Digitalisierung und Medien

Smartphone – Freund und Feind der Jugendlichen

Ein Alltag ohne Smartphone ist für Jugendliche fast nicht mehr denkbar. Die Jugendlichen sehen selber aber mehr Chancen als Risiken bei der Nutzung ihres Smartphones. Dies zeigt das Forschungsprojekt „Generation Smartphone“ der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), bei dem Jugendliche mitgeforscht haben. Hierdurch wurden die Sichtweisen der Jugendlichen systematisch in die Untersuchungen einbezogen.

29.08.2018

„Ich liebe mobiles Musikhören, mobiles leichtes Lesen, schnellen Kontakt mit anderen. Aber ich hasse den exzessiven Gebrauch von so vielen Teenagern, und dass er auch von mir erwartet wird“, schreibt Emma, 16 Jahre alt, in ihrem Tagebuch für die Studie „Generation Smartphone“. Diese Studie zeigt: Das Smartphone ist für Jugendliche der Angelpunkt ihres Alltags. Sie erhalten Schulinformationen über den WhatsApp-Klassenchat. Sie schauen Fahrpläne nach, benötigen es zum Lernen oder fotografieren Schulbuchseiten ab, damit sie das Buch nicht nachhause tragen müssen. Zudem spielt für sie das Handy auch bei der Entspannung und Unterhaltung eine wichtige Rolle. Auf ihr Smartphone zu verzichten, ist für die meisten Jugendlichen kaum möglich oder aufgrund seiner vielen positiven Eigenschaften gar nicht erstrebenswert.

Und doch: Viele Jugendliche fühlen sich wie Emma gestresst. In der Kommunikation gibt es die Verpflichtung, schnell zu reagieren. Bei unterhaltenden Inhalten hat das Smartphone zudem eine starke Sogwirkung. Denn es gibt immer noch ein interessantes Video, neue Nachrichten, noch mehr Bilder, Informationen und Fotos zum Anklicken und Anschauen. Im Forschungsprojekt wird aber auch deutlich, dass sich die Jugendlichen um einen sinnvollen Umgang mit dem Smartphone in ihrem Alltag bemühen und beispielsweise eigene Regeln aufstellen.

Freund und Feind zugleich

Insgesamt sehen die Jugendlichen bei Smartphones deutlich mehr Chancen als Risiken. Die Studie zeigt ausserdem, dass die Trennung in Chancen und Risiken wenig Sinn macht, weil sie oft gemeinsam auftreten: Beispielsweise kann man ständig mit anderen Menschen in Kontakt sein, aber man muss auch ständig erreichbar sein und schnell reagieren. Ein jugendlicher Mitforschender, 12 Jahre alt, beschreibt es so: „Das Handy ist für die Jugendlichen heute unwiderstehlich, es ist das Leben. Es ist best friend, aber auch gleichzeitig der grösste Feind. Ich finde, es ist was sehr Kompliziertes, also diese Handy-Nutzung.“

Was ist eine gesunde und sinnvolle Handynutzung?

Das Projekt gibt spannende Einblicke in die Smartphone-Nutzung von Jugendlichen sowie in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Es zeigt auf, dass es für Jugendliche keine einfache Aufgabe ist, einen „gesunden“ und „sinnvollen“ Umgang mit dem Smartphone zu definieren, da es zugleich zur Information, Unterhaltung und Kommunikation dient und „Spass“ und „Ernsthaftes“ nicht getrennt werden (können).

Tagebuch zur eigenen Smartphone-Nutzung führen

Das Projekt „Generation Smartphone“ untersuchte die Bedeutung des Smartphones im Alltag der Jugendlichen und fragte, welche Chancen und Risiken die Jugendlichen in der Smartphone-Nutzung sehen. Dazu führten 30 Jugendliche aus der Deutschschweiz zwischen 12 und 19 Jahren während eines Monats ein Tagebuch. Darin hielten sie fest, was sie mit ihrem Handy machten und was sie dabei bewegte. Die Datenauswertung erfolgte durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit acht jugendlichen Mitforschenden. Durch den partizipativen Forschungsansatz – Jugendliche und Erwachsene arbeiteten im Projekt auf Augenhöhe zusammen – wurden die Sichtweisen der Jugendlichen systematisch in die Untersuchungen einbezogen. Neben einem ausführlichen Bericht entstanden auch ein Kartenset von Jugendlichen für Jugendliche und ein Brief von Jugendlichen an Eltern.

„Generation Smartphone“ ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und der Fachgruppe Medienpsychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW unter Mitarbeit der MedienFalle Basel. Das partizipative Forschungsprojekt wurde durch die Stiftung Mercator Schweiz gefördert. Alle Ergebnisse finden sich unter www.generationsmartphone.ch

Quelle: Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz vom 23.07.2018 

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