freiwilligendienste die zu erwartende Lücke schließen." Tripp macht darauf aufmerksam, dass die Politik den notwendigen finanziellen Rahmen zur Verfügung stellen muss, damit attraktive Alternativen zum Zivildienst entwickelt und aufgebaut werden können.

"Unsere Vorstellung ist, dass die Anzahl der Plätze im Freiwilligendienst deutlich erhöht wird und der Bund in Zukunft Freiwilligendienste in gleicher Weise unterstützt wie derzeit den Zivildienst", erklärt der Caritasdirektor. Derzeit fördert der Bund die Wehrersatzdienstplätze finanziell stärker als andere Freiwilligendienste. Daher erhalten Zivildienstleistende zusätzlich Weihnachtsgeld, Mietkostenzuschuss oder 25 Prozent Ermäßigung auf alle Fahrten im Streckennetz der DB.

Aus Sicht der Caritas Rottenburg-Stuttgart steigern solche Zugaben die Attraktivität der Freiwilligendienste. Auf der anderen Seite stelle ein solcher Dienst für junge Männer einen hohen persönlichen Gewinn dar: "Die jungen Menschen erhalten hier oft einmalig in ihrer Biografie die Gelegenheit, ihre sozialen Kompetenzen im Umgang mit Alten, Kranken, Behinderten und Benachteiligten zu entwickeln und zu schulen", so Tripp. Diese Kompetenzen bedeuteten auch einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert für die Gesellschaft und für eine gewinnorientierte Arbeitswelt.

Da im sozialen Arbeitsfeld dringend männliche Fachkräfte benötigt werden, sieht die Caritas auch unter dem Gesichtspunkt der Berufsfindung im Freiwilligendienst viele Chancen: Falls die jungen Männer eine Tätigkeit im sozialen Feld erwögen, könnten sie sich auf diese Weise optimal erproben. "Eine solche Orientierungsphase eröffnet auch die Möglichkeit, einem Fachkräftemangel im Sozialsektor entgegenzuwirken."

Mit Blick auf die bedürftigen Menschen fordert die Caritas dringend Planungssicherheit. "Wird die Wehrpflicht ausgesetzt, brauchen wir umgehend Informationen über die Rahmenbedingungen und Zeitkorridore, innerhalb derer wir Ersatzlösungen finden müssen." Der Caritasdirektor befürwortet, dass frei werdende Mittel aus dem Zivildienst vollständig zur Ausgestaltung der Freiwilligendienste eingesetzt werden.

Quelle: Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V.

Back to Top