Studie

Angst vor Desinformation im digitalen Wahlkampf

Im dritten Jahr in Folge hat die Landesanstalt für Medien NRW das Meinungsforschungsinstitut forsa beauftragt, eine Erhebung zur Wahrnehmung von Desinformation und politischer Werbung durchzuführen: 91 Prozent der Befragten Internetnutzerinnen und -nutzer geben an, dass sie befürchten, dass andere sich durch politische Desinformation beeinflussen lassen.

09.09.2021

Aufgrund der bevorstehenden Bundestagswahl führt die Medienanstalt in diesem Jahr zwei Erhebungen durch, eine erste Welle mehrere Wochen vor der Wahl und eine zweite Welle in der Schlussphase des Wahlkampfs. Hintergrund ist, dass angesichts der Verlagerung weiter Teile des Wahlkampfs ins Netz im Zuge der Coronapandemie ein besonderer Einfluss digitaler Informationen auf die Meinungsbildung anzunehmen ist. Und das, obwohl Internetseiten oder Accounts auf sozialen Medien politischer Parteien oder einzelner Politiker deutlich an Bedeutung für Informationen über Wahlen über alle Altersgruppen hinweg verlieren (2021: 34 %; 2020: 47 %).

Die Angst vor Manipulation steigt angesichts des digitalen Wahlkampfs

Die Zahl derjenigen, die im Internet schon einmal politisch motivierte Desinformation wahrgenommen haben, bleibt weiterhin hoch und ist im Vergleich zum Vorjahr sogar noch gestiegen (2021: 71 %; 2020: 66 %). Die Sorge, dass Desinformation Einfluss auf demokratische Prozesse nehmen kann, ist akut: 82 Prozent der Befragten stimmen der Aussage (voll und ganz oder eher) zu, dass politische Desinformation unsere Demokratie bedroht. Ebenfalls 82 Prozent der Befragten geben an, sich Sorgen zu machen, dass politische Desinformationskampagnen Wahlergebnisse manipulieren können.

Auch Erfahrungen mit politischer Werbung im Internet sind in diesem Jahr im Rahmen der forsa-Umfrage erhoben worden. Dabei zeigt sich, dass nur ein sehr geringer Teil der Befragten (2021: 13 %; 2020: 12 %) der Meinung ist, politische Werbung müsse verboten werden. Die große Mehrheit wünscht sich jedoch, dass politische Werbung im Internet als solche gekennzeichnet werden muss (2021: 84 %, 2020: 89 %). Eine deutliche Mehrheit stimmt (voll und ganz oder eher) der Aussage zu, dass politische Werbung von allen Parteien angezeigt (2021: 86 %; 2020: 83 %), kostenlos ausgespielt (2021: 71 %; 2020: 77 %) und nur auf die Zeit vor Wahlen beschränkt werden soll (2021: 71 %; 2020: 74 %). Dies zeigt: die Befragten wünschen sich vor allem Transparenz. Sie sind politischer Onlinewerbung gegenüber aufgeschlossen, wenn diese klaren Regeln folgt.

Forderung: Eindeutige Kennzeichnung politischer Werbung

Dabei wurde die wahrgenommene politische Wahlwerbung am häufigsten anhand des Partei-Logos als solche identifiziert (2021: 64 %; 2020: 71 %), seltener weil die Werbung als Anzeige gekennzeichnet war. Offenbar ist die Kennzeichnung von politischer Wahlwerbung nicht so ausgestaltet, dass sie einer Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer Unterstützung bietet: Die Zahl der Befragten, die Wahlwerbung daran erkannt hat, weil sie als solche gekennzeichnet war, ist noch einmal gesunken auf nur noch 31 Prozent (2020: 38 %). Besonders bei den 14- bis 24-Jährigen ist diese Beobachtung stark zurückgegangen: 2020 haben noch 56 Prozent angegeben, Wahlwerbung sei als solche gekennzeichnet gewesen, 2021 beobachten dies nur noch 41 Prozent.

Erstmals wurde daher in diesem Jahr auch gefragt, was Nutzerinnen und Nutzern dabei helfen würde, politische Werbung besser zu erkennen: Ein knappes Drittel der Befragten sprach sich für ein einheitliches Label aus (31 %), knapp gefolgt von der Bereitstellung weitergehender Informationen über den Sponsor einer politischen Werbung (27 %). Nur 7 Prozent der Befragten halten einen Hinweis für sinnvoll, den der Anbieter selber gestalten kann. Befragt wurden 1.005 deutschsprachige Internetnutzerinnen und -nutzer ab 14 Jahren in Deutschland im Zeitraum vom 3. bis 7. Juni 2021.

Auf den Webseiten der Landesanstalt für Medien NRW stehen die Ergebnisse der Studie zum Download zur Verfügung.

Quelle: Landesanstalt für Medien NRW vom 27.07.2021

Redaktion: Sofia Sandmann

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