Digitalisierung und Medien

Ergebnisse der Fachtagung „Leben digital. Eine Frage der Ethik“

Über 180 Expert(inn)en aus Medien, Bildung, Politik, Kultur und Regulierung trafen sich am 29. August 2019 anlässlich des achten Hessisch-Thüringischen Mediengesprächs, um ethische Herausforderungen der Digitalisierung zu diskutieren. „Wir müssen eine eigene Digitalkultur entwickeln!“ forderte die hessischen Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus.

10.09.2019

Smart Home, Gesundheits-Apps oder vom Algorithmus maßgeschneiderte Informationen: Digitale Technologien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch helfen sie uns wirklich nur dabei, Entscheidungen zu treffen, Aufgaben zu erledigen oder produktiver zu sein? Digitalisierung als Schlüssel für ein gelungenes Leben oder als Weg in Abhängigkeit, Isolierung und Kontrolle?

Der Forderung der hessischen Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus nach der Entwicklung einer eigenen Digitalkultur konnten sich die Teilnehmer der interaktiven Fachtagung ‚Leben digital. Eine Frage der Ethik‘ nur anschließen. Über 180 Experten aus Medien, Bildung, Politik, Kultur und Regulierung trafen sich am 29. August 2019 anlässlich des achten Hessisch-Thüringischen Mediengesprächs, um ethische Herausforderungen der Digitalisierung miteinander zu diskutieren. Zu der interaktiven Fachtagung hatten die Medienanstalt Hessen (LPR Hessen) und die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Erfurter Netcode und der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) eingeladen.

Digitalkultur bedarf bestimmter Fähigkeiten

„Ethik in der Digitalisierung ist eine Ethik der Selbstsorge“, hob Prof. Dr. Simone Dietz in ihrem Einführungsimpuls hervor. Dietz, die die Professur für praktische Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf inne hat, formulierte sieben Fähigkeiten, die für ein ‚gutes Leben‘ grundsätzlich wichtig seien und auch in der digitalen Welt Geltung hätten – darunter Selbstbestimmung, Besonnenheit und Mäßigung, Selbstwahrnehmung, Gerechtigkeit und Respekt.

In den sich anschließenden Gesprächsrunden erörterten die Experten Szenarien des digitalen Lebens, Fragen der Meinungsbildung und die zunehmende Gewaltspirale im Netz. Im Fokus standen dabei weniger die Problemanalyse, sondern Lösungsmöglichkeiten. Präsentiert wurden mehrere Modellprojekte zur Förderung medienethischen Handelns. In abschließenden ‚Denkräumen‘ entwickelten die Tagungsteilnehmer eigene, konkrete Vorschläge, um Fehlentwicklungen der Digitalen Gesellschaft zu begegnen – auch im eigenen privaten Lebensraum.

Breite gesellschaftliche Debatte notwendig

„Die Ausgestaltung unseres digitalen Lebens bedarf einer breiten gesellschaftlichen Debatte“, resümiert Joachim Becker, Direktor der gastgebenden Medienanstalt Hessen. „Unser Angebot, ethische Fragen der Digitalisierung mit Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zu diskutieren, ist auf ein so großes Interesse gestoßen, das zeigt, dass wir hier den richtigen Weg wählen“, so Becker weiter. Die Kooperationspartner Jochen Fasco (TLM), Markus Bräuer (EKD), Dr. Wolfgang Kreißig (KJM) und Kirsten Kramer (Erfurter Netcode) werden die gewonnen Erkenntnisse und Ideen in die Diskussionen innerhalb ihrer Institutionen einbringen und weiterentwickeln, kündigten sie an.

Der ausführliche, bebilderte Tagungsbericht (PDF, 8 MB) steht zum Download zur Verfügung.

Quelle: Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien vom 04.09.2019

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