Brexit

Jugendaustausch – Perspektiven auch ohne Erasmus+?

Der Bundesjugendring hat sich mit der Europaabgeordneten Terry Reintke darüber ausgetauscht, wie Jugendaustausch nach dem Brexit weiter durchführbar ist. Zivilgesellschaftliche Jugendverbände können eine entscheidende Rolle dabei spielen, internationalen Austausch zu ermöglichen. Es braucht aber entsprechende Rahmenbedingungen von der Politik.

30.03.2021

Das Vereinigte Königreich ist seit dem Ausscheiden aus der Europäischen Union nicht mehr Teil des Austauschprogramms Erasmus+. Für den Internationalen Jugendaustausch ist das ein bedauernswerter Rückschritt. Junge Menschen in Großbritannien hatten überwiegend für den Verbleib in der EU gestimmt. Studienaustausch und Jugendbegegnung sind zudem wichtiger Teil der europäischen Idee. Sie tragen maßgeblich dazu bei, Ressentiments und Vorurteile abzubauen und Europäer/-innen zu einer friedlichen Gemeinschaft zusammenwachsen zu lassen.

Eine Gruppe von 141 Abgeordneten des Europäischen Parlaments hat die EU-Kommission in einem Brief aufgefordert, Rahmenbedingungen für eine Fortführung des Austauschs, zumindest mit Schottland und Wales, zu prüfen. Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen lehnte das in ihrer Antwort ab. Zwar bedauere man die Entscheidung Londons, eine Einbindung in das Erasmus+-Programm sei aber nur für das Vereinigte Königreich als Ganzes möglich.

Zivilgesellschaft bemüht sich um Austausch

Nun versuchen zivilgesellschaftliche Kräfte, einen Austausch aufrecht zu erhalten. Dazu zählen insbesondere auch Jugendverbände. In diesem Zusammenhang traf sich der Deutsche Bundesjugendring DBJR zusammen mit Vertreter(inne)n aus den Mitgliedsorganisationen zum Hintergrundgespräch mit Terry Reintke, Europaabgeordneter für die Grünen und Mitinitiatorin des offenen Briefs an die EU-Kommission.

Dazu sagte der stellvertretende DBJR-Vorsitzende Marius Schlageter: „Die Grundstimmung in den Jugendverbänden war einhellig: Der Ausstieg Großbritanniens aus dem Programm Erasmus+ stellt den Jugendaustausch vor große Herausforderungen. Junge Menschen auf beiden Seiten des Ärmelkanals wollen aber internationalen Jugendaustausch weiterhin möglich machen. Das Vereinigte Königreich bleibt trotz des Brexits Teil von Europa, die Türen auf dem Festland stehen weiter offen.“

Terry Reintke begleitet das Brexit-Thema und die Verhandlungen seit Jahren intensiv. Sie ist Initiatorin einer britischen Freundschaftsgruppe im Parlament. Im Dialog mit ihr wurde verdeutlicht: Erasmus+ ist mehr als ein Austauschprogramm für Studierende. Es unterstützt auch Jugendorganisationen und die europäische Jugendarbeit in einem multilateralen Ansatz. Bilaterale Programme, die nur auf schulischen und universitären Austausch fokussiert sind, können jetzt zwar Teil einer Lösung sein, das facettenreiche Erasmus+ können sie aber nicht ersetzen. Auch bilaterale Förderstrukturen können das Programm nicht umfänglich ersetzen. Perspektivisch muss das Vereinigte Königreich wieder Teil von Erasmus+ werden.

Können Schottland und Wales eigenständig teilnehmen?

Im Europäischen Parlament ist eine Anhörung in Planung, um die Möglichkeiten eines weiteren Vorgehens zu prüfen. Dabei wird es auch um die Auslegung der Rechtstexte gehen. Die Kommission hatte in ihrer Antwort darauf verwiesen, dass nach geltendem Recht regionale Entitäten nicht eigenständig teilnehmen könnten. Da die Regionalregierungen des Vereinigten Königreichs aber im Bildungssektor Mitspracherechte haben, könnte dies ein Ansatzpunkt für die Initiative der Abgeordneten um Terry Reintke sein. Die Regierungen in Edinburgh und Cardiff haben verkündet, dass sie gern weiterhin im Programm bleiben wollen würden.

Marius Schlageter betont: „Wir danken Terry Reintke und den anderen Abgeordneten für ihren persönlichen Einsatz auf parlamentarischer Seite. Jugendorganisationen unterstützen die Bestrebungen für einen fortgeführten Austausch und zeigen sich solidarisch mit der britischen Zivilgesellschaft. Als Deutscher Bundesjugendring stehen wir gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen weiter hinter dem Erasmus+-Programm und bringen uns aktiv dafür ein, dass multilateraler Jugendaustausch weiter möglich bleibt.“

Quelle: Deutscher Bundesjugendring vom 17.03.2021

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