Freiwilliges Engagement

BKJ begrüßt Position der Kanzlerin zum Ausbau der Freiwilligendienste

Nach der öffentlichen Debatte der letzten Wochen um einen Pflichtdienst hat sich Angela Merkel in einem ARD-Interview für den Ausbau der Freiwilligendienste ausgesprochen. Dies befürwortet die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) und spricht sich gleichzeitig vehement gegen einen Pflichtdienst aus. Denn Freiwilligkeit sei ein konstituierendes Element des zivilgesellschaftlichen Engagements.

29.08.2018

Im Sommerinterview der ARD hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag den Forderungen aus der CDU nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht eine Absage erteilt und sich damit indirekt gegen einen allgemeinen Pflichtdienst oder ein verpflichtendes Dienstjahr für Geflüchtete ausgesprochen. Diese Haltung unterstützt die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ): „Ein Pflichtdienst widerspricht elementaren Freiheits- und Grundrechten und wäre eine Zwangsmaßnahme, angewendet auf eine konstruierte Gruppe von Menschen. Dies läuft der Vorstellung eines solidarischen Miteinanders in einer demokratischen Gesellschaft zuwider. Junge Menschen wollen diese Gesellschaft mitgestalten. Dafür brauchen sie Anerkennung ihrer Positionen und konkrete Maßnahmen zur Unterstützung ihres Engagements. Auch deshalb ist klar: Für die Ausgestaltung des gesellschaftlichen Zusammenhalts muss Freiwilligkeit des Engagements die Maßgabe sein“, so Tom Braun, Geschäftsführer der BKJ.

Freiwilligkeit ist konstituierendes Element des Engagements

Für die BKJ ist Freiwilligkeit ein konstituierendes Element des zivilgesellschaftlichen Engagements und ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Freiwilligendiensten, wie sie die BKJ gemeinsam mit den Trägern im Verbund Freiwilligendienste Kultur und Bildung umsetzt. Als Teil der Zivilgesellschaft schaffen die Träger mit dem Freiwilligendienst-Angebot nicht nur Orte für Engagement, sondern auch Räume gesellschaftlicher Aushandlung, die grundlegend für ein gesellschaftliches Miteinander in einer Demokratie sind.

Mit genügend politischem Willen und entsprechenden Maßnahmen für die Rahmenbedingungen können Freiwilligendienste so gestaltet werden, dass sie eine Antwort darauf sein können, mit welchen Mitteln sich gesellschaftlicher Zusammenhalt verbessern lässt. Auch die Idee eines Rechtsanspruchs, den Bundeskanzlerin Merkel im Sommerinterview der ARD anspricht, könnte ein entsprechendes Instrument sein.

Konzept zum Ausbau der Freiwilligendienste

Die für Freiwilligendienste zuständige Bundesfamilienministerin Franziska Giffey will im Herbst Vorschläge für den Ausbau der Freiwilligendienste vorlegen. Ihr Ministerium erarbeite ein „umfangreiches Konzept“, teilte die SPD-Politikerin laut dpa am Montag mit: „Jeder, der sich in Deutschland freiwillig engagieren will, soll dazu die Möglichkeit bekommen. Dafür wollen wir die Freiwilligendienste umfassend ausbauen und attraktiver gestalten.“ Die BKJ fordert, die zivilgesellschaftlichen Zentralstellen aus FSJ, FÖJ und BFD in diesen Prozess als Partner einzubinden.

Kein Pflichtdienst für Geflüchtete

Bezüglich der Diskussionen um einen Pflichtdienst für Geflüchtete hat sich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey außerdem gegen die Forderungen aus der CDU ausgesprochen, die zuletzt ein solches verpflichtendes Dienstjahr thematisiert haben. Durch das Sonderprogramm Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bestehe seit 2016 die Option für Geflüchtete einen Freiwilligendienst zu leisten. Von der Möglichkeit haben bislang über 4.700 Menschen Gebrauch gemacht. Auch der Trägerverbund Freiwilligendienste Kultur und Bildung hat 300 zusätzliche Freiwilligendienstplätze in diesem Sonderprogramm geschaffen.

Finanzielle Herausforderungen für die Träger

Der nun angekündigte und von den Zentralstellen im FSJ, FÖJ und BFD lange geforderte Ausbau an Freiwilligendienstplätzen und die Verbesserung der Freiwilligendienste kann nur durch eine größere Berücksichtigung im Haushalt des Bundes erreicht werden. Strukturell stehen die Träger, die mehrheitlich die Freiwilligendienste in zivilgesellschaftlicher Verantwortung organisieren, vor Herausforderungen: Die Zuschüsse für die pädagogische Begleitung sind seit sechs Jahren konstant und durch Kosten- und Tarifsteigerungen rückläufig. Der Zugang für Menschen mit Unterstützungsbedarf aufgrund z. B. körperlicher Beeinträchtigung ist wegen nicht verfügbarer Haushaltsmittel und ungeklärter Zuständigkeiten aktuell oftmals nahezu unmöglich. Mit dem Ende der EU-Förderperiode 2020 droht in den ostdeutschen Ländern zudem ein Kahlschlag an Freiwilligendienstplätzen, die bisher stark aus ESF-Mitteln gefördert wurden.

Weiterführende Informationen

Die Stellungnahme „Wider dem Pflichtdienst!" des Bundesarbeitskreis FSJ sowie der Artikel „Ende der Zusatzförderung des 'BFD mit Flüchtlingsbezug' - trotz Erfolgen" stehen auf der Webseite der BKJ zur Verfügung.

Über die Freiwilligendienste Kultur und Bildung

Die Freiwilligendienste Kultur und Bildung sind Bildungsjahre und Orientierungszeiten sowie wirksame Formen gesellschaftlichen Engagements. Sie sind Angebote des Trägerverbundes Freiwilligendienste Kultur und Bildung. Für 4.800 Interessent(inn)en in diesem Jahr stehen am 1. September 2018 knapp über 2.000 Freiwilligenplätze bundesweit zur Verfügung.

Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ) als bundeszentraler Träger sowie Zentralstelle verantwortet und koordiniert bundesweit diese Freiwilligendienste. Die der BKJ angeschlossenen Träger im Verbund Freiwilligendienste Kultur und Bildung sind verantwortlich für die Umsetzung und Qualitätssicherung der Dienste, sie gewährleisten die Begleitung von Freiwilligen und Einsatzstellen sowie die Durchführung von Bildungstagen. Die Freiwilligen leisten ihren Einsatz in gemeinwohlorientierten Einrichtungen des Kultur- und Bildungsbereichs.

Quelle: Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.

Redaktion: BKJ Redaktion

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