Europa

Im Gespräch mit Theresa Streib – Jugendvertreterin für die EU-Jugendkonferenzen

Theresa Streib war in Sofia und berichtet über ihre Eindrücke von der EU-Jugendkonferenz. Im Interview mit der Werkstatt MitWirkung erzählt sie, für welche Themen ihr Herz schlägt und warum sie sich als Jugendvertreterin engagieren wollte. Und sie wagt einen Ausblick auf die nächste EU-Jugendkonferenz in Wien.

26.05.2018

Theresa Streib ist eine von den drei Jugendvertreter/-innen für die EU-Jugendkonferenzen. Die EU-Jugendkonferenzen finden im Rahmen des Strukturierten Dialogs statt. Zusammen mit Martin und Marius war sie letztens in Sofia und hat dort mit Vertreter/-innen der Jugend und der Ministerien aus den 28 Mitgliedsstaaten der EU über die Themen diskutiert, die für junge Menschen in Europa wichtig sind. In einem Interview erzählt sie von ihren Eindrücken nach der Konferenz in Bulgarien.

Werkstatt MitWirkung: Warum wolltest du Jugendvertreterin werden? Was war dir dabei wichtig?

Ich habe im Internet die Ausschreibung für die EU Jugendvertreter/-innen gefunden und war direkt interessiert. Mir ist es wichtig, dass Jugendliche auf allen Ebenen beteiligt werden und sich dort auch selbst vertreten können, sodass nicht nur über, sondern mit Jugendlichen geredet wird. Auf den EU-Jugendkonferenzen sollte genau das gemacht werden, deshalb habe ich mich beworben.

Was bietet der Strukturierte Dialog deiner Meinung nach an?

Der Strukturierte Dialog bietet die Möglichkeit, Jugendliche an Politik zu beteiligen und sie ihre eigenen Wünsche und Forderungen formulieren zu lassen. Das Schöne am SD ist, dass er das offizielle Instrument für Jugendbeteiligung auf europäischer Ebene ist, sodass die Forderungen auf den EU Jugendkonferenzen direkt eingebracht und an die Politik weitergeleitet werden. Und das mit einer strukturierten und europaweit einheitlichen Methode.

In einem Dschungel von Informationen, Veranstaltungen, Programmen und Jugendbegegnungen wird viel diskutiert, aber oft kann der Output nicht umgesetzt oder an verantwortliche Entscheidungsträger weitergereicht werden. Hier ist der SD das Instrument, das die Forderungen bündeln und weiterleiten kann. Aber leider geht auch der SD gerne im Dschungel von Programmen unter und kann nicht zu allen Jugendlichen durchdringen. Das ist sehr schade, da besonders Jugendliche, die nicht in Jugendverbänden organisiert, nicht direkt an Politik interessiert oder benachteiligt sind, nicht genug erreicht werden.

Was war deine Rolle bei der EU-Jugendkonferenz?

Meine Rolle, als deutsche Jugendvertreterin für die EU-Jugendkonferenz war, die Forderungen und Wünsche der Jugendlichen, die in Deutschland im Rahmen des Beteiligungsprozesses „du »EUROPA» wir“ an den DenkWerkstätten, lokalen Workshops, online und in ihren Projekten und Verbänden beteiligt waren in Sofia zu vertreten und einzubringen. Aufgrund des Ablaufs der EU-Jugendkonferenz war dafür während der vielen Reden leider kaum Platz, dafür aber umso mehr in den Workshops.

Zu jedem der elf Themen, die aus der vorherigen Jugendkonferenz in Tallinn hervorgegangen sind, gab es einen Workshop, indem wir in kleinen Gruppen die Beschreibungen und vor allem die 5-7 Ziele  für unser Thema entwickelt haben. In meinem Workshop „Green Sustainable Europe“ (auf Deutsch „Grünes Nachhaltiges Europa“) konnte ich die Forderungen aus Deutschland sehr gut einbringen und habe die Erfahrung gemacht, dass viele Jugendliche aus ganz Europa in diesem Bereich ähnliche Forderungen haben.

Was hat dir besonders Spaß gemacht?

Mir hat die Arbeit in den Workshops besonders gefallen, da wir einerseits wirklich etwas tun und Forderungen der jungen Menschen in Diskussionen wirklich vertreten konnten und wir nun anderseits ein konkretes und handfestes Ergebnis in den Händen halten, die Youth Goals- Europäische Jugendziele. Der Austausch mit anderen Jugendvertreter/-innen hat mir ebenfalls Spaß gemacht und mir viele interessante Einblicke in andere Länder und deren Themen gegeben.

Welches der 11 Schwerpunktthemen liegt dir besonders am Herzen?

Auf der Konferenz habe ich mich im Workshop zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit beteiligt, dem Thema, dass auch in der Online-Abstimmung die höchste Priorität erhalten hat. Dieses Thema, das auf den ersten Blick nicht direkt mit Jugend in Verbindung gebracht werden mag, liegt vielen Jugendlichen und auch mir sehr am Herzen und leider sind die Möglichkeiten, die man als Jugendliche/-r hat um darauf einzuwirken, nur begrenzt.

Dabei geht es um unseren Planeten, auf dem wir Jugendliche wohl noch am längsten leben werden und die Folgen unseres jetzigen Handelns zu spüren bekommen. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind als Jugendthemen daher besonders wichtig, und hier müssen wir in Europa und mit der Politik zusammenarbeiten, denn der Klimawandel macht weder an Grenzen noch an Generationen halt.

Nach der Konferenz in Sofia gab es viel Kritik an den Veranstaltern, dass sie Jugendbeteiligung nicht sehr ernst genommen haben: Wie hast du das erlebt?

Leider waren die Möglichkeiten der Konferenz, bei der wir als Jugendvertreter/-innen aktiv mitwirken, uns einsetzen und in den Dialog mit der Politik treten konnten, nur begrenzt. Reden von Politiker/-innen, Podiumsdiskussionen und Vorträge, während denen wir hauptsächlich passiv zugehört haben, haben leider einen großen Teil der Konferenz eingenommen. Umso intensiver war dafür die Arbeit in den Workshops an den Youth Goals, die, meiner Meinung nach, viele wichtige Aspekte beinhalten und denen hoffentlich eine entsprechende politische Bedeutung zukommen wird. Ich hätte mich allerdings gefreut, die Youth Goals auch auf Augenhöhe in Gesprächen mit den anwesenden Politiker/-innen zu diskutieren.

Was erwartest du von der nächsten EU-Jugendkonferenz, die in Wien stattfindet?

Ich freue mich auf die nächste Konferenz in Wien und hoffe, dass wir dort mehr Möglichkeiten für aktive Beteiligung haben. Außerdem bin ich gespannt, wie die Youth Goals bis dahin angenommen und auch beispielsweise bei der neuen EU-Jugendstrategie berücksichtigt werden. Zudem fehlen den bisher noch sehr allgemein gehaltenen Youth Goals ja auch noch die konkreteren Maßnahmen, die die Erreichung der Ziele möglich machen sollen. Ich hoffe, dass wir in Wien bei der Entwicklung dieser mitwirken können, da diese die Grundlage für konkrete Umsetzungen und Aktionen bilden.

Das Interview mit Theresa wurde auf den Seiten der Werkstatt MitWirkung erstveröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen zur Werkstatt MitWirkung - den Initiativen des Deutschen Bundesjugendring für mehr Jugendbeteiligung.

Hintergrundinformationen zum Strukturierten Dialog finden sich auf den Informationsseiten zur EU-Jugendstrategie auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe. 

Quelle: Werkstatt MitWirkung 

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