Digitalisierung und Medien

Digitalisierung erfordert professionelle medienpädagogische Unterstützung

Was sind künftige Bedarfe für Handlungs- und Forschungsfelder der Medienpädagogik? Wie können Medienkompetenz gefördert und (Qualitäts-)Standards in der medienpädagogischer Arbeit entwickelt werden? Diese Fragen standen im Zentrum des 34. Forums Kommunikationskultur der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V. (GMK), die nun in einem Positionspapier der GMK mündeten.

06.02.2018

Die Digitalisierung (r)evolutioniert unsere Lebenswelten und damit unsere Gesellschaft. Dieser (digital-) technikinduzierte Wandel wirkt auf zahlreiche gesellschaftlich relevante Bereiche, wie Kommunikation und Kultur, Wirtschaft und Beruf, Meinungsfreiheit und Meinungsbildung sowie Demokratie und Politik. Die damit einhergehenden Chancen und Risiken stellen eine Herausforderung für jede Einzelne und jeden Einzelnen dar, denn zunehmend wird erwartet, dass jede und jeder die mit diesem gesellschaftlichen Wandel verbundenen Konsequenzen in Alltag, Beruf und Freizeit beherrschen, einordnen, bewerten und reflektieren kann. Diesem Anspruch gerecht zu werden ist keineswegs selbstverständlich und erfordert professionelle Begleitung von qualifizierten Fachkräften sowohl in allen Bildungsinstitutionen als auch in sozialen, pädagogischen und kulturellen Einrichtungen. Damit ist auch die Bildungspolitik gefordert, denn ihr obliegt es, die Medienbildungsprozesse zu steuern.

Digitalisierung erfordert professionelle medienpädagogische Unterstützung

Die aktuellen Entwicklungen, die nicht selten mit „Digitalisierung“ überschrieben werden, tragen dazu bei, dass die Förderung von Medienkompetenz und medienpädagogischer Kompetenz – und damit die Medienpädagogik insgesamt – stark nachgefragt ist. Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V. (GMK) stellte deshalb auf ihrem 34. Forum Kommunikationskultur Fragen der Qualitätsentwicklung medien-pädagogischen Handelns in Wissenschaft und Praxis ins Zentrum. Anhand von im Vorfeld der Tagung veröffentlichten und begründeten Thesen wurden in Frankfurt am Main im November 2017 innerhalb der Fachgruppen und im Rahmen von zwölf Workshops relevante Aspekte zur Medienkompetenzförderung, zur Professionalisierung und zur Entwicklung von (Qualitäts-) Standards medienpädagogischer Arbeit diskutiert.

Die Expert(inn)en aus Forschung, Lehre, Administration, aus (inter-) kultureller, beruflicher, allgemeinbildender und außerschulischer sowie schulischer medien-pädagogischer Praxis sehen Handlungsbedarf in folgenden Bereichen:

1. Medienkompetenzbegriff interdisziplinär weiterentwickeln

Mit der quantitativen Zunahme digitaler Medien in unserer Gesellschaft und der neuen sozialen Bedeutung von Technik geht auch ein neues Verständnis von Mensch-Maschine-Interaktion einher. Hiermit verstärkt sich die Relevanz der Medienkompetenzförderung und zur inhaltlichen Erweiterung wird eine umfassendere, disziplinübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich. Aufgrund der (digital-) technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind in Zukunft die interdisziplinären Kooperationen und Verständigungen zu stärken, um alle relevanten Aspekte mit erfassen zu können. Es braucht insofern einen kontinuierlichen Diskurs der beteiligten Disziplinen und Akteure.

2. Grundständige medienpädagogische Qualifizierung für alle pädagogischen Fachkräfte etablieren:

In allen pädagogischen Ausbildungsberufen und Studiengängen sollten medienpädagogische Inhalte im Sinne einer medienpädagogischen Grundbildung als verbindliche und prüfungsrelevante Bestandteile verankert werden. So sollten auch alle Lehrenden im Rahmen ihrer universitären Ausbildung die Möglichkeit zum Erwerb medienpädagogischer Kompetenz erhalten – dabei handelt es sich um die Kompetenz, die zur Förderung von Medienkompetenz der Schüler/-innen erforderlich ist.

