Kinder- und Jugendhilfetag

Fürsprecher für Jugendliche: Jugendmigrationsdienste stellen ihre Arbeit vor

Anna Barluka und Jürgen Hermann vom JMD

Die Beratung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist eine wichtige Aufgabe, die in Zeiten der Flüchtlingskrise noch an Bedeutung gewonnen hat. Auf dem 16. Kinder- und Jugendhilfetag in Düsseldorf stellen die Jugendmigrationsdienste (JMD) ihre Arbeit vor.

30.03.2017

von Yasmin Janclaes

"Die Buchstaben mit Leben füllen"

Es gehe darum, die "Buchstaben mit Leben zu füllen", sagt JMD-Leiter Jürgen Hermann. Messebesucher und Teilnehmer sollten sich unter den Initialen JMD etwas vorstellen können und erfahren, was die bundesweiten Beratungsstellen können und leisten. Dabei will Hermann nicht nur Netzwerkpartner und solche die es werden könnten erreichen, sondern auch junge Menschen, die vielleicht selbst an an den Angeboten der Jugendmigrationsdienste Interesse haben. Etwa neben dem Studium oder in Form eines Praktikums. Am Messestand der JMD sind deshalb "echte" Berater vertreten, die Besuchern einen direkten Einblick in ihre Arbeit geben.

"Fürsprecher für Jugendliche" - online und offline

So auch Anna Baluka. Sie arbeitet seit zehn Jahren beim JMD Düsseldorf. In der Gastgeberstadt des diesjährigen DJHT gibt es zwei JMD-Beratungsstellen, wo jungen Menschen mit Migrationshintergrund bei der Bewältigung ihrer Probleme geholfen wird. "Unsere Arbeit wird da wichtig, wo Hilfe durch Eltern und Schule nicht weiterkommt", so Frau Baluka. In der Realität umfasst das viele Bereiche: Oft geht es um behördliche Formalitäten - etwa die Vermittlung zwischen jungen Menschen und offiziellen Stellen. Die JMD würden dabei als "Fürsprecher für Jugendliche" in Erscheinung treten, so JMD-Leiter Hermann. Durch die Übersetzung von Formularen und Anträgen oder Unterstützung bei der Kommunikation mit den Beamten werden sprachliche Barrieren durchbrochen. Gleichsam betreibt die JMD sprachliche Förderung und bietet ein Nachhilfeprojekt für Jugendliche an.

Grundsätzlich für alle Jugendlichen zwischen zwölf und 27 Jahren mit Migrationshintergrund seien die JMD zuständig. Infolge der Flüchtlingskrise habe die Zahl der "anerkannten flüchtigen Syrer", die an den Beratungsstellen Hilfe suchen aber stark zugenommen, so Anna Baluka. Viele seien Akademiker, die sich über Bildungs- und Berufschancen informieren wollten.

Neben der direkten Beratung bieten die JMD Jugendlichen auch ein Online-Tool an. Hier können sie sich per Forum, Mail und Chat an Mitarbeiter der Beratungsstellen wenden. Die Plattform ist in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut entstanden und ist auf verschiedenen Sprachen verfügbar. Von 1.600 Usern im Jahr nutzen viel die Website aktiv auf türkisch. Für die Zukunft ist noch eine russische Übersetzung geplant.

Jugendliche beraten, Erfolge schaffen

Ein besonderes Erfolgserlebnis ist für Anna Baluka der Fall eines Jugendlichen aus Ghana. Er kam mit 16 Jahren zu seinem Vater nach Düsseldorf. Zwei Jahre später stand das Schicksal des Jungen in Deutschland dann wieder infrage, da ihm die Abschiebung drohte, sollte er keine Ausbildung beginnen können. Kurz vor seinem 18. Geburtstag bekam er dann glücklicherweise doch einen Ausbildungsplatz als Maler und Lackierer. Zusätzlich konnte die JMD-Beraterin durch das direkte Gespräch mit einer Sachbearbeiterin ein Förderungsgeld für den 18-Jährigen organisieren. So konnte er aus der viel zu kleinen Wohnung des Vaters ausziehen und sich eine eigene Wohngelegenheit nahe der Ausbildungsstelle leisten.

Es sind solche Erfolge, die in der Summe das Leben Jugendlicher mit Migrationshintergrund in Deutschland deutlich verbessern können.

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