Europa

EU-Kommission startet neue Initiativen für Jugend, Bildung und Kultur

Die Europäische Kommission hat mehrere Initiativen zu Lernmobilität, Beteiligung junger Menschen, frühkindlicher Bildung, Fremdsprachenerwerb und Kultur vorgestellt. Ziel ist es, u.a. Bildungsmöglichkeiten in der EU zu verbessern, das Potential der Kultur besser zu nutzen sowie junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten zu stärken, um ihre aktive Teilhabe zu ermöglichen.

23.05.2018

Europäerinnen und Europäer wünschen sich mehr Unterstützung und Austausch bei der Aus- und Weiterbildung. Eine aktuelle Eurobarometer-Umfrage zur Einrichtung eines europäischen Bildungsraums bis 2025 ergab: Mehr als 90 Prozent der Befragten in allen EU-Ländern sind der Ansicht, dass Studierende die Möglichkeit erhalten sollten, mit Menschen aus anderen Ländern in Netzwerken europäischer Hochschulen an Innovationsprojekten zusammenzuarbeiten. 84 Prozent der befragten jungen Menschen gaben außerdem an, dass sie ihre Kenntnisse in einer bereits erlernten Fremdsprache gerne verbessern würden und 77 Prozent würden gerne eine neue Fremdsprache lernen.

Neue Inititativen der EU-Kommission

  • eine übergeordnete Mitteilung „ Ein stärkeres Europa aufbauen: Die Rolle der Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik“, in der die Kommission darlegt, wie sie die Göteborg-Agenda und den Auftrag des Europäischen Rates umzusetzen gedenkt;
  • eine Jugendstrategie für den Zeitraum 2019-2027, die die Teilhabe junger Menschen in Europa verstärken und ihnen bei der Politikgestaltung auf EU-Ebene mehr Gehör verschaffen soll und die die Bedeutung widerspiegelt, die die Kommission Investitionen in junge Menschen und ihre Zukunft beimisst;
  • Vorschläge für Empfehlungen des Rates zu Systemen für hochwertige frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung, die die Grundlage für spätere Erfolge im Leben bilden, zur automatischen gegenseitigen Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen sowie der im Ausland erzielten Ergebnisse von Lernzeiten, die die Lernmobilität fördern soll, und zur Verbesserung des Lehrens und Lernens von Sprachen, um dafür zu sorgen, dass mehr junge Menschen Fremdsprachen beherrschen;
  • eine neue Agenda für Kultur, die dazu beitragen soll, das Bewusstsein für Europas gemeinsames, vielfältiges Kulturerbe zu schärfen. Sie soll das volle Potenzial der Kultur nutzen, um ein inklusiveres und gerechteres Europa zu schaffen, indem sie Innovation, Kreativität, dauerhafte Beschäftigung und nachhaltiges Wachstum fördert und die Außenbeziehungen der EU stärkt.

Wichtige Bausteine für die Zukunft Europas

Jyrki Katainen, für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit zuständiger Vizepräsident der Kommission, erklärte: „Nach dem Agenda-Treffen der Staats- und Regierungschefs zum Thema Bildung und Kultur auf dem Göteborger Sozialgipfel im letzten Jahr und den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom Dezember hat die Kommission rasch Initiativen zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen, zu digitalen Kompetenzen sowie zur Förderung gemeinsamer Werte und inklusiver Bildung vorgelegt. Heute tun wir einen zweiten Schritt, mit dem wir uns auf Lernmobilität, Jugend, frühkindliche Bildung, Fremdsprachenerwerb und Kultur konzentrieren – lauter wichtige Bausteine für die Zukunft Europas.“

Die Initiativen setzen die Arbeiten am Europäischen Bildungsraum fort, der bis 2025 abgeschlossen werden soll. Die Mitteilung skizziert Pläne für die Einführung eines Europäischen Studierendenausweises, der die Lernmobilität fördern soll, indem der Verwaltungsaufwand und die Kosten für Studierende und Bildungseinrichtungen gesenkt werden. Die Kommission plant die Umsetzung bis 2021 als sichtbares Symbol für die europäische Identität der Studierenden.

