Bildungsforschung

Bildungsstudie: Schulen haben deutlichen Nachholbedarf bei digitalen Medien

Die digitale Revolution macht weiterhin einen Bogen um den Unterricht an deutschen Schulen. Zwar verfügen 89,5 Prozent der Schulen bereits über Computer, allerdings steht in nur 7,5 Prozent der Fälle tatsächlich jedem Schüler im Klassenzimmer ein PC, Notebook oder Netbook zur Verfügung.

25.02.2011

Je mobiler und damit flexibler ein Gerät ist, desto häufiger wird es auch genutzt.

Trotz dieser Situation sind die befragten Lehrkräfte zum Großteil mit der Ausstattung an digitalen Medien an ihren Schulen zufrieden, bemängeln aber gleichzeitig fehlende Konzepte, die geringe Zahl an Weiterbildungen sowie nicht schulgerechte Soft- und Hardware, um die digitalen Medien nachhaltig in den Unterricht zu integrieren. Dies sind die zentralen Ergebnisse der Bildungsstudie „Digitale Medien in der Schule“ der Initiative D21, die durch den Cornelsen Verlag sowie Texas Instruments unterstützt wurde und für die TNS Infratest über 300 Lehrkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet befragte, die Mathematik oder ein naturwissenschaftliches Fach unterrichten.

Die Ergebnisse sind beunruhigend, denn sie zeigen, dass selbst die als medienaffin geltenden MINT-Lehrkräfte (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) kaum die Möglichkeiten der digitalen Medien im Unterricht nutzen. Martin Hüppe, Geschäftsführer beim Cornelsen Verlag und Gesamtvorstandsmitglied der Initiative D21, kommentiert die Situation so: „Ohne digitale Unterrichtskonzepte bieten wir Schülerinnen und Schülern kein Fundament, um sie effektiv auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Sollten wir uns in den nächsten Jahren nicht ernsthaft der Herausforderung annehmen, wie Hard- und Software für Schule und Unterricht optimiert werden, verbauen wir vielen Schulabsolventen einen erfolgreichen Start in ihre Zukunft.“

Mangel insbesondere beim Einsatz von Computern

Kaum Hardware, keine Konzepte, wenig fachkundiges Personal. Der Einsatz von digitalen Medien in deutschen Schulen ist nach wie vor von Mangel geprägt – insbesondere bei Computern. Bei inhaltlichen oder technischen Fragen ist die Mehrheit der Lehrkräfte (über 70 Prozent) weiterhin auf sich selbst gestellt. Die Lehrkräfte erhalten zusätzlich nur eingeschränkt Schulungen oder Hilfestellungen, wie geforderte Kompetenzen mit digitalen Lehr- und Lernmethoden zu erreichen sind. Entsprechend werden im Unterricht kaum fachspezifische Soft- und Hardware eingesetzt, obwohl die große Mehrheit der befragten Lehrkräfte (80 Prozent) darin einen positiven Einfluss auf den Unterricht sehen würde. Relativ häufig kommen dagegen mobile fachspezifische Hilfsmittel wie z.B. Taschenrechner zum Einsatz. Zudem wird auf klassische Standardsoftware (z.B. Office) zurückgegriffen, die meist bereits mit der Hardware mitgeliefert wird.

Bei der Nutzung von allgemeinen Webseiten (Wikipedia, Suchmaschinen) oder Online-Netzwerken (lehrer-online.de, gutefrage.net, 4teachers.de) zeigt sich das Bild, dass bereits über die Hälfte der Lehrkräfte auf Onlineinhalte für ihren Unterricht oder die Unterrichtsvorbereitung zurückgreifen 

Finanzielle Bereitschaft der Eltern ein Ausweg?

Bereits im vergangenen Jahr brachte eine Befragung der Initiative D21 die Unzufriedenheit der Eltern über die Ausstattung der Schulen mit digitalen Medien deutlich zutage. Knapp zwei Drittel der Befragten sahen in diesem Bereich drastischen Verbesserungsbedarf. Sie scheinen dafür auch bereit zu sein, sich finanziell an der IT-Ausstattung ihrer Kinder zu beteiligen. 121 Euro, so schätzten die befragten Lehrkräfte in der aktuellen Studie, wären Eltern jährlich bereit, zu investieren.

Stephan Griebel, Leiter Schulberatung und Vertrieb bei der Texas Instruments Deutschland GmbH und Gesamtvorstandsmitglied der Initiative D21, dazu: „Die Studie zeigt, dass Lehrkräfte vorzugsweise Medien einsetzen, von deren Wirksamkeit sie im Unterricht überzeugt sind. Das knappe schulische und elterliche Budget muss entsprechend klug verwendet werden, um gezielt in Technik zu investieren, die den Bedürfnissen des Unterrichts entsprechen.“ Griebel weiter: „Dafür ist neben dem finanziellen Einsatz auch besonders konzeptionelle Unterstützung für die Schulen notwendig, damit das Engagement tatsächlich einen nachhaltigen Effekt hat.“

Festzuhalten bleibt nach den vorliegenden Studienergebnissen, dass die digitalen Medien den Weg in die Schule, aber nicht in den Unterricht gefunden haben. Besonders das Verhältnis von Technik zur Schülerzahl weist eine große Diskrepanz auf. Dass Lehrkräfte sehr wohl gerne digitale Medien nutzen, zeigt die hohe private Nutzung und die Nutzung zur Vorbereitung des Unterrichts. Es fehlt allerdings aktuell an methodischen und fachdidaktischen Konzepten, entsprechender Weiterbildung und an angepasster Hard- und Software, um digitale Medien erfolgreich in den Unterricht zu integrieren.

Dabei ist Erfolg in der Schule in Deutschland nach wie vor stark abhängig vom Bildungshintergrund der Eltern. Durch den ungleichen Einsatz digitaler Medien wird dieser Zustand nicht verringert, sondern die Vermittlung von digitaler Kompetenz dem privaten Umfeld überlassen. Die Initiative D21 wird sich mit ihren Partnern aus Politik und Wirtschaft auch in Zukunft dafür einsetzen, um diese Diskrepanz schnellstmöglich aufzulösen.

Die Studie steht unter <link http: www.initiatived21.de bildungsstudie _blank external-link-new-window>www.initiatived21.de/bildungsstudie zum kostenlosen Download zur Verfügung: http://www.initiatived21.de/wp-content/uploads/2011/02/NOA_Bildungsstudie_140211.pdf

Quelle: Presseinformation der Initiative D21 vom 23. Februar 2011

 

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