Eurochild

Neue Impulse für Kinderschutzreformen in Griechenland und der Türkei

Eurochild und die Martin-James-Stiftung haben ihre Partnerschaft zur Reform des Kinderschutzes erneuert: durch neue Zuschüsse für zwei Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit in Griechenland und der Türkei. Unter anderem soll durch die Förderung zu einer Deinstitutionalisierung der institutionellen Betreuung beitragen werden.

18.11.2021

Die zwei neuen partnerschaftlichen Zuschüsse von Eurochild und der Martin-James-Stiftung werden das Roots Research Center in Griechenland und die Hayat Sende Youth Academy Association in der Türkei erhalten. Diese Partnerschaft wird es den Organisationen ermöglichen, ihr Fachwissen in den Prozess des Übergangs von institutioneller zu familiärer und gemeindenaher Betreuung (auch bekannt als Deinstitutionalisierung) in ihren jeweiligen Ländern einzubringen.

In Griechenland

Das Roots Research Center in Griechenland wird sich mit den Bedürfnissen von Kindern in alternativer Betreuung auf Kreta befassen, wo die meisten Kinder im alternativen Betreuungssystem immer noch in Heimen aufwachsen. Sie werden 80 Sozialarbeiter und Psychologen ausbilden, die in Heimen arbeiten, um die Deinstitutionalisierung zu entstigmatisieren. Durch das Erlernen einer neuen Methodik werden sie besser in der Lage sein, Kinder und Jugendliche auf die Wiedereingliederung in ihre Familien oder auf ein unabhängiges Leben vorzubereiten. Auch lokale Jugendanwälte und -anwältinnen sowie Universitätsstudent(inn)en werden von der Ausbildung profitieren. Der Zuschuss wird es der Organisation auch ermöglichen, den Übergang und die Unterbringung junger Menschen in halbselbständigen Wohnungen auf der griechischen Insel zu unterstützen.

Im Einklang mit der kürzlich verabschiedeten Deinstitutionalisierungsstrategie wird sie sich dafür einsetzen, dass Kinder in alternativen Wohnformen als eine der Hauptzielgruppen der Europäischen Kindergarantie in Griechenland Priorität erhalten.

In der Türkei

Der Verein Hayat-Sende-Jugendakademie in der Türkei wird hingegen das Pflegefamiliensystem stärken und falsche Vorstellungen über familiäre Pflege abbauen, indem er über 450 angehende Pflegeeltern ausbildet und Familien oder Kindern in Pflege- und Adoptivfamilien psychosoziale Unterstützung anbietet. Hayat Sende profitiert vom Fachwissen von Eurochild im Bereich der Interessenvertretung und möchte die Zusammenarbeit mit den türkischen Ministerien verbessern, um die familienbasierte Pflege in der gesamten Türkei zu fördern.

In den letzten zehn Jahren hat die familiäre Betreuung in der Türkei zugenommen, aber immer noch sind zwei Drittel aller Kinder in alternativer Betreuung in Heimen untergebracht.

Eurochild und die Martin-James-Stiftung über die Partnerschaften

„Eine starke und nachhaltige Zivilgesellschaft ist ein wichtiger Hebel für Veränderungen. Wir freuen uns, dass diese Partnerschaft es unseren Mitgliedern ermöglichen wird, die Reformen des Kinderschutzes in Griechenland und der Türkei voranzutreiben und das Wissen und die Erfahrung über unser größeres Netzwerk zu teilen.“ sagt Jana Hainsworth, die Generalsekretärin von Eurochild.

Daniel Croft, Geschäftsführer der Martin-James-Stiftung, erklärt: „Wir freuen uns auf diese neue Phase unserer fruchtbaren Partnerschaft mit Eurochild, in der wir gemeinsam an der Reform des Kinderschutzes arbeiten und fachliche Unterstützung bei der familienbasierten Betreuung anbieten. Wir sind dankbar, dass wir die Fortschritte, die wir bisher in Griechenland unterstützt haben, festigen und ausbauen und eine neue Partnerschaft in der Türkei unterstützen können.“

Hintergrund

Im Jahr 2020 begann Eurochild eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der Martin James Foundation, um nationale Kinderschutzreformen voranzutreiben. Im Rahmen dieser Partnerschaft wurden drei Organisationen in Griechenland, Kroatien und Polen durch Wiedervergabe von Zuschüssen, maßgeschneiderten Kapazitätsaufbau und technische Hilfe unterstützt. Infolgedessen haben die Organisationen Anerkennung für ihr Fachwissen erhalten und wurden eingeladen, Überlegungen und Strategien der Regierungen zur Reform des Kinderschutzes zu unterstützen.

Hunderttausende von Kindern in ganz Europa wachsen in Heimen auf, die durch Entpersönlichung und Routine gekennzeichnet sind. Viele Kinder, die aus Schutzgründen oder wegen einer Behinderung von ihrer Familie getrennt werden, hätten eigentlich in ihrer Familie bleiben können, wenn diese die notwendige Unterstützung erhalten hätte. In Fällen, in denen die Trennung von der Familie im besten Interesse des Kindes liegt, sollte alternativen, familiären Betreuungsformen wie Pflegefamilien oder Verwandtschaftspflege Vorrang eingeräumt werden. Kinder brauchen stabile und sichere Beziehungen zu fürsorglichen Erwachsenen, um zu gedeihen, und solche Beziehungen können viel eher in einem familiären Umfeld entstehen.

Weiterführende Lektüre

Für weiterführende Informationen verweist Eurochild auf den englischsprachigen Artikel „Creating lasting change for children in alternative care – Lessons from Croatia, Greece and Poland“, der auf der Eurochild-Website zu finden ist.

Quelle: Eurochild vom 10.11.2021

Back to Top