Gaming

Digitale Spiele in der Bielefelder Stadtbibliothek

Welche Möglichkeiten Bibliotheken haben, das Thema Gaming aufzugreifen und Erlebnis- und Erfahrungsräume für Kinder und Jugendliche zu schaffen, zeigt die Stadtbibliothek Bielefeld im Interview mit dem Initiativbüro „Gutes Aufwachsen mit Medien“.

09.08.2021

Wer bei Bibliotheken nur an das Lesen und Ausleihen von Büchern denkt, liegt falsch. Bibliotheken sind Erfahrungs- und Erlebnisorte, die dazu einladen, auszuprobieren, zu spielen und kreativ zu werden. Das zeigt sich vor allem im Bereich Gaming: Neben der Möglichkeit, digitale Spiele auszuleihen, gibt es viele Bibliotheken, die (Online-)Veranstaltungen, Workshops und Makerspaces (offene, kreative Werkstätten) anbieten. So auch die Stadtbibliothek Bielefeld, die ein vielfältiges Angebot im Feld digitaler Spiele anbietet. Darüber sprach das Initiativbüro „Gutes Aufwachsen mit Medien“ mit Kayhan Karakas, der in der Bielefelder Stadtbibliothek die Gaming-Angebote und Makerspaces betreut.

Spielen macht Spaß – Was Bibliotheken tun können

Bibliotheken haben viele Möglichkeiten, das Thema digitale Spiele ansprechend und zielgruppengerecht zu gestalten. Voraussetzung dafür ist, einen Raum bereitzustellen, in dem sich Besucher/-innen mit Games auseinandersetzen können.

„Wir bieten betreute Gaming-Angebote für Kinder, Jugendliche und Interessierte an, die Teilnehmenden die Möglichkeit verschaffen, auszuprobieren, zu entdecken und sich zu informieren“, erläutert Kayhan Karakas. „Wichtig dabei ist, Kinder und Jugendliche abzuholen, aber auch Eltern und Erziehende miteinzubeziehen, sodass ein generationsübergreifender Austausch stattfinden kann. Dafür eigenen sich Workshops oder Veranstaltungen, die sich an Familien richten, zum Beispiel Gaming-Turniere, bei denen Kinder, Eltern und auch Großeltern gemeinsam spielen. Die Angebote sollen allen Familien offenstehen und sind deshalb kostenfrei oder mit geringen Kosten verbunden.“

Ein klassisches Angebot, welches Bibliotheken etablieren können, ist der Verleih digitaler Spiele – auch das passiert in Bielefeld. Dabei geht es insbesondere darum, ein Repertoire zu haben, das vielfältig ist und entsprechend auch unterschiedliche Altersgruppen berücksichtigt. Zudem können Bibliotheken qualitativ hochwertige technische Ausstattung, wie beispielsweise Spielekonsolen, zum Spielen vor Ort bereitstellen. Hier eignen sich Angebote wie offene Spielesessions, bei denen Kinder und Jugendliche unter medienpädagogischer Anleitung gemeinsam digitale Spiele ausprobieren. In der Bielefelder Stadtbibliothek gibt es mehrmals die Woche ein offenes Gaming-Angebot, das sich an 8- bis 15-Jährige richtet.

„Hier stellen wir fest, dass es beim Spielen nicht nur darum geht, bestimmte Techniken zu erlernen, sondern vielmehr darum, soziale Kompetenzen, wie zum Beispiel kooperatives und teamorientiertes Handeln bzw. Verhalten, zu entwickeln und auch zu erfahren, wie man Prozesse aushandeln und Lösungen für Konflikte finden kann“, betont Kayhan Karakas.

Spieletestergruppen

Darüber hinaus können Kinder und Jugendliche in der Stadtbibliothek Bielefeld in sogenannten Spieletestergruppen, die vom Spieleratgeber NRW initiiert wurden, unter medienpädagogischer Anleitung aktuelle digitale Spiele testen und beurteilen. Die Beurteilungen der Spiele finden sich auf den Seiten des Spielratgebers wieder.

