Jugendforschung
Studie zum Bild von Jugendlichen in den Medien: Mehr Sport – weniger Gewalt
Eine aktuelle Studie der Universität Würzburg hat das Bild von Jugendlichen in den Medien untersucht. Der Vergleich zum Vorjahr zeigt: Gewalt ist kaum noch ein Thema, stattdessen treten Beruf, Sport und Politik in den Vordergrund.
13.05.2011
Ob Schlägereien in U-Bahnen, exzessiver Alkoholkonsum oder übermäßige Mediennutzung: Jugendliche haben in der öffentlichen Wahrnehmung nicht den besten Ruf. Umso überraschender ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Lehrstuhls Empirische Bildungsforschung an der Uni Würzburg. Die Analyse von 145 Zeitungsberichten über einen Zeitraum von zwei Wochen hinweg zeichnet ein unerwartet positives Bild Heranwachsender.
Die Ergebnisse der Studie
„Im vergangenen Jahr hatte unsere Medienanalyse gezeigt, dass 49 Prozent aller Berichte Jugendliche negativ dargestellt haben. Dieser Anteil ist in diesem Jahr auf rund 30 Prozent gesunken“, sagt Professor Heinz Reinders, Studienleiter und Inhaber des Lehrstuhls Empirische Bildungsforschung.
Verantwortlich dafür sei vor allem eine geringere Zahl von Berichten über Jugendgewalt. Mehr als ein Viertel aller Zeitungsartikel hatten im Vergleichszeitraum 2010 das Gewaltverhalten von Jugendlichen zum Gegenstand. In diesem Jahr sank dieser Wert deutlich auf nur knapp über zehn Prozent. Auch das Thema Raub hat stark an Präsenz verloren: Während sich 2010 noch 15 Prozent aller Berichte mit diesem Thema beschäftigten, beträgt der Anteil in 2011 gerade mal 7,6 Prozent – eine glatte Halbierung also.
Im Gegenzug dafür seien die Themen Beruf (16,6 Prozent), Sport (13,8 Prozent) und Politik (11,7 Prozent) deutlich in den Vordergrund gerückt, so Reinders. Vor allem Artikel über die Berufsaussichten und Ausbildungsmöglichkeiten von Jugendlichen hätten deutlich zugenommen. Besonders markant sei auch der Anstieg bei den Berichten über sportliche Aktivitäten Jugendlicher. Hier stieg der Anteil an allen Zeitungsartikeln von 2,1 Prozent im Jahr 2010 auf knapp 14 Prozent im Jahr 2011.
„Damit haben wir nicht gerechnet“, kommentiert Reinders die Ergebnisse und zeigt sich vor allem über den Rückgang an Berichten über Jugendgewalt überrascht: „Das ist eigentlich immer ein beliebtes Thema für die Medien. Und die tatsächliche Jugendgewalt ist ja nicht wirklich rückläufig.“
Medienberichte gegen den Trend
Die Bildungsforscher der Uni Würzburg begrüßen diesen Trend allerdings. „Jugend wird vielfach als inaktiv und politisch desinteressiert wahrgenommen, quasi abgeschottet im Cyberspace sozialer Netzwerke“, erläutert Reinders. Da seien Berichte über politisches Engagement und sportliche Aktivitäten von Jugendlichen eine schöne Alternative. Gleichzeitig weiß Reinders, dass es sich hier um eine Momentaufnahme handelt, die sich mit thematischen Konjunkturen wieder ändern könne.
Denn die Medienanalyse wird jährlich in den ersten zwei Aprilwochen durchgeführt, um über mehrere Jahre hinweg vergleichbare Zeiträume betrachten zu können. „Wenn aber in dieser Zeit große Agenturmeldungen über den Ticker gehen, dann bestimmen die natürlich maßgeblich das Medienbild und werden von den Regionalblättern übernommen. Da wird dann schnell ein kleines Thema ganz groß.“
Wären die Analysen etwa direkt nach dem 12. September 2009 erfolgt, als an einem Münchner S-Bahnhof Dominik Brunner durch eine tödliche Attacke zweier Jugendlicher starb, dann wären vermutlich andere Themen als Gewalt bei Jugendlichen nicht zum Tragen gekommen. Deshalb achten die Würzburger Bildungsforscher darauf, ob in den insgesamt 145 analysierten Zeitungsberichten einzelne Meldungen das gesamte Themenspektrum dominieren. „Wir hatten mit dem Girls Day am 14. April ein solches Thema“, erläutert Reinders. Die gestiegene Zahl an Berichten zu diesem Thema erkläre dies aber nicht, schließlich wurde die Medienanalyse 2010 im gleichen Zeitraum durchgeführt.
Quelle: Universität Würzburg
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