EU-Jugendstrategie

ePartizipation – darf’s ein bisschen mehr sein?

Building tomorrows Europe: Workshop zu „e-participation - tools, processes, policy“

„e-participation - tools, processes, policy“ – so der Name des Workshops, den das Projekt youthpart im Rahmen der Konferenz “Building tomorrows Europe“ durchführte, die vom 7. bis 8. Mai in Bonn stattfand. Jugendbeteiligung ist eines der wichtigsten Themengebiete in der Internationalen Jugendarbeit. Natürlich durfte es auf der Konferenz anlässlich des 25. Geburtstags von JUGEND für Europa, der deutschen Nationalagentur für das Jugendprogramm der Europäischen Kommission, nicht fehlen.

21.05.2013

Von Nadine Karbach

Ein Aspekt, die Online-Jugendbeteiligung, sollte auf der Konferenz Berücksichtigung finden und so war youthpart Ansprechpartner, diese Aufgabe mit Leben zu füllen. 35 Teilnehmer/-innen wollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, Experten aus Irland, Österreich und Deutschland und deren vielfältigen Perspektiven zum Thema Online-Jugendbeteiligung kennen zu lernen.

Der X-Faktor – was braucht man für erfolgreiche online Beteiligung?

„Es muss eine Verbindlichkeit bestehen, und der Prozess muss ernst genommen werden“, sagt Eva Panek von Liquid Democracy.“ „Es gibt natürlich noch viele andere Faktoren, die zu erfolgreicher Online-Beteiligung beitragen, aber diese beiden sind die wichtigsten, meiner Meinung nach“. Für Andreas Karsten von youthpolicy.org besteht noch ein anderes Problem: “Jeder glaubt, ePartizipation sei günstig zu haben und einfach umzusetzen, ist es aber nicht. Zumindest noch nicht an diesem Punkt der Geschichte und das führt dazu, dass ePartizipation sein Potenzial aktuell noch nicht vollständig entfalten kann". Seiner Ansicht nach, liegt der X-Faktor im zugedachten Budget zur Programmierung von Webseiten und Tools. “Dies sollte 10% des gesamten Budgets nicht übersteigen". Deirdre Lee vom Europäischen Projekt Puzzled by Policy ergänzt, dass ein gutes Tool oder eine Webseite ein Teil eines ganzen Prozesses sein müssen. “Politik ändert sich nicht von heute auf morgen,“ fügt sie hinzu. “Es muss ein integrierter Prozess sein mit realistischen Zielen".  Judith Schossböck vom Europäischen Projekt Ourspace meint, „es gibt direkte und indirekte Wege effektiver Jugendbeteiligung. Dennoch ist es sehr wichtig, einen direkten Effekt für sich selbst zu sehen, dies kann auch durch Spaß oder eine andere Form der Anerkennung stattfinden".

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Das Zusammenspiel zwischen ePartizipation und Inklusion

Moderatorin Lorena Jaume vom I&G Co:llaboratory öffnete kurz nach der Eingangsfrage an die Experten die Runde für Beiträge und Reflektionen aus dem Publikum. „Erreicht man durch Online-Beteiligung nicht ohnehin nur die oberen 10%, sozusagen die Elite der Gesellschaft? Was ist denn mit benachteiligten jungen Leuten“ lautet die erste Frage aus dem Publikum. Ein weiterer Beitrag betont, dass junge Leute schon benachteiligt seien, wenn sie in ländlichen Gebieten wohnten und möglicherweise von Online-Beteiligungsprozessen aufgrund mangelnder Internetverbindung ausgeschlossen seien. Ein weiterer Teilnehmer entgegnet, dass es in England während der Aufstände im letzten Jahr eben diese so genannten benachteiligten jungen Leute gewesen seien, die sich selbstständig durch soziale Netzwerke zusammengefunden hätten. Andreas Karsten betont, dass die meisten Partizipationsprozesse und Online-Tools noch stets sehr textlastig seien, und dass es eines Wechsels bedürfe hin zu mehr Interaktion, Audio und visuellen Beiträgen.