Makerspaces

Kreativ werden können Bibliotheken auch mit dem Angebot von Makerspaces, bei denen das Basteln, Tüfteln, Programmieren, Gestalten und Experimentieren im Vordergrund stehen. Ob die Arbeit mit dem Spiel „Bloxels“, mit der Jump'n'Run-Spiele selbst gestaltet und gespielt werden können oder mit „Makey Makey“, einer kleinen Platine, mit der sich alltägliche Dinge – wie beispielsweise Bananen – in Tasten umwandeln und sich mit einem Computer als solche nutzen lassen, die Möglichkeiten einer kreativen Auseinandersetzung mit Spielen sind groß.

„Wir bieten regelmäßig Makerspaces für Kinder und Jugendliche bei uns in Bielefeld an. Hier ist uns sehr wichtig, dass junge Menschen das Medium Games spielerisch entdecken, ausprobieren und erleben können“, sagt Kayhan Karakas.

Thema eSport

Das Thema eSport greift die Stadtbibliothek Bielefeld in verschiedenen Angeboten auf. Im aktuellen Sommerferienprogramm können Kinder und Jugendliche erfahren, wie der Alltag von eSportler(inne)n aussieht. Ziel ist es, sich spielerisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. In Zusammenarbeit mit dem Bielefelder Jugendring hat die Stadtbibliothek zudem eine eSports-Liga gegründet.

„Das Tolle daran ist, dass unterschiedliche Menschen, die sich zum Teil auch gar nicht vorher kennen, zusammenkommen und miteinander spielen. Das Spielen schafft hier also ein verbindendes Moment“, betont Kayhan Karakas.

Auf Vernetzung kommt es an

Viele medienpädagogische Angebote lassen sich gut in Kooperation mit Partner(inne)n vor Ort umsetzen. So arbeitet auch die Bielefelder Stadtbibliothek mit mehreren Institutionen zusammen, darunter der Bielefelder Jugendring und die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK). Regelmäßig werden gemeinsame Veranstaltungen geplant und durchgeführt. „Mit dem Jugendring aus Bielefeld haben wir zum Beispiel eine Veranstaltung zum Thema Urban Gaming umgesetzt. Beim Urban Gaming wird die Stadt zum Spielfeld, es geht vor allem darum die Stadt zu erkunden und an Räumen in einer Stadt teilzuhaben. Dafür gibt es unterschiedliche Stationen, die in der Stadt verteilt sind und an denen mithilfe digitaler Werkzeuge, wie einem Smartphone oder Tablet, bestimmte Aufgaben gelöst werden“, erläutert Kayhan Karakas. Rund um das Thema Gaming dreht sich auch alles beim jährlich stattfindenden Event der „Games ON!“, welches zusammen mit der GMK und anderen Partnereinrichtungen durchgeführt wird. Kinder, Jugendliche, Eltern und Pädagog:innen erwartet dort ein vielfältiges Angebot an Kreativ- und Aktivaktionen sowie Infoständen.

Tipps für Eltern und Erziehende

Da das Angebot an digitalen Spielen unglaublich vielfältig und groß ist, ist es für Eltern und Erziehende nicht immer leicht, sich einen Überblick zu verschaffen. Kayhan Karakas empfiehlt daher auch, Informationsveranstaltungen zu besuchen, sofern diese von Bibliotheken vor Ort angeboten werden. Wie lange darf mein Kind Computer spielen? Was kann mein Kind in welchem Alter spielen? Die Stadtbibliothek informiert regelmäßig zu unterschiedlichen Fragen rund um das Thema Gaming. Zudem können Eltern und Interessierte in der Bibliothek selbst Spiele testen. Voraussetzung für eine gute Begleitung von Kindern und Jugendlichen ist eine offene und interessierte Grundhaltung der Eltern bzw. Erziehenden.

„Das klappt am besten, wenn man sich als Begleitperson auf das Spielen und Ausprobieren einlässt und sich auch dafür interessiert, was das eigene Kind spielt.“

Weitere Informationen

Quelle: Initiativbüro „Gutes Aufwachsen mit Medien“ vom 05.08.2021

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