Coronavirus

Umfrage zum Einfluss der Corona-Krise auf soziale, politische und religiöse Haltungen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster untersuchen in einem internationalen Forscherteam den Einfluss der Corona-Krise auf soziale, politische und religiöse Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen.

17.07.2020

„Wir erheben dabei auch, wie sich die Pandemie auf Dimensionen auswirkt, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausmachen“, sagt Politikwissenschaftlerin Carolin Hillenbrand, die in der Graduiertenschule des Exzellenzclusters über Zusammenhänge zwischen Religion und Zusammenhalt forscht. Interessierte sind eingeladen, sich an der Online-Umfrage unter www.religion-und-politik.de/umfrage-religion-und-corona bis Anfang September anonym zu beteiligen. Die Befragung wurde bereits in Spanien, Italien und Finnland durchgeführt.

Welche Rolle spielen Religiosität oder Spiritualität?

In der Umfrage werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach ihrem persönlichen Umgang mit der Pandemie, nach ihren Deutungen der Epidemie sowie nach Veränderungen ihres Lebens durch die Krisenzeit befragt. Erste Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. „Die Corona-Krise betrifft ein zentrales religiöses Bezugsproblem, die Frage danach, wie Menschen mit Kontingenz, mit Unsicherheit und ungewissen Situationen umgehen“, sagt Hillenbrand. „In Krisenzeiten stellen sich besonders Fragen nach dem Warum. Wir wollen herausfinden, welche Rolle die Religiosität oder Spiritualität der Einzelnen in ihrem Umgang mit der Krise spielt.“

Neben religiösen Haltungen werden soziale und politische Einstellungen und Verhaltensweisen untersucht, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausmachen. Dazu gehören Vertrauen, Zugehörigkeitsgefühl, Verantwortungsbereitschaft und Partizipation. Die Online-Untersuchung ist in Kooperation mit einer internationalen Forschungsgruppe unter Federführung der Antonianum-Universität in Rom entstanden. Aus Deutschland beteiligt ist auch das „Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt” (FGZ) an der Universität Leipzig.

Neues Dossier: Religion und Verschwörungstheorien in Zeiten der Pandemie

Die Arbeiten von Carolin Hillenbrand gehen aus einer Arbeitsgruppe des Exzellenzclusters zu „Religion und Verschwörungstheorien in Zeiten der Corona-Epidemie“ hervor. In einem gleichnamigen Web-Dossier auf den Internetseiten der WWU Münster finden sich aktuelle geistes- und sozialwissenschaftliche Beiträge über religiöse Deutungen von Epidemien, den individuellen Umgang mit der Corona-Krise sowie Verschwörungstheorien in Konkurrenz zu Religion und Wissenschaft. So erörtert der Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack vom Exzellenzcluster in seinem Beitrag „Der Einbruch der Realität in den Diskurs“ strukturelle Analogien zwischen Verschwörungstheorien, Wissenschaft und anderen Weltdeutungsangeboten und nimmt dabei besonders konstruktivistische Ansätze in den Blick. Der Historiker und Theologe Johannes Wischmeyer, Oberkirchenrat beim Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), beleuchtet den Umgang der evangelischen Kirchen mit der Pandemie seit März 2020. Der Historiker PD Dr. André Krischer beschreibt im Beitrag „Willkürherrschaft und Strafe Gottes“, wie eine Epidemie in Europa vor 300 Jahren schon einmal zu Verschwörungstheorien und religiösen Bestrafungsphantasien führte. Der Literaturwissenschaftler PD Dr. Christian Sieg befasst sich mit „Verschwörungstheorien als Erzählungen“.

Quelle: Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vom 10.07.2020

Redaktion: Kerstin Boller

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