Digitalisierung und Medien
Keine Angst vor Big Data und Algorithmen – welche Chancen die Digitalisierung bietet
Die positiven Potenziale von Big Data und Algorithmen für Medienunternehmen und Journalismus waren Thema des 8. Hamburger Mediensymposiums von Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH), Hans-Bredow-Institut für Medienforschung und Handelskammer Hamburg.
15.06.2017
Über 250 Experten diskutierten am 13. Juni unter dem Titel "Künstliche Intelligenz statt menschlicher Dummheit? Wie die Digitalisierung öffentliche Kommunikation verändert" darüber, wie Big Data und Algorithmen für das kommunikative Gemeinwohl eingesetzt werden können.
Medien- und Informationsverhalten
Adrian Ulrich, Geschäftsführer der Handelskammer Hamburg, Bereichsleiter Innovation und Umwelt, hob in seiner Begrüßung hervor: "Das individualisierte Ausspielen von Informationen und die Verwebung redaktioneller Inhalte, persönlicher Nachrichten und Meinungen in den sozialen Medien hat das medienökonomische und das gesellschaftliche Ökosystem in Bewegung gebracht und stellt Unternehmen wie Bürger vor große Herausforderungen. Hamburg ist die Stadt der traditionellen und der neuen Medien und darum der richtige Ort, Fragen zu stellen, die die Zukunft der Medien und das Informationsverhalten der Menschen betreffen."
Meinungsbildung durch Algorithmisierung
Thomas Fuchs, Direktor der MA HSH, betonte in seiner Begrüßung: "Da, wo durch Algorithmisierung Meinungsbildung im besonderen Maße beeinflusst wird, muss es ein gesetzlich vorgegebenes Regelwerk geben, das Behörden ermöglicht, auch hier die Einhaltung von Transparenzregeln und Diskriminierungsverboten zu überprüfen." Die Betonung der Verantwortung von Plattformen für die Inhalte, die sie verbreiten oder zu denen sie hinführen, gehe einher mit der Schaffung von Durchsetzungsmechanismen und Aufsichtsstrukturen. "Die Medienanstalten sind aufgefordert, sich dieser Aufgabe anzunehmen."
Gesetzliche Regelungen zur Kommunikationsordnungfür Insitutionen
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, hob in seiner medienpolitischen Einordnung die großen Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz und Digitalisierung hervor: "Die neuen technologischen Infrastrukturen ermöglichen eine ganz neue Freiheit und oft überhaupt erst die Verwirklichung von Kommunikationsgrundrechten. Jeder Nutzer kann selbst Inhalte produzieren und so eine Öffentlichkeit erreichen. Es ist die Aufgabe des Gesetzgebers, die grundsätzlichen Prinzipien der Kommunikationsordnung für alle Institutionen, die gesellschaftliche Öffentlichkeit und Kommunikation gewährleisten, festzulegen. Dann wird die Analyse und Diskussion des rechtlich Zulässigen sehr viel schlanker."
Positive Nutzungsmöglichkeiten von Algorithmen
Der Direktor des Hans-Bredow-Instituts, Prof. Dr. Wolfgang Schulz, erläuterte in seiner Einführung, dass eine aktuelle Kooperation des Instituts mit dem Fachbereich Informatik der Universität Hamburg und mit der TU Hamburg gerade an positiven Nutzungsmöglichkeiten von Algorithmen arbeite. "Die Forschung beginnt, sich mit den Problemen von algorithmischem Entscheiden zu befassen. Dazu gehört die Frage, ob es die viel zitierten Echo-Kammern überhaupt gibt. Doch es gilt, auch die Potenziale auszuloten, wie etwa Technik Journalisten helfen kann, Nutzerkommentare auszuwerten."
Auswertung von Nutzerkommentaren
Einen Einblick in die praktische Umsetzung dessen gaben Prof. Dr. Walid Maalej (Universität Hamburg) und PD Dr. Wiebke Loosen (Hans-Bredow-Institut) mit der Vorstellung des SCAN-Projekts, einem gemeinsam entwickelten Software-Tool, das Journalisten bei der Auswertung von Nutzerkommentaren helfen soll. Tiefe und anschauliche Einblicke in die Funktionalität von Algorithmen gab anschließend Dr. Sybille Schupp von der TU Hamburg. Sie erläuterte zudem, wie Algorithmen Policies unterstützen können, etwa bei der Umsetzung von Datenschutzrichtlinien mittels Privacy by Design.
Fake News, Hate Speech und (politisches) Content Marketing
Im zweiten Teil des Symposiums wandte sich Prof. Dr. Frank Lobigs von der TU Dortmund medienökonomischen Fragen zu. Er stellte fest, dass das alte Werbemodell journalistischer Medien nicht mehr funktioniere, journalistische Medien wandelten sich zunehmend zu Digitalagenturen. Zudem würden ökonomische Mechanismen den Qualitätsjournalismus durch Inhalte wie Fake News, Hate Speech und (politisches) Content Marketing gefährden.
Abschließend diskutierten Karla Paul, Verlagsleiterin von Edel Elements | edel&electric, Erik Laser, Chief Digital Officer der Warner Music Group Central Europe und Sven Ossenbrüggen, Managing Director bei XYRALITY den Einsatz von Datenanalyse, also die Auswertung von Markt- und Kundendaten, in ihren Unternehmen. Dieser sei Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle ihrer Unternehmen.
Quelle: Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) vom 14.06.2017
Termine zum Thema
-
25.04.2024
KI in der Kinder- und Jugendarbeit
-
25.04.2024
Vorstellung des neuen Open Source Fördermittelportals für (KJP-) Zentralstellen
-
26.04.2024
Fachkongress Frühkindliche Medienpädagogik
-
29.04.2024
Gesundes Aufwachsen in einer digitalen Welt - die Verantwortung von Eltern und Fachkräften im Blick
-
26.05.2024
Deutsch-Japanisches Studienprogramm "Das mediale Umfeld junger Menschen – Herausforderungen und Lösungsansätze"
Materialien zum Thema
-
Stellungnahme / Diskussionspapier
Forderungen zur Europawahl 2024
-
Expertise / Gutachten
JAdigital-Expertise: Stand und Entwicklung der Digitalisierung in der Kinder- und Jugendarbeit/ Kinder- und Jugendbildung
-
Bericht / Dokumentation
Videos mit Vorträgen zur Thematik "Digitalisierung und Inklusion in der Kinder- und Jugendhilfe"
-
Bericht / Dokumentation
Videos mit Vorträgen zur Thematik "Digitalisierung und Inklusion in der Kinder- und Jugendhilfe"
-
Expertise / Gutachten
Rechtsgutachten des DIJuF: "Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe"
Projekte zum Thema
-
Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH
JAdigital. Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe konzeptionell gestalten
-
Kinderschutz und Kinderrechte in der digitalen Welt
-
Cluster Projekte GmbH
Modellprojekt DiKon – Digital in Kontakt sein mit jungen Menschen
-
Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM)
weitklick – Das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung
-
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gGmbH
Technovation Girls Germany
Institutionen zum Thema
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Paritätische Akademie Süd gGmbH
-
Sonstige
Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.
-
Sonstige
Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration des Landes Schleswig-Holstein
-
Sonstige
Initiative für frühe Bildung
-
Außeruniversitäre Forschungs-/Serviceeinrichtung
Grimme Institut - Gesellschaft für Medien, Bildung und Kultur mbH