EU-Jugendstrategie

Kommune goes International: Immer mehr positive Resonanz in Städten und Gemeinden

Netwerktagung "Kommune goes International" 2013 in Köln

Kommune goes International (KGI), die jugendpolitische Teilinitiative von JiVE, legt an Dynamik und Wirkung in den Städten und Gemeinden zu.

18.04.2013

Zu dieser Einschätzung kamen die Koordinator(inn)en des KGI-Prozesses bei ihrem Netzwerktreffen in Köln. Bislang sind 21 Kommunen an dem Projekt beteiligt. Mitte 2014 läuft die Initiative aus, dann soll das Vorhaben vor Ort weitergeführt werden – aus eigener Kraft und beispielhaft für weitere Kommunen. Die Chancen stehen gut: Schon jetzt gibt es eine Menge Ideen, wie die Internationale Jugendarbeit vor Ort gestärkt werden kann.

Albert Klein-Reinhardt, Referent für europäische und internationale Jugendpolitik beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das JiVE und seine Teilinitiativen fördert, lobte das Engagement der beteiligten Städte und Gemeinden. „KGI ist eine wichtige Initiative. Ich habe sie von Anfang an mit begleitet. Ziel muss es sein, die Internationale Jugendarbeit in den Kommunen noch stärker voran zu bringen.“ Klein-Reinhardt verwies auf den unlängst von einer unabhängigen Sachverständigenkommission vorgelegten 14. Kinder- und Jugendberichts, der derzeit im Bundestag diskutiert wird. In einer Stellungnahme der Bundesregierung heißt es: „Ziel (...) bleibt es, den Zugang zur Internationalen Jugendarbeit zu vereinfachen und Internationale Jugendarbeit als non-formales Bildungsangebot deutlicher zu profilieren. Gerade jungen Menschen, die im formalen Bildungssystem nur wenig erfolgreich sind, können Angebote non-formaler Bildung neue Impulse geben.“ Positiv sei auch, so Klein-Reinhardt, dass die Stellungnahme der Bundesregierung explizit Bezug genommen habe auf den 12. Kinder- und Jugendbericht und damit auf die „Internationalisierung von Lebenswelten“ – ein zentrales Thema von KGI.

Respekt durch Partizipation

Wie sehr die Internationale Jugendarbeit in einer Kleinstadt zur festen Größe werden kann, machte Dagnija Brühl vom Kinder- und Jugendbüro Eislingen bei dem Netzwerktreffen deutlich. Eislingen, eine 20.000-Einwohner-Stadt zwischen Stuttgart und Ulm. Der Anteil an Migrantinnen und Migranten unter Kindern und Jugendlichen liegt hier bei 40 Prozent.  Das Motto der baden-württembergischen Kommune: „Solang man Partizipation als ein Mittel betrachtet, jemanden dazu zu bewegen, das zu tun, was man von ihm erwartet, wird sie nie befriedigende Ergebnisse zeigen. Wirkliche Partizipation beruht auf Respekt.“ Ein Zitat des US-Psychologen Lawrence Kohlberg, das Dagnija Brühl besonders am Herzen liegt. Rund 60 geladene Gäste kamen zur KGI-Auftaktveranstaltung, ein Drittel von ihnen Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Nationalitäten. „Als sie gesehen haben, dass auch der Oberbürgermeister dabei ist, haben sie sich gleich doppelt gewertschätzt gefühlt. Auf einmal spürten sie: Der will ja tatsächlich wissen, was wir denken“, erzählte Brühl. In Eislingen wurde ein Planungsteam aufgebaut und der Bedarf ermittelt. Bestehende Netzwerke wurden angezapft, Nah- und Fernziele mit den Jugendlichen diskutiert und erarbeitet. Das Ergebnis: der erste internationale „Dirt Bike Contest“ und ein Stadtkulturenlauf  –  integrierende Projekte, die jetzt unbedingt fortgesetzt werden sollen. Jugend- und Fachkräfteaustausche sowie eine Mobilitätslotsenschulung sind in Planung. „Wir waren Anfänger in Sachen Internationale Jugendarbeit. Aber ein bereits bestehendes Netzwerk ist viel wert. Deshalb ist KGI bei uns so gut angelaufen“, erklärte Brühl. Ihr Fazit: Viele Jugendliche wurden Milieu übergreifend erreicht, vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund. Auch für die weitere Planung müssten Synergieeffekte genutzt und die Medien als wichtiger Kooperationspartner gewonnen werden. Wichtigste Erkenntnis: Jugendliche bräuchten bei einer Beteiligung auch Anreize. Zudem müssten die Ergebnisse für sie immer sichtbar, zeitnah und erlebbar umgesetzt werden.

