Flucht und Migration

Neues Projekt bringt Vernetzung der Flucht- und Flüchtlingsforschung voran

Das Bundesforschungsministerium fördert für fünf Jahre das Verbundprojekt „Flucht- und Flüchtlingsforschung: Vernetzung und Transfer“. Ziel ist es, diesen Bereich stärker zu vernetzen und im akademischen Betrieb zu verankern. Trotz des Anstiegs der wissenschaftlichen Aktivitäten und des Interesses an den Ergebnissen, war die Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland bislang kaum institutionell verankert.

28.01.2020

Seit 2014/15 erlebt die Forschung zu Flucht und Schutzsuchenden in Deutschland und Europa, parallel zum zwischenzeitlichen Anstieg der Zahl der Asylanträge, eine Konjunktur. Viele Projekte und Publikationen wurden initiiert, zahlreiche Vorträge und Tagungen fanden statt. Um die Flucht- und Flüchtlingsforschung stärker zu vernetzen und im akademischen Betrieb zu verankern, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nun für fünf Jahre mit rund 3,7 Millionen Euro das Verbundprojekt „Flucht- und Flüchtlingsforschung: Vernetzung und Transfer“.

Beteiligt an dem Projekt sind das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück, das Bonn International Center for Conversion (BICC), das Centre for Human Rights der Universität Erlangen-Nürnberg (CHREN) und das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn.

Flucht- und Flüchtlingsforschung bisher kaum verankert

„Die bisherigen wissenschaftlichen Aktivitäten haben einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, zu verstehen und zu erklären, aus welchen Gründen Menschen weltweit vertrieben werden oder fliehen“, so IMIS-Direktor und Verbundleiter Prof. Dr. Andreas Pott. Auch ließen sie deutlich werden, warum in einigen europäischen Gesellschaften die Bereitschaft, Schutzsuchende aufzunehmen, in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wesentlich höher war als in anderen.

Trotz des erheblichen Anstiegs der wissenschaftlichen Aktivitäten und trotz des Interesses an den Ergebnissen ist die Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland allerdings bislang kaum institutionell verankert. „Es gibt keine wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich vorrangig mit diesem Themenkomplex beschäftigen, eine äußerst geringe Zahl von Professuren, keine Studiengänge, viele Forscherinnen und Forscher und Projekte, die vereinzelt arbeiten, aber nur in geringem Umfang miteinander vernetzt sind“, resümiert Prof. Pott.

Forschung in Deutschland und der Welt voranbringen

„Unser Ziel ist es, die Vernetzung der Flucht- und Flüchtlingsforschung nicht nur national voranzubringen, sondern die deutsche Forschung auch international stärker sichtbar zu machen“, so Pott. „Immerhin befinden sich die weltweit wichtigsten Zentren der Fluchtforschung in Großbritannien, Kanada und den USA.“ Im Rahmen eines umfangreichen Fellow-Programms sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an die vier beteiligten Institute geholt werden, um den Austausch zu fördern.

Konkrete Aktivitäten des Verbundprojektes bestehen nicht nur darin, durch Workshops und Tagungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fächer zusammenzuführen und ins Gespräch zu bringen. Mitprojektleiterin Prof. Dr. Ulrike Krause, die am IMIS die bundesweit einzige Juniorprofessur für Flucht- und Flüchtlingsforschung inne hat, sagt: „Wir haben uns außerdem vorgenommen, einen universitätsübergreifenden Studiengang zur Flucht- und Flüchtlingsforschung zu entwickeln. Darüber hinaus besteht ein wesentliches Ziel darin, die Ergebnisse der Forschung verstärkt in die Öffentlichkeit zu bringen.“ Hierzu gehören Veranstaltungen für die Medien, eine eigene Internet-Plattform, aber auch die Herausgabe eines neuartigen „Fluchtberichts“, der über die Hintergründe, Bedingungen und Folgen aktueller Ereignisse im weltweiten Fluchtgeschehen informieren soll.

Dass das Verbundprojekt mit einem Hauptanteil in Osnabrück angesiedelt wird, ist auch das Ergebnis jahrzehntelanger dortiger wissenschaftlicher Aktivitäten zum Thema: „Wir betreiben am IMIS seit seiner Gründung im Jahr 1990 Forschung zum Thema Flucht und deren Folgen, sind also alles andere als ein neuer Mitspieler im Feld der Flucht- und Flüchtlingsforschung“, sagt Co-Projektleiter Apl. Prof. Dr. Jochen Oltmer.

Quelle: Universität Osnabrück vom 09.01.2020

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