Digitalisierung und Medien

Streaming ist in – JIM-Studie 2018 zur Mediennutzung von Jugendlichen

Die Zahl der Jugendlichen, die regelmäßig Serien und Filme bei Netflix schauen, hat sich 2018 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Das Musikstreaming bei Spotify ist erstmals beliebter als Radio hören. Dennoch vertrauen Jugendliche insbesondere dem Nachrichtenangebot der Tagesschau, regionaler Tageszeitungen und öffentlich-rechtlicher Radiosender. Dies sind einige Ergebnisse der neusten JIM-Studie, die im Rahmen der Jubiläumstagung „20 Jahre JIM-Studie“ am 27.11.2018 vorgestellt wurde.

28.11.2018

Der Siegeszug von Netflix und Co. bei Jugendlichen hält an

Die Hälfte der Zwölf- bis 19-Jährigen schaut regelmäßig Sendungen, Serien und Filme bei Netflix (47%), jeder Fünfte nutzt Amazon Prime Video (22%). Damit hat sich der Anteil regelmäßiger Netflix-Nutzer im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt (2017: 26%). Weiterer Gewinner bei den Jugendlichen ist Spotify, erstmals verzeichnet die Musiknutzung über Spotify einen höheren Anteil regelmäßiger Nutzer als die Musiknutzung live im Radio. Das sind Ergebnisse der aktuellen JIM-Studie 2018, die am 27. November 2018 im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung in Stuttgart veröffentlicht wurde. Seit 20 Jahren untersucht der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) mit der JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) den Medienumgang von Jugendlichen in Deutschland.

Tagesschau und Tageszeitungen mit hohem Vertrauensbonus

Auch das Vertrauen in Nachrichtenangebote wurde im Rahmen der JIM-Studie 2018 untersucht. Hierbei konnten die Jugendlichen verschiedenen Nachrichtenangeboten Schulnoten in Bezug auf ihre Vertrauenswürdigkeit geben. Die Tagesschau bzw. die Tagesthemen der ARD genießen bei Jugendlichen das höchste Vertrauen, 84 Prozent der Jugendlichen haben die Note 1 oder 2 vergeben. An zweiter Stelle folgt mit 77 Prozent das Angebot regionaler Print-Tageszeitungen bzw. öffentlich-rechtliche Radiosender (75%). Der tagesaktuellen Berichterstattung des ZDF (Heute bzw. Heute Journal) schenken 71 Prozent der Befragten ihr Vertrauen. Focus online und Spiegel online bewegen sich bei dieser Beurteilung im Mittelfeld, jeweils die Hälfte der Jugendlichen bewertet diese Angebote mit der Note 1 oder 2. Private Radiosender werden von knapp der Hälfte der Jugendlichen als vertrauenswürdig eingestuft. Mit deutlichem Abstand folgen ProSieben Newstime, das Nachrichtenangebot des E-Mail-Providers Web.de und RTL Aktuell, denen jeweils ein Viertel der Jugendlichen vertraut. Das Angebot der Bild-Zeitung bildet mit jeweils 15 Prozent sowohl für das Print- als auch das Online-Angebot das Schlusslicht.

Verlässliche Daten im Bereich Jugend und Medien

Die aktuellen Ergebnisse der JIM-Studie 2018 sowie Einblicke in 20 Jahre Forschung präsentierten die drei Autoren der Studie, Sabine Feierabend (SWR), Thomas Rathgeb (LFK) sowie Theresa Reutter (LFK).

Professor Andreas Büsch, Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz der Katholischen Hochschule Mainz, betonte die Einzigartigkeit der JIM-Studie: „Die Wertschätzung der JIM-Studie durch Wissenschaftler/-innen ebenso wie durch Praktiker/-innen resultiert aus ihrer Qualität: Sie ist eine solide repräsentative Erhebung – was sich längst nicht von allen Untersuchungen im Bereich „Jugend und Medien“ behaupten lässt. Es gibt keine andere Studie zu diesem Themenfeld, die seit 20 Jahren so verlässlich Daten zur Alterskohorte liefert und damit neben dem jeweiligen Querschnitt auch Betrachtungen im Langzeitverlauf ermöglicht“, so Büsch.

Forschung unerlässlich für den Jugendmedienschutz

Für den Präsidenten der Medienanstalt in Baden-Württemberg (LFK), Dr. Wolfgang Kreißig, ist Forschung wichtig, um die Arbeit der Medienaufsicht noch stärker auf die Lebenswelt der Jugendlichen auszurichten. „Wir ernten nun die Früchte unserer langen Arbeit. Denn jetzt werden auch Innovationszyklen durch die JIM-Studie sichtbar. Wir sehen, wo sich die Jugendlichen aufhalten und mit welchen Risiken sie dort konfrontiert sind“, so Kreißig, der auch Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) ist. „Aufgrund der veränderten Mediennutzung ist auch die Medienpolitik gefordert, weitere gesetzliche Rahmen zu schaffen, um der Aufsicht zeitgemäße Regulierungsinstrumente an die Hand zu geben.“

Wesentliche Grundlage für faktenbasierte Entscheidungen

Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK), sieht empirische Studien, wie die JIM-Studie, als eine wesentliche Grundlage für faktenbasierte Entscheidungen: „Die erfolgreiche Kooperation der Medienanstalten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie des Südwestrundfunks gewährleistet nun schon seit 20 Jahren eine einzigartige Datenbasis über den Medienumgang von Jugendlichen in Deutschland. Die erho-benen Daten der JIM-Studie decken nicht nur Veränderungen und Trends auf, sie helfen auch dabei, fundiert und faktenbasiert auf Entwicklungen der heutigen Medienlandschaft zu reagieren.“

„Als öffentlich-rechtlicher Rundfunk haben wir den Auftrag, mit unseren Angeboten alle Gesellschaftsgruppen und Altersklassen zu erreichen. Die JIM-Studie liefert uns seit 20 Jahren zuverlässige und wichtige Informationen, wie junge Menschen Medien konsumieren“, unter-streicht SWR-Landessenderdirektorin Baden-Württemberg, Stefanie Schneider.

Am Nachmittag wurden verschiedene Medienkompetenzprojekte von LFK, LMK und SWR vorgestellt, die sich an die Zielgruppe Jugendliche richten.

Hintergrund

Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen For-schungsverbund Südwest seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Für die Befragung wurden 1.200 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren im Frühsommer 2018 telefonisch befragt.

Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2018 sind als PDF auf der Internetseite www.mpfs.de abrufbar.

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK). Die Durchführung der Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR).

Quelle: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest c/o Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg  vom 28.11.2018

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