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Ein online Tool ist partizipativ, wenn…

Eine im internationalen Diskurs häufig wiederkehrende Frage betrifft das Verhältnis von online und offline und die Frage, was ein Online-Tool als partizipatives Tool qualifiziert. Folglich nutzte Moderatorin Lorena Jaume die Gelegenheit, die Experten mit eben diesen Fragen herauszufordern. Grundsätzlich besteht in der Frage der Kombination von Online- und Offline-Prozessen Einigkeit bei den Expert(inn)en: Nur die Kombination von beidem trägt zur Effektivität eines Online-Prozesses bei. Zusätzlich müssten jungen Menschen jedoch besondere Anreize geboten werden, meint Eva Panek. „Online Tools müssen ad-hoc, flexibel sowie niedrigschwellig sein, um junge Leute im Netz abzuholen, wo sie sich ohnehin viel aufhalten“. Deirdre Lee benennt die Kriterien in drei Punkten. “Ganz klar, ein online Tool ist partizipativ, wenn es zugänglich, transparent und nachvollziehbar ist“. Für Judith Schossböck ist der digitale Graben ein Teil des Prozesses, den man aktuell noch bedenken muss. Für Andreas Karsten sind es ebenfalls drei Kriterien, die ein Online-Tool partizipativ machen: „Ein Tool muss den historischen Kontext eines diskutierten Themas aufzeigen können. Ebenso muss es die Position einer Person oder einer Institution im Zeitverlauf darstellen können, und zuletzt, muss es nachvollziehbar sein, also anzeigen, was sich in einem Thema im Zeitverlauf tatsächlich geändert hat“.

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In 10 Jahren gibt es keine ePartizipation mehr

Spannende Beiträge aus dem Publikum und von den Expert(inn)en ließen die 75 Minuten des Workshops nur so verfliegen. Kurz vor dem Ende lud Moderatorin Lorena Jaume die Experten ein, sich als Wahrsager für die Zukunft zu betätigen: “Ihrer Meinung nach, was muss und wird in den kommenden 10 Jahren in der ePartizipation geschehen?“
Deirdre Lee hofft auf einen Wandel in der Partizipationskultur und dass Technologie darin einen gewichtigen Anteil spielt. Dies würde unterstützt durch die Open Data Bewegung und weitere Entwicklungen im Bereich Social Media. Eva Panek fasst ihren Ausblick so zusammen: “Erfahrungen sammeln über ePartizipations-Prozesse, verstärkter Austausch über diese noch junge Phänomen, sowie Wissensaufbau“. „Die Lehrpläne in Schulen müssen diese Entwicklungen mit aufnehmen“, steht für Judith Schossböck fest, „bereits jetzt stellen wir eine Kluft zwischen den Generationen fest, wo Lehrer Schüler davon abhalten sich durch soziale Medien zu engagieren“. Andreas Karsten hofft in erster Linie auf kleinere Endgeräte und weniger große Bildschirme. Provokativ malt er ein düsteres Szenario: “Die wirkliche Schlacht um das Internet und ePartizipation findet außerhalb der Jugendarbeit statt. Jeder sollte mit dem Namen Neelie Kroes vertraut sein und was es bedarf das Internet offen und die Infrastruktur dezentralisiert zu halten. Andernfalls ist jede Debatte über ePartizipation in 10 Jahren überflüssig, weil dieses Feld Opfer von medienregulatorischen Maßnahmen geworden ist“.

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Der Workshop wurde auf Englisch geführt.
Die Soundcloud in acht Teilen zum Workshop befindet sich hier:
<link soundcloud.com/youthpart _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">https://soundcloud.com/youthpart</link>

Vertreter folgender Projekte waren als Experten anwesend:

  • youthpolicy.org
  • liqd.net & ypart.eu
  • joinourspace.eu
  • join.puzzledbypolicy.eu

Webseite zur Konferenz "Building tomorrows Europe" & Workshop Beschreibung & Infos zu den Experten:
<link www.buildingeurope.eu/en/agenda/details/epartizipation-youth--include-tools-processes-policy.42/ _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">http://www.buildingeurope.eu/en/agenda/details/epartizipation-youth--include-tools-processes-policy.42/</link>

Fotos vom Workshop via Twitter.
<link twitter.com/youthpart/status/332076782670970880/photo/1 _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">https://twitter.com/youthpart/status/332076782670970880/photo/1</link>
<link twitter.com/youthpart/status/332080145240297472/photo/1 _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">https://twitter.com/youthpart/status/332080145240297472/photo/1</link>
<link twitter.com/youthpart/status/332075647813955584/photo/1 _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">https://twitter.com/youthpart/status/332075647813955584/photo/1</link>

Puzzled By Policy - Im Vorfeld angelegter Diskussions-Thread:
<link join.puzzledbypolicy.eu/en-GB/udebatediscussion.aspx _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">http://join.puzzledbypolicy.eu/en-GB/udebatediscussion.aspx?Thread=216</link>

Quelle: Nadine Karbach, IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland

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