Europa

EU-Kommission legt Aktionsplan gegen Schulabbruch auf

In der EU verlassen mehr als sechs Millionen junge Leute die allgemeine oder berufliche Bildung mit höchstens einem Abschluss der Sekundarstufe I oder weniger. Diese jungen Menschen haben große Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche, sind häufiger arbeitslos und öfter auf Sozialleistungen angewiesen. Der Schulabbruch behindert die wirtschaftliche und soziale Entwicklung und stört das intelligente, nachhaltige und integrative Wachstum, das die Europäische Union anstrebt, erheblich. Die Kommission hat daher am 31. Januar 2011 einem Aktionsplan zugestimmt, mit dem die Mitgliedstaaten bei der Senkung der Schulabbrecherquote - einem Kernziel der Strategie Europa 2020 - unterstützt werden sollen.

04.02.2011

Angestrebt wird, die durchschnittliche Quote in der EU bis zum Ende des Jahrzehnts vom derzeitigen Niveau von 14,4 % auf unter 10 % zu senken. 

José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission, erklärte: „Europa kann es sich nicht leisten, auf so viele junge Menschen zu verzichten, die einen Beitrag für unsere Gesellschaft und Wirtschaft leisten können. Wir müssen das Potenzial aller jungen Menschen in Europa nutzen, um die Krise zu bewältigen.“ 

Die EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, Androulla Vassiliou, fügte hinzu: „Bei einer Senkung der Schulabbrecherquote in Europa um nur einen Prozentpunkt würden wir jedes Jahr zusätzlich rund eine halbe Million qualifizierter junger Arbeitnehmer gewinnen. Die meisten EU-Länder haben bereits Fortschritte erzielt: die Anzahl junger Menschen, die die Schule mit nur geringen Qualifikationen verlassen, hat sich verringert. Es bleibt jedoch noch viel zu tun.“ 

Die neue Initiative der Kommission untersucht die Situation rund um den Schulabbruch in ganz Europa, fragt nach Hauptursachen und Risiken für die zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung und schlägt wirksamere Lösungsansätze für diese Problematik vor.

Der flankierende Vorschlag für eine Empfehlung des Rates enthält Leitlinien, mit denen die Mitgliedstaaten bei der Ausarbeitung einer umfassenden und auf einem faktengestützten Ansatz beruhenden Politik zur Senkung der Schulabbrecherquote unterstützt werden sollen. 

Die Lage in Europa 

Hinter der derzeitigen durchschnittlichen Schulabbrecherquote in der EU von 14,4 % verbergen sich beträchtliche Unterschiede zwischen den Ländern:

- Sieben Mitgliedstaaten haben die Benchmark von 10 % bereits erreicht: Finnland, Litauen, Ästerreich, Polen, die Slowakei, Slowenien und die Tschechische Republik.

- In drei Mitgliedstaaten liegt die Quote über 30 %: in Malta, Portugal und Spanien.

- Fast alle Länder haben ihre Schulabbrecherquote seit dem Jahr 2000 gesenkt.

- Einige Länder mit hohen Schulabbrecherquoten haben ebenfalls eine erhebliche Senkung ihrer Quote erreicht: Rumänien, Malta, Italien, Zypern und Portugal.

- Beachtliche Fortschritte wurden auch in Ländern erzielt, in denen zu Beginn des Jahrzehnts die Schulabbrecherquoten bereits gering ausfielen. Dazu gehören Litauen, Luxemburg, die Niederlande und Polen.

Auch wenn es einige Gemeinsamkeiten gibt, gestaltet sich die Lage in den einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Dies gilt z. B. im Hinblick auf die am stärksten betroffenen Gruppen, das höchste erreichte Ausbildungsniveau der Schulabbrecher und ihre Erwerbssituation (mehr dazu im MEMO/11/52 - siehe Hyperlink). 

Bekämpfung des Schulabbruchs

Beim Schulabbruch handelt es sich um ein komplexes Phänomen, dass nicht allein durch bildungspolitische Maßnahmen bewältigt werden kann. Wirksame Strategien zur Verringerung der Zahl der Schulabbrecher müssen neben der Bildungspolitik auch bei der Jugend- und Sozialpolitik ansetzen. Sie müssen zudem auf lokale, regionale und nationale Gegebenheiten zugeschnitten sein. Darüber hinaus sollten die Strategien Präventions-, Interventions- und Kompensationsmaßnahmen umfassen. 

Präventionsmaßnahmen müssen so früh wie möglich ansetzen, indem Kinder beim Lernen unterstützt werden und Umstände vermieden werden, die zu einem Schulabbruch führen können. Dazu gehören z. B. das Wiederholen eines Schuljahres und die mangelnde Unterstützung von Kindern mit einer anderen Muttersprache.

Mit Interventionsmaßnahmen muss entstehenden Schwierigkeiten - wie dem Fernbleiben vom Unterricht und geringen Leistungen - schnell und wirksam begegnet werden.

Kompensationsmaßnahmen sollen eine „zweite Chance“ zum Lernen bieten und umfassen zusätzlichen Unterricht in der Schule sowie Möglichkeiten für junge Erwachsene, einen Wiedereinstieg in die allgemeine oder berufliche Bildung zu finden. 

Eine bessere Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten, der Austausch bewährter Verfahren sowie eine bessere Nutzung von EU-Mitteln können zur Bewältigung des Problems beitragen.

Nächste Schritte 

Während der Tagung des Rates vom 2. bis zum 4. Mai 2011 in Brüssel werden die Bildungsminister den Vorschlag der Kommission diskutieren. Auf dessen Grundlage werden die Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, bis Ende 2012 umfassende Strategien zu beschließen und diese über ihre nationalen Reformprogramme umzusetzen. 

Die Kommission ihrerseits wird Mittel über das Programm für lebenslanges Lernen und das Forschungsrahmenprogramm bereitstellen, mit denen die Entwicklung innovativer Lösungen für diese Problematik gefördert wird. Darüber hinaus wird sie über den Europäischen Sozialfonds nationale und regionale Maßnahmen zur Verringerung der Anzahl der Schulabbrecher unterstützen.  

Quelle: Europäische Kommission

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/11/52&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en

 

Back to Top