Netzwerk aus alten und neuen Partnern

Einen Einblick in das KGI-Netzwerk vor Ort gab Hildegunde Rech vom Amt für Soziale Arbeit in Wiesebaden. Das Leitziel der Kommune: Die Stadt will bis 2014 eine nachhaltige Struktur zur Förderung Internationaler Jugendarbeit schaffen. Die Zielgruppe: bildungsbenachteiligte Jugendliche und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen, wurden viele neue Partner ins Boot geholt. Ob Mädchentreff, Kulturamt oder das Amt für Zuwanderung und Integration  –  sie alle übernehmen Aufgaben im lokalen Entwicklungsplan der Stadt. Die Internationale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen findet seitdem in der Offenen Jugendarbeit, in betreuenden Grundschulen, der Jugendberufs- und Erziehungshilfe sowie der Jugend- und Schulsozialarbeit statt. „Das Projekt gibt uns Rückenwind“, sagte Philipp Hanusch. Auch er arbeitet im Wiesbadener Amt für Soziale Arbeit.

Mehr Dynamik in der Kommune

In westfälischen Hamm hat die KGI-Bewerbung das bestehende Landesprogramm „Kein Kind zurücklassen“ sinnvoll ergänzt. Das dortige Sozialsystem soll von „reagierend“ auf „präventiv“ umgebaut werden. „Da kam KGI genau richtig“, erklärten Heinz Thomas und Karl Luster-Haggeney vom Jugendamt der Stadt Hamm. „Seit unserer Bewerbung ist richtig Dynamik entstanden, der lokale Entwicklungsplan wurde positiv aufgenommen.“ An die Abteilung Jugendförderung wurde inzwischen eine „Servicestelle Internationale Jugendarbeit“ angegliedert. Zielgruppe sind Träger der Kinder- und Jugendarbeit, Schulen, aber auch Eltern und Jugendliche. Die Aufgaben sind vielfältig und gehen von der Konzeptberatung über die Unterstützung bei der Partnersuche und Antragstellung bis hin zur Netzwerkarbeit. „Was wir vor allem brauchten, waren motiviertes Personal, ein klares Konzept sowie eine nachvollziehbare Strategie“, so Luster-Haggeney. „Wir wollten keine Leuchtturmprojekte schaffen, sondern uns um nachhaltige Strukturen kümmern“, ergänzte Thomas. Im Januar 2013 wurde zudem die „Eurodesk Servicestelle Hamm“ eröffnet.

Eigene Förderquellen erschließen

Auf die Ausbildung so genannter Peer-Mobilitätscoaches setzt derzeit das ServiceBuero Jugendinformation in Bremen. Die Hansestadt ist ebenfalls KGI-Kommune. Das Ziel: Benachteiligte Jugendliche und Jugendliche mit Migrationshintergrund sollen verstärkt an internationalen Begegnungs- und Mobilitätsprogrammen teilnehmen. Dazu werden Jugendliche in Videoarbeit und Öffentlichkeitsarbeit geschult. Sie sollen dann als Peer-Coaches andere Jugendliche anleiten. Am Ende des 18-monatigen Projekts wird aus der Begleitevaluation eine Handreichung mit Empfehlungen für andere KGI-Kommunen entstehen. Gefördert wird das Projekt zu 75 Prozent durch die Aktion Mensch.

Auf Nachhaltigkeit setzen

Einig waren sich die Koordinatorinnen und Koordinatoren des KGI-Netzwerks, dass in den Kommunen auch weiterhin an nachhaltigen Strukturen gearbeitet werden muss. In fünf Workshops wurden Handlungsempfehlungen erarbeitet. So sollen politische Gremien möglichst frühzeitig über erfolgreiche Maßnahmen informiert werden. Dabei müssten neben dem Jugendhilfeausschuss beispielsweise auch der Kulturausschuss und das Amt für Migration in die Arbeit mit eingebunden werden. Zudem sei es wichtig, auf die Träger und Zielgruppen immer wieder zuzugehen (Bring- statt Komm-Struktur). Weitere Forderungen: die verstärkte Einbeziehung der Wirtschaft, geeignete Angebote zur Weiterqualifizierung sowie die Schaffung von Service-Büros und Kompetenzzentren.

Ende des Jahres wird IJAB ein eigenes KGI-Handbuch herausbringen. Interessierte Städte und Gemeinden, die nicht unmittelbar an KGI beteiligt waren, haben dann die Möglichkeit, ihre Planungsschritte anhand der Berichte erfahrener Kommunen gezielter vorzunehmen.

Quelle: IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland

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