Entwicklung europäischer Hochschulen

Unterstrichen wird auch die laufende Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und dem Bildungssektor zur Entwicklung europäischer Hochschulen. Diese europäischen Hochschulen bestehen aus nach dem Bottom-up-Prinzip errichteten Netzwerken von Universitäten und sollen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mittels langfristiger institutioneller Strategien intensivieren. Sie werden Innovation und Exzellenz vorantreiben, die Mobilität von Studierenden und Lehrkräften verstärken sowie den Fremdsprachenerwerb erleichtern. Dadurch dürfte auch die europäische Hochschulbildung wettbewerbsfähiger werden. Die Kommission plant Pilotprojekte in den Jahren 2019 und 2020 im Rahmen des Programms Erasmus+, bevor die Initiative 2021 flächendeckend ausgeweitet wird.

Sprachunterricht und Sprachenerwerb

Fremdsprachenkenntnisse sind nicht nur auf den zunehmend internationalen Arbeitsmärkten unerlässlich. Sie eröffnen auch neue Perspektiven und erschließen neue Kulturen. Beim Europäischen Rat von Barcelona 2002 wurde das Ziel gesetzt, dass jede/-r Europäer/-in ab dem frühen Kindesalter die Möglichkeit erhalten sollte, zwei Fremdsprachen zu lernen. Alle verfügbaren Daten, darunter ein Eurydice-Bericht mit Schlüsselzahlen zum Sprachenlernen an den Schulen in Europa, zeigen jedoch, dass die Mitgliedstaaten diesem Ziel nicht schnell genug näherkommen, und dies zu einer Zeit, in der verstärkte Mobilität innerhalb der EU sowie die Ankunft einer hohen Zahl von Kindern im schulpflichtigen Alter aus Drittländern Herausforderungen mit sich bringen, die angegangen werden müssen.

Die Förderung des Fremdsprachenerwerbs und der sprachlichen Vielfalt ist ein übergeordnetes Ziel des Programms Erasmus+ und seiner Mobilitätsmaßnahmen für Lernende und Lehrkräfte. Auf eTwinning, der mit einer halben Million registrierter Nutzer/innen größten Online-Plattform für Lehrkräfte, können Sprachlehrer/innen in verschiedenen Sprachen kommunizieren, zusammenarbeiten und gemeinsame Projekte entwickeln.

Die Kommission will darüber hinaus die Wirkung ihrer Finanzierungsprogramme erhöhen, indem sie neue Zielgruppen aufnimmt, beispielsweise kleinere Schulen mit weniger Ressourcen und Lernenden aus benachteiligten sozioökonomischen Verhältnissen, und indem sie das Sprachbewusstsein an Schulen fördert, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Schulen unterstützt und Lehrkräften Auslandsaufenthalte zur Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse ermöglicht.

Derzeit gibt es kein Instrument für Berichterstattung über das Sprachenlernen. Die Diskussion über Indikatoren, Benchmarks und Ziele für Sprachenkompetenz muss neu aufgerollt werden und vergangenen Entwicklungen Rechnung tragen, um aussagekräftige Schlüsse zuzulassen. Die technischen Details des Monitoring wird die Kommission mit Experten der Mitgliedstaaten erörtern, bevor sie einen Vorschlag vorlegt.

Beteiligung und das Engagement junger Menschen

Die Zwischenbewertung der bestehenden EU-Jugendstrategie und eine Konsultation der Interessenträger bestätigten den Erfolg der EU-Zusammenarbeit in der Jugendpolitik. Sie hat in den Mitgliedstaaten politisch etwas bewegt und auch die Änderung von Rechtsvorschriften nach sich gezogen. Es besteht jedoch weiterhin Verbesserungsbedarf, etwa die Notwendigkeit, mehr junge Menschen aus unterschiedlichen Verhältnissen auch auf lokaler Ebene zu erreichen. Der Dialog mit den jungen Menschen muss wirkungsvoller gestaltet werden, indem insbesondere dafür gesorgt wird, dass sie auf allen politischen Ebenen Gehör finden.

