Digitalisierung und Medien

Wahrnehmbarkeit von Hassrede gestiegen – Zahl der Verursacher stabil

Hassrede durchdringt immer stärker die Wahrnehmung von Internetnutzer(inn)en, insbesondere bei Jugendlichen. Dies zeigt eine forsa-Umfrage im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW. Sie hat außerdem die Existenz einer „lauten Minderheit“ bestätigt. Während 35 Prozent der Befragten glauben, dass es mehr hetzerische als sachlich kommentierende User gibt, zeigen die Ergebnisse der Studie ein anderes Bild.

05.07.2018

Die Landesanstalt für Medien NRW hat ihre 2016 und 2017 in Auftrag gegebene Befragung zur Wahrnehmung von Hassrede im Internet im Juni 2018 erneut durchgeführt und dabei um zwei interessante Aspekte erweitert. Die Ergebnisse machen deutlich, dass Hassrede die Wahrnehmung der Internetnutzerinnen und -nutzer immer weiter durchdringt: 78 Prozent der Befragten – und damit 11 Prozent mehr als im Vorjahr – gaben an, schon einmal mit Hasskommentaren konfrontiert worden zu sein. Gleichzeitig stieg die Zahl derjenigen, die sich aktiv gegen Hassrede engagieren, indem sie Gegenrede üben oder Hasskommentare melden.

Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Faktenlage

Unverändert blieb die Zahl derjenigen, die zugaben, selbst schon einmal Hasskommentare verfasst zu haben: So haben lediglich ein Prozent der befragten Internetnutzerinnen und -nutzer, die schon mal mit Hassbotschaften im Netz konfrontiert worden sind, auch schon selbst einmal einen Hasskommentar verfasst. Zwei 2018 erstmals gestellte Fragen machen hierzu eine auffällige Diskrepanz deutlich, denn 35 Prozent der Befragten glauben, dass es mehr hetzerische als sachlich kommentierende User gibt und 39 Prozent sind der Ansicht, dass es im Internet mehr Hass- als Sachkommentare gibt.

Viel Hetze aber wenige Hetzer

Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW erklärte: „Die Ergebnisse zeigen, dass wir viel Hetze, aber wenige Hetzer im Netz haben – dies zeigt uns aber auch, dass es eine Chance gibt, den zunehmenden Hass im Internet in den Griff zu bekommen. Die Ergebnisse sollten uns ermutigen, die Kommunikation im Netz zurückzuerobern, um es wieder zu dem Ort zu machen, der es sein sollte: geprägt von einer freien, offenen und konstruktiven Debattenkultur. Maßnahmen wie die in unserem jüngsten Forschungsprojekt empfohlenen Steuerungsstrategien für Redaktionen sowie die Initiative Verfolgen statt nur Löschen erweisen sich als gute erste Ansätze, das destruktive und hetzerische ‚eine Prozent‘ zurückzudrängen und Diskussionen wieder zu zivilisieren.“

Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick

  • Die Wahrnehmung von Hassrede ist weiterhin ein gesamtgesellschaftliches Problem – und hat sogar zugenommen (über alle Altersstufen hinweg): 78% der Bevölkerung sieht sich mit Hassrede konfrontiert (2017: 67%), 36% sogar häufig bis sehr häufig (2017: 27%).
  • Weiterhin sind 14-24-Jährige überdurchschnittlich häufig betroffen: 96% (2017: 94%).
  • Der Anteil derjenigen, die einen Hasskommentar gemeldet haben, ist auf 26% gestiegen (2017: 22%); ebenso der Anteil derjenigen, die kritisch auf einen Hasskommentar geantwortet haben: 25% (2017: 18%).
  • Weiterhin gilt: Nur 1% der Befragten, die bereits Hassrede im Internet wahrgenommen haben, haben schon einmal einen Hasskommentar verfasst.
  • 35% meinen hingegen, dass es mehr hetzerische als sachlich kommentierende Nutzer gibt. (in 2018 erstmals abgefragt).
  • 39% meinen, dass es im Netz mehr Hass- als Sachkommentare gibt; bei den 14-24-jährigen meint dies fast die Hälfte (47%). (ebenfalls in 2018 erstmals abgefragt).

Ein Ergebnisbericht zur Studie sowie die ausführlichen Ergebnisse einschließlich eines Vergleichs mit den Vorjahren sind online abrufbar.

Quelle: Landesanstalt für Medien NRW vom 04.07.2018

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