Digitalisierung und Medien

Deutsche Landjugend fordert 5G an jeder Milchkanne

„Keine Abstriche an den jetzt vorgestellten Auktionsregeln für die 5G-Frequenzen“, fordert der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) e.V. und widerspricht damit der Bundesministerin für Bildung und Forschung. Denn der Kompromissvorschlag der Bundesbildungsministerin komme einer Schlechterstellung der ländlichen Räume gleich.

28.11.2018

Aus Sicht der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczeks, sei der neue Mobilfunkstandard, der mit verzögerungsfreier Datenübertragung und hoher Ausfallsicherheit zum Beispiel autonomes Fahren und Telemedizin ermöglicht, nicht an jeder Milchkanne notwendig. „Gerade an jeder Milchkanne brauchen wir 5G, denn dort findet ländliche Produktion und Innovation statt“, sagen Kathrin Muus und Sebastian Schaller, die beiden BDL-Bundesvorsitzenden.

Digitaler Flickenteppich auf Kosten der ländlichen Räume

Sie wissen nicht, ob das Einknicken der Bundesministerin dem Druck der Netzbetreiber geschuldet ist, für die die vorliegenden Vergaberegelungen mit kostspieligeren Investitionen einhergehen, oder welche Gründe Frau Karliczek sonst bewegen, einen weiteren digitalen Flickenteppich auf Kosten der ländlichen Räume vorzuschlagen. Denn für die Landjugend steht fest: Der Benachteiligung und Ungleichwertigkeit ländlicher Räume muss Einhalt geboten und nicht Vorschub geleistet werden.

„Privat ist die 5G-Technologie jetzt vielleicht noch nicht unbedingt für alle nötig. Aber darum geht es nicht. Hier geht es um das Internet der Dinge, um Landwirtschaft und Industrie 4.0, um Chancen und Zukunft fürs Land. Und in Sachen Mobilität – Stichwort autonomes Fahren – und Gesundheit geht es nicht ohne, wenn man die ländlichen Räume nicht weiter abhängen will“, empört sich Sebastian Schaller. „Was nützen uns neue Technologien, mit denen sich die Probleme in dünn besiedelten Räumen lösen lassen, wenn sie nicht flächendeckend genutzt werden können“, fragt der BDL-Bundesvorsitzende. „Firmen und Produktionsstandorte in den ländlichen Räumen brauchen Unterstützung statt weiterer Hindernisse und Trostpflaster. Wo die Netzabdeckung fehlt, bleiben nicht nur Unternehmen, sondern auch die Menschen auf der Strecke“, sagt er.

Ohne 5G bleibt die digitale Landwirtschaft Zukunftsmusik

Seine Amtskollegin Kathrin Muus ergänzt: „Das gilt auch für die Landwirtschaft. Digital ist da vieles möglich – von Precision Farming mit gezielterer Aussaat und Düngung bis zu autonom und effizient fahrenden Erntemaschinen, vom datengestützten Farm Management bis zum Roboter in Feld und Stall… Aber ohne 5G bleibt vieles davon Zukunftsmusik.“

Mit den Vergaberegeln für die Versteigerung der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard stellt die Bundesregierung die Weichen für eine flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet. Zu den Auflagen gehört eine Versorgung von mindestens 98 Prozent der Haushalte je Bundesland mit mindestens 100 Mbit/s bis Ende 2022 mit. „Das wird nicht reichen, wenn wir zum Beispiel Fernbehandlung von Langzeitpatienten, digitale Arztsprechstunden oder telemedizinische Abstimmung zwischen Hausärzten und Spezialisten realisieren wollen. Dafür braucht es 5G-Techik“, machen Kathrin Muus und Sebastian Schaller deutlich.

5G auch für Bildung und Jugendarbeit

Selbst für Bildung oder die Jugend- und Vereinsarbeit sei 5G in der Fläche nötig. Nur so ließen sich viele der Nachteile ausgleichen, die es in dicht besiedelten Gebieten so nicht gibt, heißt es im größten Jugendverband im ländlichen Raum.

Angesichts dieser Tatsachen komme der Kompromissvorschlag der Bundesbildungsministerin einer Schlechterstellung der ländlichen Räume gleich. „Wir sind für Gespräche an der Milchkanne bereit. Nicht bereit sind wir, den Anspruch auf flächendeckendes 5G aufzugeben und die Menschen in den ländlichen Räumen weiter abgehängt zu lassen“, so die BDL-Bundesvorsitzenden stellvertretend für die rund 100.000 ehrenamtlichen Aktiven, die sie bundesweit vertreten.

Quelle: Bund der Deutschen Landjugend e.V. vom 22.11.2018

Redaktion: Kerstin Boller

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