Jugendforschung

Otto Brenner Stiftung legt kritische Studie über die Sendungen von Bohlen, Klum und Katzenberger vor

Erstmals werden die Sendungen von Bohlen, Klum und Katzenberger in einer vergleichenden Studie kritisch durchleuchtet, detailliert analysiert und beschrieben. Es wird untersucht, warum sie so viele Jugendliche vor den Fernseher locken. Autor Gäbler verdichtet seine Ergebnisse zu Empfehlungen, die sich auch für die Bildungsarbeit eignen.

25.10.2012

"Weder die TV-Figur Daniela Katzenberger noch die Casting-Shows mit ihren autoritären Protagonisten Dieter Bohlen und Heidi Klum bieten Modelle für das Einüben gesellschaftlich wichtiger Fähigkeiten und Verhaltensweisen“. So lautet das kritische Resümee der neuen Studie „Hohle Idole“ von Bernd Gäbler, die bei der Otto Brenner Stiftung erschienen ist.

„Knie nieder!“ In „Deutschland sucht den Superstar“ (RTL) hat der 58-jährige „Pop-Titan“ Dieter Bohlen diesen Befehl tatsächlich der 16-jährigen Kandidatin Katja erteilt, als diese um ihr Weiterkommen bettelte. Unter dem strengen Regiment von Heidi Klum müssen die jungen Kandidatinnen von „Germany's next Topmodel“ (Pro Sieben) sich schon mal einen Tintenfisch auf den Kopf setzen oder sich mit Salatsauce übergießen lassen. Diese Shows präsentieren sich als harte Prüfungen zur Vorbereitung auf die Welt „da draußen“, sind aber vor allem erstaunlich autoritär, willkürlich und erziehen zu Konformität und Gehorsam. Parallel dazu führt die superblonde Daniela Katzenberger in „Natürlich blond“ (Vox) vor, dass man nichts können muss, um durch das Fernsehen berühmt zu werden.

Erstmals werden die Sendungen von Bohlen, Klum und Katzenberger in einer vergleichenden Studie kritisch durchleuchtet, detailliert analysiert und spannend beschrieben. Interviews und Tabellen (Zuschauerzahlen, Quoten, Überblick zu Casting-Shows, ökonomische Daten) runden die Untersuchung ab, die sich auch als Nachschlagewerk nutzen lässt.

Bohlen, Klum und Katzenberger werden als Ikonen einer neuen „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ vorgestellt, die allgemeine Tendenzen des Unterhaltungsfernsehens verkörpern. Während diese Fernsehformate spielerisch Ratschläge für ein erfolgreiches Leben zu geben scheinen, vermitteln sie direkt oder indirekt Normen, Werte und Haltungen, die tief in den Alltag besonders von Jugendlichen wirken. Bohlen, Klum und Katzenberger treffen zielgenau auf die soziale Unsicherheit jugendlicher Zuschauer. Das heimliche Curriculum stimmt nachdenklich: Was zählt, sind Äußerlichkeiten. Selbstvermarktung und Design treten an die Stelle von Substanz, Kompetenz und Qualifikation. Die Dramaturgie der Sendungen wird schonungslos entziffert, die Protagonisten von Casting-Shows und Doku-Soap werden als „Hohle Idole“ kritisiert.

Im Vorwort zur Studie betont die Otto Brenner Stiftung, dass „Hohle Idole“ eine Diskussionsgrundlage sein kann für all jene, die Themen, Trends und Tendenzen des Unterhaltungsfernsehens kritisch auf den Prüfstand stellen. Zugleich versteht die Stiftung die Untersuchung als Aufforderung an die öffentlich-rechtlichen Sender, diese Formate nicht zu adaptieren oder mit „sanfter Nachahmung“ in den Quotenwettkampf zu ziehen.

Die Studie kann im <link http: www.otto-brenner-shop.de publikationen obs-arbeitshefte shop hohle-idole-ah72.html external-link-new-window external link in new>Otto Brenner Shop elektronisch sowohl bestellt als auch heruntergelanden werden werden.

Quelle: Otto Brenner Stiftung vom 22.10.2012

Redaktion: Kerstin Boller

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