Digitalisierung und Medien
Mehrheit steht für respektvollen und demokratischen Umgang miteinander
Die Ergebnisse einer repräsentativen Weizenbaum-Studie zum politischen und sozialen Engagement in Deutschland zeigen, dass ein Großteil der Menschen in Deutschland Interesse an politischen Themen hat. Besonders jüngere Menschen engagieren sich demnach online, indem sie politische Inhalte teilen oder kommentieren.
17.07.2020
Ob für das Klima oder gegen Rechts: Die Menschen in Deutschland sind politisch interessiert. Digitale Medien schaffen dabei neue Räume der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Doch häufig werden Debatten dort nur wenig sachlich geführt und durch Hass und Hetze belastet. Die breite Mehrheit der Menschen in Deutschland bezieht dazu klar Stellung – für ein respektvolles und demokratisches Miteinander und für den verantwortungsbewussten Umgang mit Medien. Das sind die Ergebnisse einer nun veröffentlichten Studie zur politischen Partizipation in Deutschland 2019 der Forschungsgruppe „Digital Citizenship“ des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft.
Gefahr für den demokratischen Diskurs in sozialen Medien
„Die Befunde unserer repräsentativen Studie zeigen, dass mit 85 Prozent ein Großteil der Menschen in Deutschland Interesse an politischen Themen hat,“ so Nadja Schaetz, Doktorandin in der Forschungsgruppe. „Über die Hälfte der Befragten hat in den zwölf Monaten vor der Befragung Mitmenschen dazu ermutigt, sich politisch oder sozial zu engagieren. Besonders jüngere Menschen engagieren sich online, indem sie politische Inhalte teilen oder kommentieren. Unsere Studie zeigt allerdings auch, dass wir den demokratischen Diskurs in sozialen Medien schützen müssen, da die Mehrheit der Befragten dort in Kontakt mit Hasskommentaren gekommen ist.“
Respekt und Medienkompetenz sind den Menschen wichtig
Neben der politischen Partizipation untersucht die Studie auch, welche Erwartungen Menschen an ein demokratisches Miteinander haben. Mit 90 Prozent ist ein Großteil der Bevölkerung der Auffassung, dass man die Meinungen anderer respektieren sollte. Die Mehrheit der Befragten ist sich der Bedeutung von Medienkompetenzen bewusst. So sagen 85 Prozent, dass es sehr wichtig sei, auf den Wahrheitsgehalt von Nachrichten zu achten. Auch die Wichtigkeit, Informationen aus seriösen Quellen zu beziehen, wird von 75 Prozent der Befragten betont.
Hass und Hetze im Internet
Hass und Hetze in Diskussionen entgegenzutreten, wird von 73 Prozent als sehr wichtig eingestuft. Im alltäglichen Handeln der Menschen zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Lediglich 33 Prozent der Menschen, die im Netz in Kontakt mit einem Hasskommentar gekommen sind, haben schon einmal einen Kommentar gemeldet. Der Anteil der Menschen, der auf den Kommentar eingegangen ist und darauf hingewiesen hat, respektvoll zu bleiben, ist mit 27 Prozent noch geringer. Die Gruppe derer, die den Hass direkt unterstützt, ist mit 3 Prozent dagegen sehr klein.
Der Widerspruch zwischen den Ansichten der Bürger/-innen über demokratische Werte und ihrem tatsächlichen Handeln, diese Werte in Diskussionen zu verteidigen, ist für den Leiter der Studie, Professor Martin Emmer, Anlass für weitere Forschungsfragen: „Wir werden am Weizenbaum-Institut im nächsten Schritt untersuchen, wie Bürger ihre Handlungsmöglichkeiten und Selbstwirksamkeit in der Auseinandersetzung mit Hasskriminalität und Desinformationen einschätzen. Dabei werden wir uns genau anschauen, welchen Einfluss sowohl die in den sozialen Netzwerken eingesetzten Algorithmen als auch die gesetzlichen Regulierungen auf die Verbreitung von Hasskommentaren und das Verhalten von Bürgern haben.“
Zum Hintergrund
Um die Beteiligung an politischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen in Deutschland zu erfassen, hat das Weizenbaum-Institut in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin im Herbst 2019 eine repräsentative Befragung durchgeführt. Dazu wurden 1.298 Bürger/-innen ab 16 Jahren nach einem wissenschaftlichen Zufallsprinzip ausgewählt und telefonisch befragt. Um Entwicklungen im Zeitverlauf beobachten zu können, wird die Studie im Paneldesign künftig jährlich mit denselben Befragten wiederholt.
Quelle: Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft - Das Deutsche Internet-Institut vom 23.06.2020
Termine zum Thema
-
25.04.2024
KI in der Kinder- und Jugendarbeit
-
25.04.2024
Vorstellung des neuen Open Source Fördermittelportals für (KJP-) Zentralstellen
-
26.04.2024
Fachkongress Frühkindliche Medien-Bildung, 26.04.2024 in Berlin
-
26.04.2024
Fachkongress Frühkindliche Medienpädagogik
-
29.04.2024
Gesundes Aufwachsen in einer digitalen Welt - die Verantwortung von Eltern und Fachkräften im Blick
Materialien zum Thema
-
Zeitschrift / Periodikum
Televizion, Medienkompetenz von Eltern
-
Stellungnahme / Diskussionspapier
Forderungen zur Europawahl 2024
-
Broschüre
Mitsprechen, mitbestimmen, mitgestalten – Praxiswissen zu Beteiligung in der Heimerziehung (SOS kompakt, Ausgabe 8)
-
Zeitschrift / Periodikum
Außerschulische Bildung 1/2024: Meinungsfreiheit und Protest
-
Expertise / Gutachten
JAdigital-Expertise: Stand und Entwicklung der Digitalisierung in der Kinder- und Jugendarbeit/ Kinder- und Jugendbildung
Projekte zum Thema
-
Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH
JAdigital. Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe konzeptionell gestalten
-
Kinderschutz und Kinderrechte in der digitalen Welt
-
Cluster Projekte GmbH
Modellprojekt DiKon – Digital in Kontakt sein mit jungen Menschen
-
Museum für Islamische Kunst / Staatliche Museen zu Berlin
Bildungsprojekt „Gemeinsame Verantwortung – Gemeinsame Zukunft“
-
Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW
participART – Medien.Kunst.Pädagogik
Institutionen zum Thema
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
teamZUKUNFT gGmbH
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Landesverband Kinder- und Jugendfilm Berlin e.V.
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Paritätische Akademie Süd gGmbH
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V.
-
Sonstige
Initiative für frühe Bildung