3. Bestehende Lücken im Ausbildungsangebot für medienpädagogischen Nachwuchs schließen

Im recht jungen Feld der Medienpädagogik existieren bisher nur wenige Studiengänge, in denen Medienpädagogik bzw. Medienbildung als Hauptfach studiert werden kann. Um jedoch dem wachsenden Fachkräftebedarf zu begegnen, sollten zusätzlich medienpädagogische Masterstudiengänge, Vertiefungs- und Schwerpunktfächer eingerichtet bzw. bestehende Angebote ausgebaut werden. Hierfür ist eine bundesweite Förderung von Lehrstühlen und Professuren mit medienpädagogischem Schwerpunkt erforderlich, um dem steigenden Bedarf medienpädagogischer Inhalte in der Ausbildung von Pädagog(inn)en und Lehrenden zu decken.

4. Fortbildungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung der medienpädagogischen Expertise ausbauen

Für medienpädagogisch Tätige ist es zentral, die aktuellen und stetig neuen Themen und Innovationen in ihrem Handlungsfeld mitzuverfolgen. Es braucht deshalb unabhängige Informations- und Orientierungsmöglichkeiten, um zu erkunden, welche Fortbildungsangebote es gibt, welche Themen gerade aktuell sind, wie die Fortbildungsangebote aufgebaut sind und methodisch umgesetzt werden. Gerade für Personen mit Vorkenntnissen ist es wichtig, Angebote zu erhalten, die modular aufgebaut sind und Einstiegsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Niveaus gewähren. Auch Möglichkeiten für ein Aufbaustudium, um die eigene Expertise weiterzuentwickeln, sind vermehrt zu schaffen.

5. Professionalisierungsmöglichkeiten für Fachfremde ausbauen

In medienpädagogischen Handlungsfeldern arbeiten mitunter Personen, die über keine medienpädagogisch einschlägige Ausbildung verfügen. Insofern müssen systematisch Angebote geschaffen werden, die medienpädagogische Professionalisierung für Quereinsteiger/-innen ermöglichen. Hier sind verstärkt modulare Weiterbildungsangebote gefragt, die auf die unterschiedlichen Vorkenntnisse Rücksicht nehmen und passgenaue Angebote mit sich ergänzenden Grundlagen- und Vertiefungskursen bieten und die zu zertifizierten Abschlüssen führen.

6. Überblicks- und Orientierungswissen zu medienpädagogischen Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten bereitstellen

Bislang gibt es keine Übersicht, in welchen Pädagogik-nahen Ausbildungsgängen medienpädagogische Inhalte curricular verankert sind und wie die Ausbildung des Nachwuchses erfolgt. Eine Zusammenstellung von Studiengängen, Vertiefungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten sowie qualifizierten bzw. zertifizierten Angeboten der beruflichen Fort- und Weiterbildung sollte einen Überblick über die vielfältigen medienpädagogischen Felder sowie eine Orientierung geben, diese Möglichkeiten gezielt auszuwählen und nutzen zu können.

7.  Netzwerkarbeit der professionellen Akteure stärken

Um die Weiterentwicklung der Expertise der medienpädagogischen Akteurinnen und Akteure zu stärken, bedarf es Orte und Gelegenheiten, um sich auszutauschen und fachliche Themen, Probleme und Hintergründe der Arbeit zu erörtern. Hierzu sind mehr Formate der Begegnung erforderlich, die die ganze Spannbreite der virtuellen und persönlichen Kommunikation umfasst. Zunehmend sind dabei auch internationale Begegnungen mit zu berücksichtigen, um sich länderübergreifend zu verständigen und insbesondere im europäischen Raum initiativ zu werden.

Die Thesen zum GMK-Positionspapier (PDF, 271 KB) stehen online zur Verfügung. Die Autoren sind Thomas Knaus, Dorothee M. Meister und Gerhard Tulodziecki. Weitere Informationen sowie weiterführende Literatur sind auf den Seiten der Zeitschrift MedienPädagogik zu finden.

Quelle: GMK – Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur Fachverband für Medienpädagogik und Medienbildung vom 05.02.2018

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