Demokratie

New Perspectives against Radicalization – Abschlusspublikation erschienen

Im Rahmen von zwei internationalen Fachaustauschen hatten spanische, tunesische und deutsche Fachkräfte aus dem Feld der Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung die Gelegenheit, verschiedene Projekte in Tunesien und Deutschland zu besuchen, miteinander zu diskutieren und Gespräche mit Expertinnen und Experten zu führen. Die nun vorliegende Abschlusspublikation wirft einen Blick auf die Situation in den beteiligten Ländern, skizziert ausgewählte Good-Practice-Beispiele und stellt Erkenntnisse und Anregungen für die Präventionsarbeit mit jungen Menschen vor, die im Projekt erarbeitet wurden.

11.02.2020

Weltweit stellen populistische Strömungen demokratische Grundwerte in Frage. In den Parlamenten europäischer Staaten stellen rechtsextreme Parteien keine Ausnahme mehr dar. Viele Gesellschaften kennen zudem die Angst vor rechtsextremen oder religiös motivierten Anschlägen. Und längst haben sich entsprechende Gruppierungen jenseits nationalstaatlicher Grenzen miteinander vernetzt.

Jugendarbeit begegnet Radikalisierung mit präventiven Ansätzen

Einer möglichen Radikalisierung junger Menschen begegnet die Jugendarbeit mit präventiven Ansätzen. Respekt vor Vielfalt und Wertschätzung der Demokratie bei gleichzeitiger Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe sind hierbei die handlungsleitenden Ziele. Diese präventive Arbeit muss sich auch mit den gesellschaftlichen, politischen und sozioökonomischen Herausforderungen unserer Zeit beschäftigen – die längst durch globale Bedingungen und nicht nur durch nationale Gegebenheiten bestimmt werden. Eine stärkere Zusammenarbeit auf europäischer und internationaler Ebene ist also auch für die Jugendarbeit im Bereich der Radikalisierungsprävention von großer Bedeutung.

„New Perspectives against Radicalisation. Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung stärken durch internationalen Fachaustausch“ fand unter Beteiligung von deutschen, spanischen und tunesischen Partnern statt. Ziel war es, Trägern aus dem Feld der Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung die Möglichkeit zu eröffnen, Anregungen und neue Impulse für ihre Arbeit zu gewinnen. Gleichzeitig leistete das Projekt einen wichtigen Beitrag zur internationalen Vernetzung und Zusammenarbeit. Zwei internationale Fachaustausche – einer in Tunesien und einer in Deutschland – bildeten den Kern des Projekts. Jeweils drei Tage verbrachten die international gemischten Gruppen damit, Projekte vor Ort zu besuchen, in Kleingruppen zu diskutieren und Gespräche mit Expertinnen und Experten zu führen.

Internationale Vernetzung und Zusammenarbeit

Initiiert von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. waren die nationale Jugendbehörde INJUVE aus Spanien und die zivilgesellschaftliche Organisation Club Culturel Ali Belhouane (CCAB) aus Tunesien an diesem Projekt beteiligt. In Spanien wurden Jahrzehnte der Bedrohung durch terroristische Anschläge der baskischen Untergrundorganisation ETA fast nahtlos von islamistischen Terrorszenarien abgelöst. Im Dezember 2018 gewann erstmals seit dem Ende des Franco-Regimes scheinbar aus dem Stand eine rechtsextreme Partei knapp 11 % der Stimmen bei den Regionalwahlen in Andalusien und zog kein halbes Jahr später mit einem ähnlichen Ergebnis in das spanische Parlament ein. Tunesien wiederum gilt seit dem arabischen Frühling als Hoffnungsträger demokratischer Entwicklung in Nordafrika. Nichtsdestotrotz ist die Lage vieler junger Menschen immer noch prekär und macht sie anfällig für radikales Gedankengut. Viele der Kämpfer und Kämpferinnen des IS in Syrien stammen aus Tunesien.

Deutschland wiederum hat eine jahrzehntelange Tradition und Erfahrung im Bereich der politischen Bildung und verfügt über etablierte Programme und Initiativen gegen Rechts und gegen Antisemitismus. Auch dem religiös begründeten Extremismus wird zunehmend mehr Beachtung geschenkt. Dennoch treten Hassreden, Menschenfeindlichkeit und Rassismus in der deutschen Gesellschaft immer offener zutage.

Die beteiligten Partnerländer haben alle eine unterschiedliche Ausgangslage, sind sich in ihrem Ziel aber einig: Prävention durch Jugendarbeit spielt eine zentrale Rolle beim Schutz vor politisch und religiös motivierter Radikalisierung.

Die vorliegende Publikation beleuchtet die Ausgangslage der beteiligten Partnerländer, skizziert ausgewählte Good-Practice-Beispiele und fasst die Erkenntnisse und Anregungen, die dieses gut einjährige Projekt zu Tage gefördert hat, zusammen.

Die Publikation „New Perspectives against Radicalisation: Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung stärken durch internationalen Fachaustausch“ (PDF 1,3 MB) steht bei IJAB als Download zur Verfügung. Dort findet sich auch eine Übersetzung in englischer Sprache (PDF 1,4 MB).

Über das Projekt

Die Prävention von politisch oder religiös motivierter Radikalisierung ist angesichts der Entwicklungen in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt ein Thema von großer Bedeutung in der Jugendarbeit. Angesichts des globalen Charakters gesellschaftlicher, politischer und sozioökonomischer Herausforderungen stellt die europäische und internationale Zusammenarbeit und Vernetzung im Bereich der Radikalisierungsprävention einen wichtigen Baustein dar.

Internationaler Austausch ist für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe eine relevante Methode der fachlichen Qualifizierung. Es ergeben sich neue Perspektiven und Impulse für die eigene Arbeit. Zusätzlich wird die Netzwerkbildung und die Internationalisierung der beteiligten Organisationen unterstützt.

Mit dem Begleitprojekt „Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung stärken durch internationalen Fachaustausch“ des Bundesprogramms Demokratie leben! macht IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. den Trägern des Bundesprogramms ein auf sie zugeschnittenes Angebot in diesem Bereich.

Weitere Informationen: www.ijab.de/projekte/radikalisierungspraevention

Quelle: IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., Claudia Mierzowski

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