Jugendpolitik

Youth & E-Participation: Internationale Konferenz diskutiert die demokratische Teilhabe von Jugendlichen mit Online-Medien

Originelle Begleitung: Diskussionen wurden während der Konferenz live visualisiert

Tunesien, ACTA, Occupy – es sind vor allem junge Menschen, die sich mittels Facebook, Twitter und Youtube zu Wort melden und für Demokratie, Bürgerrechte und Beteiligung einsetzen. Grund genug, darüber nachzudenken, wie digitale Medien die Welt verändern und dabei zugleich den Blick für eine internationale Perspektive zu weiten. Etwa 120 Expertinnen und Experten aus vierzehn europäischen und außereuropäischen Ländern tauschten sich vom 4. bis 5. Juni in Berlin darüber aus, wie das Internet für mehr Jugendbeteiligung genutzt werden kann.

08.06.2012

Die internationale Konferenz zu Partizipation in der digitalen Welt – „youth & e-participation“ – bündelt Erfahrungen aus so unterschiedlichen Ländern wie beispielsweise Großbritannien, Spanien, Litauen, Finnland, Tansania, Polen und der Türkei. Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus der deutschen und europäischen Politik, kommunalen Verwaltungen, Nicht-Regierungsorganisationen, Modellprojekten, Jugendverbänden, Jugendinformationsnetzwerken und auf partizipative Tools spezialisierten Startup-Unternehmen. Netzaktivisten twitterten, bloggten und trugen die Debatten der Konferenz weit über das Tagungszentrum Kalkscheune hinaus – bereits kurz nach dem Start der Konferenz war der Hashtag #epart12 auf Platz 2 des deutschen Rankings der meistbenutzten Twitter-Schlagworte geklettert.

Gerade die große Vielfalt der anwesenden Institutionen und Personen und ihrer spezifischen Blickwinkel sorgte dafür, dass das an E-Partizipation geknüpfte inhaltliche Spannungsfeld deutlich wurde. Wird Partizipation – gleichgültig ob mit digitalen Mitteln oder nicht – tatsächlich von Politik und Verwaltung gewünscht oder handelt es sich um ein Lippenbekenntnis? Ist bei der Unterschiedlichkeit des Kommunikationsverhaltens von Entscheidungsträgern und Jugendlichen überhaupt ein Dialog vorstellbar? Sind bestehende Tools für digitale Beteiligung so beschaffen, dass sie für Jugendliche nachvollziehbar und attraktiv sind? Wie agieren die Menschen hinter den Software-Tools – geht es nur um das Einholen von Meinungen oder sind diese Meinungen auch wirkungsmächtig und verändern etwas? Ist staatlich initiierte Jugendbeteiligung überhaupt sinnvoll oder kann sie nur aus der Eigeninitiative junger Menschen heraus entwickelt werden? Fragen, die mit Leidenschaft und viel versammeltem Sachverstand diskutiert wurden. Die Antworten werden in die deutsche, europäische und internationale jugendpolitische Debatte einfließen.

Neben einer grundsätzlichen Betrachtung des Themas E-Partizipation diskutieren Arbeitsgruppen lokale Herausforderungen in den Kommunen, zielgruppengerechte Software-Tools und Information als Basis für Beteiligung mit digitalen Medien. In seiner Keynote präsentiert Dr. Bart Cammaerts von der renommierten London School of Economics erstmals Ergebnisse seiner europaweiten Studie „Youth in Democratic Life“. Sein Beitrag verdeutlichte die Komplexität von Jugendbeteiligung. Während Grassroot-Organisationen junge Menschen besser motivieren und begeistern könnten, hätten Jugendverbände bessere Möglichkeiten mit der Politik zu verhandeln. Die digitale Kluft sei weiterhin eine Tatsache, ebenso seien in vielen Ländern jedoch fehlende Ausbildungsmöglichkeiten, Wohnungsmangel und Arbeitslosigkeit ein Problem, das zu sozialer Exklusion führe und Beteiligung entgegenstünde. Die Bedeutung digitaler Medien habe zugenommen, dürfe aber nicht als alleinige Form des Dialogs betrachtet werden. Facebook sei wichtig, das Gespräch face to face jedoch ebenso.

Lutz Stroppe, Abteilungsleiter für Kinder und Jugend im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, leitete mit seiner Keynote das Thema der lokalen Beteiligung ein. Peter Matjasic, Vorsitzender des Europäischen Jugendforums, äußerte sich in seinem Statement über die Zusammenhänge und Diskrepanzen von online und offline. Marie-Luise Dreber, die Direktorin von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland, betonte die internationale und europäische Dimension des Konferenzthemas. Graeme Robertson berichtete für die Europäische Kommission über die partizipativen Elemente beim Relaunch des Europäischen Jugendportals.

Die Veranstaltung "youth & e-participation" war weder Barcamp noch klassische Konferenz. Sie war als internationaler kollegialer Fachaustausch angelegt, der alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einbezog. Die Podiumssprecherinnen und -sprecher standen als Gesprächspartner/-innen bei fünf parallel laufenden Gruppendiskussionen zu vier Schwerpunktthemen zur Verfügung. Die auf den Podien angerissenen Diskussionen konnten so je nach individuellen Bedürfnissen und Interessen vertieft werden. Die dabei entstandenen Protokolle waren öffentlich und konnten von Teilnehmer(inne)n ergänzt werden.

Die Konferenz war der internationale Auftakt des multilateralen Kooperationsprojektes „youthpart“, das aus dem vom BMFSFJ initiierten „Dialog Internet“ hervorgegangen ist, und von IJAB international umgesetzt wird. Dabei werden die Europäische Kommission, Partner aus Deutschland, Großbritannien, Österreich, Spanien und Finnland bis 2014 gemeinsame Beteiligungsprojekte für und mit Jugendlichen entwickeln, umsetzen und auswerten.

Youthpart und die Konferenz „youth & e-participation“ werden durch das BMFSFJ gefördert.

Mehr Informationen zum Projekt youthpart finden Sie unter <link http: www.youthpart.info _top external-link-new-window external link in new>www.youthpart.info.

Die Protokolle und der Ablauf der Konferenz können hier eingesehen werden: <link http: www.yourpart.eu p epart12all _blank external-link-new-window external link in new>www.yourpart.eu/p/epart12all

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