Europa

Viele Roma in der EU leben wie Menschen in den ärmeren Ländern der Welt

Schlechte sanitäre Bedingungen, Hunger, Jugendarbeitslosigkeit – nach dem neuestem Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) müssen sich Roma in der EU jeden Tag diesen grundlegenden Herausforderungen stellen. Der Bericht zeigt auf, dass die Ungleichheiten fortbestehen, unter denen Roma in Europa in vielen Ländern nach wie vor zu leiden haben.

09.04.2018

„Romafeindlichkeit von Diskriminierung bis zu Hasskriminalität sind der Treibstoff für den Teufelskreis der Ausgrenzung der Roma. Sie bleiben gesellschaftlich ausgegrenzt und werden auf eine inakzeptable stereotype Weise behandelt,” erklärt FRA-Direktor Michael O’Flaherty: „Wir müssen diesen Teufelskreis aufbrechen. Warum tun wir also nicht das Naheliegendste und stellen sicher, dass jeder und jede Roma dieselben Rechte wie die anderen EU-Bürgerinnen und -Bürger wahrnehmen können?“

Problembereiche bei der Integration von Roma

Der FRA-Bericht „A persisting concern: anti-Gypsyism as a barrier to Roma inclusion“ untersucht die andauernden Sorge, dass Romafeindlichkeit die Barriere für Romaintegration ist. Er macht deutlich, wie die Mitgliedstaaten trotz bisheriger Bemühungen ihre Integrationsziele nicht erreichen. Dies ist ein Schlüsselelement des EU-Rahmens für nationale Strategien zur Integration der Roma von 2011. Zu den besonderen Problembereichen gehören:

  • Die Romafeindlichkeit ist nach wie vor hoch – eine/einer von drei Roma ist Opfer von Belästigungen geworden. Die Mitgliedstaaten müssen Romafeindlichkeit erkennen und überwachen und wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Hasskriminalität und Hetze ergreifen.
  • Die Lebensbedingungen haben sich für Roma zwischen 2011 und 2016 nicht verändert: 80 Prozent der Roma sind armutsgefährdet; der EU-Durchschnitt liegt bei 17 Prozent. 30 Prozent leben in Haushalten ohne fließendes Wasser. Ihr Zugang zu sauberem Wasser ist oft vergleichbar mit dem von Menschen in Ghana oder Nepal. Solche Bedingungen untergraben Fortschritte bei Bildung, Gesundheit und Beschäftigung. Es müssen mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Armut zu verringern – etwa indem das segregierte Wohnen beseitigt wird und der Zugang zu öffentlicher Versorgung mit Elektrizität und Wasser sowie zu Sozialwohnungen sich bessert.
  • Bei der Bildung hat sich die Lage in einigen Mitgliedstaaten verbessert, aber es gibt weiterhin Lücken. Über 50 Prozent der jungen Roma-Kinder nehmen an frühkindlicher Bildung teil. Das ist oft sehr viel weniger als bei Kindern im gleichen Alter, die keine Roma sind. Die Vorschulbildungsquote von Roma in der EU liegt ähnlich wie die von Menschen in Puerto Rico. Die Mitgliedstaaten sollten Zugang zu hochwertiger Bildung, Lernunterstützung zum Ausgleich für die schlechten Lebensbedingungen vieler Romaschülerinnen und -schülern sowie gezielte Unterstützung für jede ihrer Bildungsphasen ermöglichen.
  • Jugendarbeitslosigkeit: Der Anteil junger Roma zwischen 16-24 Jahren, insbesondere der Frauen, die keiner Beschäftigung, Aus- oder Weiterbildung nachgehen, ist immer noch hoch im Vergleich zur allgemeinen Öffentlichkeit. Die Mitgliedstaaten müssen die Beschäftigung fördern, insbesondere für junge Roma, z. B. durch Weiterbildung am Arbeitsplatz, Praktika und Ausbildungsplätze. Roma sollten auch gezielten Zugang zu Möglichkeiten erhalten, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Über den Bericht

Der FRA-Bericht dient als Grundlage für die Debatte über die künftige Integration der Roma, da der existierende EU-Rahmen 2020 ausläuft. Der Bericht wertet die Auswirkungen der bestehenden Maßnahmen über die Jahre aus. Außerdem werden in dem Bericht die Entbehrungen der Roma global mit anderen Ländern verglichen. Auf dieser Grundlage können die EU und ihre Mitgliedstaaten ihre Verpflichtung im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele überprüfen.

Quelle: Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland vom 06.04.2018

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