Europa
Die Lage von Geflüchteten in Griechenland – Bilanz einer Fachkräfte-Exkursion
Einen Einblick in die verzweifelte Lage der Geflüchteten in Thessaloniki im Südosten Griechenlands verschafften sich 25 Fachkräfte der Sozialen Arbeit im Rahmen des Erasmus+-Projektes „Europe4refugees“ vom 22. bis 26. April 2018. Nach vier Tagen intensiver Gespräche mit Hilfsorganisationen und lokalen Fachkräften, zogen die Teilnehmenden eine bittere Bilanz.
22.05.2018
„Staat und Kirche halten sich zurück, die wenigen Nicht-Regierungsorganisationen sind weitgehend auf sich selbst gestellt und finanzieren ihre Arbeit aus Spenden und geringen EU-Mitteln“, stellte Hildegard Azimi-Boedecker, Leiterin des Fachbereichs Beruf international und Migration im Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e.V. in Dortmund, nach ihrer Rückkehr fest. „Da hat auch der Appell von Papst Franziskus nichts geholfen. In Griechenland herrscht noch immer ein Klima, in dem Korruption und Klientel-Politik gedeihen.“
Verbesserung lässt sich nicht erkennen
Papst Franziskus hatte sich 2016 eingeschaltet, als die Wogen um die prekären Zustände in überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland für Schlagzeilen gesorgt hatten: Die Flüchtlingskrise sei „die schlimmste humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“, hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche auf der griechischen Insel Lesbos gesagt. Doch eine Verbesserung der Lage lässt sich nach den Erfahrungen der „Europe4refugees“-Gruppe in Thessaloniki nicht erkennen.
Keine Aussicht auf Familienzusammenführung
Nach Schätzungen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen befanden sich Anfang 2018 etwa 43.000 Geflüchtete auf dem griechischen Festland, das zunehmend zum ‚Hotspot‘ wird, Tendenz stark steigend. Zunehmend bringen Schlepper die Schutzsuchenden über den türkisch-griechischen Grenzfluss Evros bei Souvli, der wegen seiner Strömungen als lebensgefährlich gilt, nach Griechenland. Von dort gelangen Flüchtende per Bus nach Thessaloniki. Bis April waren es schon 4.000 Menschen. Gleichzeitig machen sich enttäuschte Geflüchtete, die keine Aussicht auf Familienzusammenführung haben, aus Deutschland wieder auf den Weg in die Türkei zu ihren Frauen und Kindern.
Die Lage der Geflüchteten in Thessaloniki
Ein Dach über dem Kopf und eine medizinische Grundversorgung seien durch das Engagement der NGO halbwegs gewährleistet, fand die Projektgruppe. Teilweise werde aber über rechtswidrige Rück-Deportationen und überbelegte Sammelunterkünfte berichtet. Zudem läuft im Juni das UNHCR-Unterstützungsprogramm ersatzlos aus. Es soll zwar von der griechischen Regierung weitergeführt werden. Vermutlich stehen dann aber viele Geflüchtete buchstäblich auf der Straße. Geflüchtete betrachten Thessaloniki daher als Durchgangsstation – was sich auch in der Arbeit der NGO widerspiegelt, die eine Grundversorgung organisieren, aber nur in wenigen Fällen Maßnahmen zur dauerhaften Integration anbieten.
Bittere Bilanz
Nach vier Tagen intensiver Gespräche in Hilfsorganisationen und mit lokalen Fachkräften zogen die Teilnehmenden eine bittere Bilanz: „Griechenland und die dortigen Geflüchteten schultern aktuell die Konsequenz zunehmender Abschottungspolitik der Festung Europa.“
Der IBB e.V. ist Initiator und Koordinator des 19 Monate dauernden Projekts „Europe4refugees“ im Rahmen einer „Strategischen Partnerschaft“. Fachkräfte aus Italien, Griechenland, Ungarn, Norwegen und Deutschland gewähren in dreitägigen, intensiven Lernaktivitäten einen tiefen Einblick in die Lage Geflüchteter. Nach der Auftakt-Veranstaltung in Cosenza im August 2017 führte die zweite Lernaktivität in die Hafenstadt Thessaloniki.
Weitere Informationen über die Fachkräfte-Exkursion im Rahmen des Erasmus+-Projektes „Europe4refugees“ finden sich auf der Internetseite des IBB.
Über das IBB Dortmund
Grenzen überwinden – dieser Leitgedanke ist für das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk Vision und Lösungsmodell, Ziel und Mittel seiner Arbeit. Weiterbildung und in-ternationale Begegnungen sind seit 1986 die bewährten Markenzeichen des IBB in Dortmund. Das IBB ist zertifizierter Träger der Erwachsenenbildung und der politischen Bildung sowie an-erkannter Träger der Jugendhilfe. 2011 erhielt das IBB den „einheitspreis 2011 – Bürgerpreis der Deutschen Einheit“ - von der Bundeszentrale für politische Bildung. Das IBB Dortmund betreibt zusammen mit belarussischen Partnern die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk.
Quelle: Internationale Bildungs- und Begegnungswerk vom 17.05.2018
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