Auf EU-Ebene schlägt die Kommission eine Ausweitung des Dialogs mit jungen Menschen über Jugendorganisationen vor, die in EU-Themen aktiv sind. Sie will dadurch ein vielfältigeres Publikum und vor allem benachteiligte Gruppen erreichen. Der künftige Dialog der EU mit jungen Menschen sollte auch alternative Formen der Beteiligung ermöglichen, beispielsweise Online-Kampagnen oder Konsultationen über mit dem Europäischen Jugendportal verbundene digitale Plattformen. Davon verspricht sich die Kommission eine stärkere Beteiligung am EU-Jugenddialog, über die 200.000 jungen Menschen hinaus, die seit 2010 daran teilgenommen haben.

Außerdem wird sie Hindernisse beseitigen, um Freiwilligentätigkeit und solidarisches Engagement junger Menschen zu erleichtern, zum Beispiel durch die Aktualisierung und Erweiterung der Empfehlung des Rates von 2008 zur grenzüberschreitenden Mobilität von Freiwilligen. Die Kommission schlägt die Schaffung der Position eines EU-Jugendkoordinators vor, der als direkte Anlaufstelle für junge Menschen innerhalb der Kommission fungiert, zur Koordinierung und Verbreitung der Ergebnisse des EU-Jugenddialogs beiträgt und den jungen Menschen darüber Bericht erstattet. Außerdem soll systematischer nachvollzogen werden, welche EU-Ausgaben jungen Menschen zugutekommen.

Weitere Informationen zum Vorschlag der EU-Kommission für eine erneuerte EU-Jugendstrategie stehen auf den Informationsseiten zur EU-Jugendstrategie auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung. In englischer Sprache finden sich zudem Hintergrundinformationen und -dokumente auf der Webseite der Europäischen Kommission.

Eine neue europäische Agenda für Kultur

Einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2017 zufolge betrachten die Bürger/-innen die Kultur als bedeutendsten Faktor zur Einigung der Europäer/-innen. Die neue europäische Agenda für Kultur soll die Mitgliedstaaten dabei unterstützen, das Potenzial der Kultur für die Förderung von Innovation, Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen auszuschöpfen und dabei stärkere Verbindungen zwischen den Gemeinschaften und mit den Partnerländern der EU in der ganzen Welt aufzubauen. In diesem Zusammenhang soll die Mobilität von Künstlerinnen und Künstlern gefördert, die Kultur- und Kreativwirtschaft durch stärkere Verbindungen mit der Industrie unterstützt und die Zusammenarbeit mit Drittländern, beispielsweise im westlichen Balkan, gestärkt werden.

Die neue europäische Agenda für Kultur wird die während des Europäischen Jahres ins Leben gerufenen Initiativen aufgreifen und fortführen, um die Europäer/-innen mit ihrem Kulturerbe vertraut zu machen und die Vorteile zu nutzen, die es für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung bietet. Geplant ist beispielsweise ein Aktionsplan für Kulturerbe, der am Ende des Europäischen Jahres vorgestellt wird. Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, entsprechende Pläne auf nationaler Ebene aufzustellen und die Arbeitspläne des Rates für Kultur fortzuführen.

Nächste Schritte

Die Kommission wird die Arbeiten am europäischen Bildungsraum gemeinsam mit den Mitgliedstaaten intensivieren. In diesem Zusammenhang ist Folgendes geplant:

  • Noch im Mai 2018 Vorschlag eines Nachfolgeprogramms für Erasmus+, das dem wachsenden Konsens über die Notwendigkeit einer stärkeren Mobilität, insbesondere von Schüler(inne)n, Lernenden in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und Auszubildenden, Rechnung trägt und das Programm inklusiver und zugänglicher macht;
  • Ausschöpfung des bestehenden Rahmens für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung für den Austausch fundierter empirischer Daten, Benchmarking und das Lernen voneinander: Da dieser Rahmen 2020 ausläuft, konsultiert die Kommission derzeit Entscheidungs- und Interessenträger zwecks Erarbeitung von Vorschlägen für einen neuen Rahmen für die EU-Zusammenarbeit im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung. Dieser Rahmen wird als Instrument dienen, um Prioritäten im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung zu setzen und die Ausrichtung von EU-Fördermitteln auf die Prioritäten der EU und der Mitgliedstaaten zu optimieren.

Quelle: Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland vom 22.05.2018

Back to Top