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Schweizer Umfrage zur Internetnutzung: Jugendliche sind reflektierter als Erwachsene

Junge Menschen denken mehr über ihre Internetnutzung nach als Erwachsene. Sie erleben das permanente Online-Sein vorwiegend positiv, sind sich aber auch bewusst, dass es Regeln und Grenzen braucht. Eine von der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) veröffentlichte Broschüre präsentiert die wichtigsten Ergebnisse einer Umfrage bei 1.001 Jugendlichen in der Schweiz.

03.09.2019

Digitale Medien haben bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert und werden intensiv und vielfältig genutzt. In ihrer Freizeit sind die 16- bis 25-Jährigen durchschnittlich vier Stunden am Tag online, im Vergleich zu zweieinhalb Stunden bei den 40- bis 55-Jährigen. Instant Messaging, soziale Medien, E-Mail und Videoportale werden rege verwendet. Die Jugendlichen schätzen es vor allem, mit anderen Personen in Kontakt zu stehen, Informationen für Schule und Beruf zu suchen oder einfach Spass zu haben.

In der virtuellen Welt nicht verloren, aber Vorsicht vor Stress

„Die Studie zeigt, dass junge Menschen an ihren Displays nicht schutzlos und verloren sind, sondern dass sie insgesamt mehr über ihre Internetnutzung nachdenken als Erwachsene. Sie machen sich viele Gedanken über die Folgen des ständigen Online-Seins“, erklärte Sami Kanaan, Präsident der EKKJ. „Die Hälfte der Jugendlichen findet „Always on“ positiv. Ambivalenter sieht es die andere Hälfte: Zwar sehen sie die positiven Aspekte, betonen aber auch den Stressfaktor. So fühlt sich beispielsweise jeder dritte Jugendliche durch Anwendungen, die den regelmässigen Gebrauch belohnen unter Druck gesetzt und jeder Vierte wird nervös, wenn er für einige Zeit nicht online ist“, präzisiert Sami Kanaan.

Fast alle Jugendlichen haben Tipps und Tricks zur Selbstregulierung

Die Umfrage ergab, dass 95 % der Jugendlichen mindestens eine Strategie verfolgen, um die vielen Online-Benachrichtigungen zu bewältigen: „Ich bin mir bewusst, dass ich Nachrichten nicht sofort beantworten muss, bei dringenden Fragen kann man mich ja anrufen“, „Ich benutze Apps, die die Zeit begrenzen, die ich vor dem Bildschirm verbringe“, „Ich deaktiviere überall die Benachrichtigungs-funktion“. Zwei von fünf Jugendlichen legen Regeln fest, wann und wie lange sie online sind: Jugendliche (16–20 Jahre) setzen vermehrt auf Selbstregulierung und sind häufiger offline als junge Erwachsene (21–25 Jahre).

Vielnutzende setzen sich mehr mit ihrem Online-Umgang auseinander

Im Fokus der Studie standen auch die 10 Prozent der Jugendlichen, die im Vergleich zu Gleichaltrigen intensiver online sind (durchschnittlich 5,4 Stunden pro Tag). Die Studie verdeutlicht, dass diese Gruppe von Jugendlichen die negativen und positiven Auswirkungen des dauerhaften Online-Seins stärker in Frage stellt. Sie setzen sich mehr Regeln, haben aber Entzugssymptome, wenn sie nicht online sind.

„Junge Menschen machen sich viele Gedanken und haben viel Erfahrung bezüglich „Always on“. Es geht nicht darum, die Herausforderungen einer intensiven Online-Nutzung herunterzuspielen, sondern aufzuzeigen, wie wichtig und gewinnbringend es ist, junge Menschen in die Diskussion oder bei Entscheiden über entsprechende Thematiken einzubeziehen. Sie bringen eine wertvolle Expertise ein, welche den Erwachsenen andere Sichtweisen eröffnet“, sagt Sami Kanaan.

„Always on“: Informationen zur Umfrage

Im Auftrag der EKKJ führte die Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit Unterstützung von M.I.S. Trend eine repräsentative Umfrage bei 1.001 Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren sowie einer Vergleichsgruppe von 390 Personen im Alter von 40 bis 55 Jahren durch. Die Fragen bezogen sich auf die Art und Dauer der Online-Aktivitäten, die Bedeutung, die ihnen beigemessen wird, sowie die Regulierungsstrategien, die für den Umgang mit dem ständigen Online-Sein gefunden wurden. Die wichtigsten Ergebnisse werden in der Broschüre „Always on. Wie erleben Jugendliche das ständige Online-Sein?“ (PDF, 403 KB) vorgestellt. Erhältlich in Deutsch, Französisch und Italienisch. Ein ausführlicher Forschungsbericht (PDF, 3.6 MB) wurde von der FHNW veröffentlicht.

Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft vom 26.08.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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