Digitalisierung und Medien
Auch die Zivilgesellschaft muss von der Digitalisierung profitieren
Die Digitalisierung verändert, wie Menschen leben und arbeiten. Allerdings sollten sich auch zivilgesellschaftliche Akteure stärker mit Fragen der Digitalisierung befassen. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren des Thesenpapiers „Denkanstöße zur Digitalisierung der Zivilgesellschaft“. Das Thesenpapier kommt zu dem Schluss, dass es großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Zivilgesellschaft gibt.
20.03.2018
Erstellt wurde das Thesenpapier von Nicole Dufft (Mitgründerin und Partner der Beratungsfirma fibonacci & friends), Peter Kreutter (Direktor der Stiftung Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung) – beide waren Mitautoren der Studie „Digitalisierung in Non-Profit-Organisationen“ – sowie Holger Krimmer und Patrick Gilroy von „Zivilgesellschaft in Zahlen“ (ZiviZ) im Stifterverband. Sie untersuchten, wie die Digitalisierung zivilgesellschaftliche Akteure beeinflusst. Weitere Ergebnisse der Untersuchung: Die Digitalisierung führt zu einem Wandel der Rahmenbedingungen zivilgesellschaftlicher Selbstorganisation und sollte neben der Integration digitaler Hilfsmittel auch eine Weiterentwicklung von Organisationskultur und -struktur umfassen.
Bedarf und Chancen von digitalen Ansätzen in der Zivilgesellschaft
Eine dem Papier zugrunde liegende Umfrage unter gemeinnützigen Organisationen in Deutschland, die Studie „Digitalisierung in Non-Profit-Organisationen“ (PDF, 7.9 MB), zeigt, dass sich über zwei Drittel (71 Prozent) künftig stark oder sehr stark von der Digitalisierung betroffen sehen. Jeder zweite Befragte (50 Prozent) attestiert seiner Organisation Nachholbedarf: beispielsweise beim Koordinieren von Ehrenamtlichen, Fundraising über digitale Kanäle, aber auch beim Thema Wirkungsmessung und Organisationskultur. Gleichzeitig halten über zwei Drittel (70 Prozent) der Befragten die Möglichkeit für „sehr relevant“, dass sie über digitale Tools administrative Aufgaben effizienter abwickeln können, wie zum Beispiel Mitglieder- oder Spendenverwaltung.
„Es geht für soziale Organisationen um ein neues Denken, agile Formen der Planung, der Organisationssteuerung, der Umsetzung von Projekten oder der Zusammenarbeit mit Kollegen“, sagt Nicole Dufft. Peter Kreutter ergänzt: „Die Digitalisierung eröffnet gemeinnützigen Organisationen neue Gestaltungsmöglichkeiten für die Erreichung ihrer Ziele.“
Digitalen Wandel auch im Ehrenamt vorantreiben
Das Thesenpapier wurde im Rahmen einer Kick-Off-Veranstaltung der Förderinitiative „digital.engagiert“ von Amazon und Stifterverband veröffentlicht. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken sagt anlässlich des Starts in Berlin: „Wir werden uns im Bundestag und in guter Zusammenarbeit mit dem Familienministerium und Ministerin Franziska Giffey dafür einsetzen, dass der digitale Wandel in Zivilgesellschaft und Ehrenamt Unterstützung erhält. Im Bundesfreiwilligendienst wollen wir mit einer neuen Variante analog zum 'Freiwilligen Sozialen Jahr Digital' digitale Chancen bei den verschiedensten Einsatzstellen eröffnen.“
Förderinitiative „digital.engagiert“
„digital.engagiert“ unterstützt Projektideen, die zur Digitalisierung der Zivilgesellschaft beitragen – damit gemeinnützige Organisationen von den Möglichkeiten einer digitalen Zukunft profitieren.
„Indem sie digitale Lösungen professionell anwenden, können Organisationen aus Zivilgesellschaft und sozialem Unternehmertum noch mehr erreichen“, erklärt auch Andreas Schlüter, der als Generalsekretär des Stifterverbandes hinter „digital.engagiert“ steht. Ralf Kleber, Country Manager Amazon.de und ebenfalls Mitinitiator der Förderinitiative, ergänzt: „Digitalisierung soll nicht nur Unternehmen zu Gute kommen. Wir wollen, dass auch die Zivilgesellschaft davon profitiert. Dafür öffnen wir unsere Türen und stehen mit Technologie-Expertise sowie finanzieller Unterstützung bereit.“
Seit September 2017 konnten sich Interessenten für die Teilnahme an der Förderinitiative „digital.engagiert“ bewerben. Aus 160 Einsendungen wählte eine Jury die 15 Teilnehmer aus. Diese beginnen nun damit, ihre Ideen für die Digitalisierung der Zivilgesellschaft umzusetzen:
- Mit dabei ist tatkräftig e.V., ein Verein aus Hamburg, der nach dem Prinzip „1 Team. 1 Tag. 1 Ziel“ Gruppen von Freiwilligen mit gemeinnützigen Einrichtungen vernetzt, die Hilfe benötigen. Dieser Service wird nun automatisiert und skaliert, damit die Arbeit sichtbarer wird und einem noch breiteren Publikum zur Verfügung steht.
- Auch das vielfach ausgezeichnete Bildungsprogramm GemüseAckerdemie ist Teilnehmer von „digital.engagiert“: Ackerdemia e.V. möchte die analoge Welt mit digitalen Lernangeboten verknüpfen. Während jede Bildungseinrichtung weiterhin einen Acker vor Ort bewirtschaftet, erhalten die Teilnehmer individualisierte, standortbezogene und bedarfsgerechte Informationen digital.
- Der LandesSportBund Niedersachsen e.V. will die Verwaltungsarbeit im Ehrenamt vereinfachen, indem er eine online Geschäftsstellenlösung mit kleinen und mittleren Landesfachverbänden entwickelt. Darüber können Ehrenamtliche und Vereinsmitglieder jederzeit Verbands- oder Vereins-Angelegenheiten direkt und zeitsparend zu Hause oder unterwegs erledigen. Damit nicht Verwaltungsaufgaben, sondern die Entwicklungsarbeit und die Gestaltung von Sport und Bewegung das Engagement in Vereinen und Verbänden prägen.
Herzstück der Initiative ist ein praxisnahes und individualisiertes Coaching-Programm durch Experten aus Zivilgesellschaft, Digitalwirtschaft, sozialem Unternehmertum und dem Bildungssektor. Hinzu kommen Trainings zu den Themen Strategie, Geschäftsmodellentwicklung, Technische Umsetzung, IT-Infrastruktur, Marketing/Branding, Finanzen, PR/Kommunikation sowie Netzwerkpflege. Die erfolgreichsten Projekte werden am Ende des Programms von einer hochkarätigen Jury aus ausgewiesenen Experten aus Zivilgesellschaft und Digitalwirtschaft ausgezeichnet.
Download
Das Thesenpapier „Denkanstöße zur Digitalisierung der Zivilgesellschaft – Ein Mutmacherpapier“ (PDF, 1,7 MB) steht auf den Seiten des Stifterverbandes als Download zur Verfügung.
Quelle: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. vom 16.03.2018
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