Europa

Passen Langzeitmobilitäten und das Ausbildungssystem in Deutschland zusammen?

Das Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung hat eine Studie zu Langzeitmobilitäten in Deutschland veröffentlicht. Sie zeigt, dass 85% der Auslandsaufenthalte von Auszubildenden nicht länger als einen Monat dauern. Der Ergebnisbericht beleuchtet Aspekte, die eine höhere Verbreitung von Langzeitmobilitäten fördern würden. Dennoch bestehe in Deutschland eine gute Ausgangslage.

28.02.2020

Das Cedefop (Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung) unterstützt die Europäische Kommission sowie die EU-Mitgliedstaaten bei der Entwicklung europäischer Konzepte für die Berufsbildung. Dafür wurde unter anderem das europäische Informationsnetzwerk ReferNet in der beruflichen Bildung ins Leben gerufen. Ziel des Netzwerkes ist die Darstellung der vielfältigen Berufsbildungssysteme in Europa sowie einen wissenschaftlichen Austausch dazu zu ermöglichen. Zudem werden Daten und Informationen für die nationale und europäische Fachöffentlichkeit aufbereitet.

Die nationalen ReferNet-Teams der EU-Mitgliedsstaaten ermöglichen die Zusammenarbeit verschiedener Berufsbildungsexperten. In Deutschland liegt die Verantwortung dabei beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Dieses fokussiert die Konzeption von Berichten und Analysen zu verschiedenen Aspekten des deutschen Berufsbildungssystems.

Kürzere Aufenthalte sind derzeit die Regel

Die Studie „INTERNATIONAL MOBILITY  IN APPRENTICESHIPS: FOCUS ON LONG-TERM MOBILITY GERMANY“ betrachtet auf der Grundlage bestehender Auswertungen (bspw. der von der NA beim BIBB veröffentlichten Studie „Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung 2017“) sogenannte Langzeitmobilitäten. Diese werden von der Europäischen Kommission als Lernaufenthalte definiert, die einen längeren Auslandsaufenthalt als drei Monate beschreiben. Laut § 2 Abs. 3 des deutschen Berufsbildungsgesetzes kann ein Auslandsaufenthalt bis zu einem Viertel der Ausbildungsdauer beinhalten.

ReferNet hat beobachtet, dass die mehr als 85% der Auslandsaufenthalte nicht länger als einen Monat sind. Daher beleuchtet die Studie die förderlichen und hinderlichen Faktoren langfristiger Mobilitäten während der Berufsausbildung. Betrachtet werden dabei sowohl die nationalen Rahmenbedingungen (Kapitel 1), die Ausgestaltung des Berufsbildungssystems (Kapitel 2) als auch die praktische Umsetzung (Kapitel 3).

Welche Faktoren würden Langzeitmobilitäten fördern?

Die Studie führt verschiedene Auswertungen zusammen, um aufzuzeigen, ob und in wie fern Langzeitmobilitäten und das Ausbildungssystem in Deutschland zusammenpassen. Dabei betrachtet sie alle Auslandsaufenthalte von Auszubildenden, die länger als 6 Monate andauerten. Herausgearbeitet wurden u.a. Aspekte, die eine höhere Verbreitung von Langzeitmobilitäten in Deutschland fördern würden. Dazu gehören eine verbesserte Informationslage in Berufsschulen und Unternehmen, eine höhere finanzielle Unterstützung für die Auszubildenden, praktische Hilfestellungen und die Verankerung der Auslandsaufenthalte in den Ausbildungsvorschriften. Im dualen Ausbildungssystem in Deutschland impliziert ein Aufenthalt von mehr als sechs Monaten eine erhebliche Einbuße im berufsschulischen und betrieblichen Lerninhalten, daher würde ein Aufnahmen dieser Option in den Ausbildungsordnungen eine Entlastung für die betroffenen Auszubildenden bedeuten.

Das Paper betont aber auch die gute Ausgangslage und die allgemein positive politische Einstellung zum Thema Internationalisierung. Andere vorgenommene Auswertungen zeigen, dass die Voraussetzungen nicht in allen europäischen Ländern derart positiv sind. Die Entwicklung bleibt somit spannend.

Für mehr Informationen können finden sich im Paper „INTERNATIONAL MOBILITY  IN APPRENTICESHIPS: FOCUS ON LONG-TERM MOBILITY GERMANY“ (PDF 1,9 MB)

Quelle: Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung vom 25.02.2020

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