Kinder- und Jugendarbeit

Das Forum Kommunikationskultur fragt: Der Like-Button als politische Beteiligung?

Digitale Medien bieten neue Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger in modernen Gesellschaften, auch Kinder und Jugendliche erhalten neue und vielfältige Chancen der sozialen und politischen Partizipation. Doch welche Formen politischer Teilhabe sind in Demokratien heute notwendig, gebilligt und erwünscht? Und welche Kompetenzen müssen vor allem Kinder und Jugendliche erwerben, um die neu angebotenen Beteiligungsmöglichkeiten auch effektiv und produktiv zu nutzen?

29.11.2011

Diese und weitere Fragen diskutierten mehr als 200 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Forschung und medienpädagogischer Praxis am 18. und 19. November auf der Fachtagung der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) in Nürnberg.Dass ein Klick auf den Like-Button in sozialen Netzwerken durchaus schon als Stellungnahme angesehen werden kann, darüber waren sich die Expertinnen und Experten einig, doch ebenfallswaren sie sich darüber einig, dass dies nicht als hinreichende und ernsthafte politischePartizipation angesehen werden kann.

Allerdings scheinen die Kompetenzen, die digitalen Medien aktiv zum gesellschaftlichen,
sozialen Engagement zu nutzen, unterschiedlich ausgeprägt zu sein. Kinder und Jugendliche aller gesellschaftlichen Milieus bewegen sich recht selbstverständlich aktiv und kreativ in sozialen Netzwerken und auf Videoplattformen. Dagegen wird von den Mitwirkungsmöglichkeiten neuer oder klassischer Bürgermedien eher weniger Gebrauch gemacht. Es besteht der Eindruck, dass sich vor allem männliche, besser gebildete Nutzer beispielsweise in politischen Blogs zu Wort melden. Jochen Fasco, Direktor der Landesmedienanstalt Thüringen (TLM), wies in diesem Kontext darauf hin, dass die sozialen Online-Netzwerke und Blogs nicht in Konkurrenz zu den bekannten Bürgermedien treten, sondern eher als ein komplementäres Angebot zu betrachten sind.

Um die Chancen der politischen Partizipation für Heranwachsende jedoch zu verbessern, ist
Medienbildung von zentraler Bedeutung: In der Schule und in außerschulischen Einrichtungen der Medienarbeit muss die Förderung einer kritischen und kreativen Nutzung der neuen Medien besonders im Hinblick auf politische Mitwirkung und Engagement vermittelt werden.

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf politische Teilhabe und es gilt sie zu unterstützen, dieses Recht kompetent umzusetzen. Vor diesem Hintergrund ist es geradezu fatal, dass in vielen Bildungseinrichtungen immer noch die Mediennutzung von jungen Menschen mit großer Skepsis betrachtet wird.

Da das Internet kein rechtsfreier Raum ist, müssen Konsequenzen des eigenen Handelns für sich und für andere erkannt und bedacht werden, in der virtuellen Welt genauso wie in der realen.

Deshalb setzte sich der Kongress der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) mit aktuellen Strategien zur Förderung von Medienkompetenz aller Bürgerinnen und Bürger, mit Bürgerbeteiligung in den Medien und dem Stellenwert tradierter Bürgermedien in der digitalen Welt auseinander.

Ziel ist, Heranwachsenden ihr Möglichkeitsspektrum der medialen Beteiligung aufzuzeigen, sie zur Partizipation zu motivieren und diese zu unterstützen. Zudem gilt es, sie über „Fehlformen“ und Fehlverhalten im Netz aufzuklären. Da es keine allgemein verbindliche Netiquette gibt und die Inhaber von Portalen oft nicht transparent sind, ist es wichtig zu wissen, in welchen medialen Öffentlichkeiten man sich bewegt. Politische Beteiligung darf nicht mit Nachteilen für junge Menschen verbunden sein.

Fest steht, dass jungen Menschen in digitalen Kommunikationsräumen eine Stimme gegeben wird und sie dort ihre Interessen artikulieren und adressieren können – ob über den YouTube-Channel an die Bundeskanzlerin Frau Merkel oder indem sie auf etablierten Community Plattformen selbst eine Gruppe gründen. Insgesamt besteht die berechtigte Hoffnung, dass über die digitalen Beteiligungsformen der doch schon lange währenden Politikverdrossenheit entgegen gewirkt werden kann.

Als Konsequenzen für das Bildungssystem in der Bundesrepublik kristallisierte sich heraus:

  • Bürgerinnen und Bürger in Deutschland benötigen eine umfassende Medienkompetenz, die ihnen eine risikolose Navigation in digitalen Welten erlaubt. Sie müssen lernen, aus der mittlerweile kaum noch überschaubaren Fülle von technischen Tools, die eine unmittelbare Meinungsabgabe, Kommentierung oder auch Positionierung ermöglichen, das für sie passende auszuwählen. Und nicht nur die technischen Tools müssen gewählt und beherrscht, auch inhaltliche und kommerzielle Interessen erkannt und durchschaut werden.

Die Beteiligungsmöglichkeiten in der digitalen Welt schaffen neue Chancen der stärkeren Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger in der unmittelbaren Lebensumgebung, aber auch auf nationaler und transnationaler Ebene.

Quelle: GMK

Redaktion: Astrid Bache

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