Kinder- und Jugendarbeit

5. Fachforum Mobile Kommunikation erkannte neue Chancen für Medienpädagogik und Bildung

Das 5. Fachforum Mobile Kommunikation in Ludwigshafen erkannte im Einsatz von Handys „neue Chancen für Medienpädagogik und Bildung“.

15.09.2010

Ulrike Schmidt und Katja Friedrich
Moderatorin Katja Friedrich (medien+bildung.com) im Gespräch mit Ulrike Schmidt (LizzyNet)

 Prof. Dr. Michael Wagner (Donau-Universität Krems)
Prof. Dr. Michael Wagner (Donau-Universität Krems)

Plenum
Plenum

Jürgen Ertelt (netzcheckers)
Jürgen Ertelt (netzcheckers)

alle Fotos: medien+bildung.com

„Jeder im Raum weiß, was Geocaching ist? Das ist mir noch nie passiert!“ Referent Daniel Seitz von „mediale pfade“ ist erstaunt, hat aber gleich eine Deutung parat: Die Schatzsuche mit Hilfe von GPS-tauglichen Handys war bis vor wenigen Jahren ein Insidervergnügen, seitdem sind die Geocacher-Zahlen explodiert. Technik und Nutzungsgewohnheiten entwickeln sich beim Handy unverändert rasant, und auch der Handyeinsatz im Bildungsbereich ist keine absolute Ausnahme mehr. Das bewiesen 120 Teilnehmer aus ganz Deutschland bei der Fachtagung „5. Fachforum Mobile Kommunikation“, die medien+bildung.com mit den Partnern JFF Institut für Medienpädagogik, Netzcheckers und Lizzynet am 14. September 2010 in Ludwigshafen am Rhein veranstaltete. 

„Handy – Eintrittskarte in die Jugendkultur oder Störfaktor im Bildungsbetrieb?“ war der Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Michael Wagner von der Donau-Universität Krems in Österreich überschrieben. Wagner plädierte klar für eine Einbeziehung des Handys in den Schulunterricht und bezog sich dabei auf kulturanthropologische Thesen: Elemente der heutigen Jugendkultur werden in die formale Kultur der Zukunft Eingang finden. Auch wenn man heute noch nicht wissen könne, welche Nutzungsformen dies letztendlich sein werden: Die Schule müsse sich auf dieses Experiment einlassen. Der Mut zum Experiment und zum Risiko, auch mal eine untaugliche Methode auszuprobieren, ist für Wagner substantiell für guten Unterricht.

Gleich sieben kurze Praxis-Reports belegten im Anschluss, wie vielfältig heute schon im pädagogischen Bereich mit Handys experimentiert und gearbeitet wird: Daniel Zils berichtete vom Projekt MyMobile, das <link http: www.medienundbildung.com _blank external-link-new-window>medien+bildung.com mit 7 rheinland-pfälzischen Schulen in unterschiedlichen Klassenstufen und verschiedenen Fachzusammenhängen durchführt. Kathi Struckmeyer vom JFF Institut für Medienpädagogik München präsentierte den bundesweit renommiertesten Handyclipwettbewerb „ohrenblick“ und die praktischen Begleitprojekte, mit denen das JFF in Schulen aktiv ist. Martin Pinkerneil vom Informationsportal „handysektor“ legte eindrucksvoll dar, dass die „Datenschleuder“ Handy die jugendlichen und erwachsenen Nutzer vor teilweise ganz neue ethische Herausforderungen stellt.

Jugendliche Handynutzung hat einen klaren Gender-Aspekt: Um die “Mädchenvorlieben“ kümmert sich das Projekt LizzyNet, das Ulrike Schmidt vorstellte. Arnfried Böker von der Landesstelle Kinder- und Jugendschutz Sachsen-Anhalt ist es mit seinem spielerischen Ansatz u. A. gelungen, Themen wie Sexualität und Pornografie – die auch mit dem Multimediagerät Handy assoziiert sind – mit pubertierenden Jungen zu bearbeiten. Gelände- und Stadtspiele gehören zum Repertoire des Projekts „mediale pfade“, das Daniel Seitz vertrat. „Wenn das GPS-Handy zum Einsatz kommt und ‚Wandern‘ ‚Geocaching‘ heißt, wird Bewegung in der freien Natur plötzlich wieder attraktiv“, meinte Seitz.

In acht Workshops hatten die Teilnehmer am Nachmittag Gelegenheit, Vieles aus den Vorträgen selbst auszuprobieren. „Bitte Handy mitbringen!“ hieß es daher in der Tagungseinladung. Da galt es z. B. „QR-Codes“ – das sind quadratische Digitalcodes, wie sie heute nicht nur auf Onlinefahrkarten der Deutschen Bahn prangen – zu entschlüsseln oder kleine Handyclips zu drehen. Dass Technik nicht alles ist, bewies Arnfried Böker mit dem „Handy-Brunnen“ und dem Tischspiel „Pimp your Handy“. Auch „alte“ spielpädagogische Ideen taugen dazu, um mit Kindern und Jugendlichen über neue Medien ins Gespräch zu kommen.

Jürgen Ertelt vom Projekt netzcheckers widmete sich in seinem Abschlussvortrag den „Zukunftsvisionen“: „Augmented Reality“ – „erweiterte Realität“ auf dem Handy ist keine ferne Zukunft mehr. Google und Co. spielen uns dabei Informationen aufs Handy-Display zu den Bildern, die das Handy in unserer Umgebung „sieht“. Auch Personenerkennung ist keine Science Fiction mehr, und so werden wir in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise nicht nur mit dem Namen und den Lebensdaten unseres Gegenübers im Straßencafé bekannt gemacht, sondern auch mit seinen Einträgen bei Facebook und in anderen Webcommunities. Technisch ist das auf dem besten Weg. Politiker und Datenschützer haben „Augmented Reality“ noch nicht unbedingt auf der Rechnung. Zumindest die Medienpädagogen sind – das belegt der Erfolg des 5. Fachforums Mobile Kommunikation – der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung hartnäckig auf der Spur.

Quelle: medien+bildung.com

ch

 

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