Demokratie

30 Jahre Mauerfall: Keine Vereinnahmung der Geschichte der friedlichen Revolution

Am 9. November 1989 wurde die Grenze durchlässig, die fast drei Jahrzehnte lang Deutschland in Ost und West geteilt hatte: Die Mauer fiel. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) mahnt an, die Geschichte der friedlichen Revolution nicht von rechten Populisten vereinnahmen zu lassen. Das Deutsche Institut für Menschenrechte erinnert zugleich auch an die Novemberprogrome 1938 und fordert Courage und Solidarität.

12.11.2019

Zum Jahrestag des Falls der Berliner Mauer am 9. November 1989 erklärt Wolfgang Stadler, Vorstandsvorsitzender des AWO Bundesverbandes: „Vor 30 Jahren hat die Zivilgesellschaft der DDR unter widrigsten Umständen etwas historisch Einmaliges vollbracht: Aus dem Verlangen nach mehr Freiheit entwickelte sich eine Revolution, die friedlich das Ende einer Diktatur herbeiführte. Der Kraft und dem Mut der Menschen, die dies unter der realen Gefahr für Leib und Leben vollbracht haben, muss der allerhöchste Respekt gezollt werden.“

Wider die Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft

Es falle leicht, zu vergessen, dass diese Zeitenwende erst 30 Jahre her ist. In historischen Maßstäben sei das kaum ein Wimpernschlag. Die geografischen Spuren der Teilung seien zwar zum großen Teil verschwunden. Die Brüche in den Biografien der Menschen und die Ungerechtigkeiten, die z.T. aus den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen der Nachwendezeit erwuchsen, wirken aber bis heute in unserer Gesellschaft nach, betont der Wohlfahtsverband.

Rechte Hetzer wollen das für ihre eigenen Zwecke nutzen. Sie polarisieren und spalten unsere Gesellschaft. Mit ihrer Rhetorik von der vermeintlichen ‚Wende 2.0‘ pervertieren sie die Ziele und Werte einer friedlichen Bürgerrechtsbewegung für Freiheit und Demokratie.“
 
Die Wiedervereinigung ist kein abgeschlossenes Ereignis der Vergangenheit, sondern sie wird von den Menschen in Ost und West jeden Tag aktiv gelebt – ein Miteinander, das es zu fördern und zu schützen gilt!

Menschenrechtsinstitut fordert Courage und Solidarität

Anlässlich der Gedenkfeiern am 9. November äußerte sich auch die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Beate Rudolf: „Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Das konnte geschehen, weil sich viele Menschen in der DDR couragiert und gewaltfrei für ihre Menschenrechte einsetzten. Daher ist es wichtig, dass wir die Friedliche Revolution, die aus einer mutigen Bürgerbewegung entstanden ist, feiern.“

So wichtig es sei, sich an die Friedliche Revolution zu erinnern, so wichtig ist es auch, sich an die Novemberpogrome gegen jüdische Menschen im nationalsozialistischen Deutschland am 9. November 1938 zu erinnern, betont Rudolf weiter.

„Der 9. November mahnt uns, dass wir Abwertung, Ausgrenzung und Gewalt gegen jüdische Menschen entschieden entgegentreten müssen: zuhause, auf der Straße, im beruflichen Umfeld. Courage und Solidarität sind gefragt. Jetzt, da antisemitische und rassistische Parolen wieder Gehör finden, ist es entscheidend, dass Staat und Gesellschaft den menschenrechtlichen Kompass immer wieder in den Fokus rücken: Die Würde des Menschen ist unantastbar."

Quelle: AWO Bundesverband e.V. vom 08.11. und Deutsches Institut für Menschenrechte vom 11.11.2019

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