Stu.diCo II

Studienalltag in der Pandemie – Das Lernen läuft, das soziale Miteinander fehlt

Wie erleben Studierende den Studienalltag während der Corona Pandemie? Nach der im Juli 2020 von einem Wissenschaftsteam der Universität Hildesheim durchgeführten Online-Befragung Stu.diCo I liegen nun erste Daten aus der zweiten Befragungsrunde (Stu.diCo II) im Juli 2021 vor.

04.10.2021

Die Online-Befragung Stu.diCo II zum Studienalltag in der Pandemie zeigt: Das Lernen läuft, das soziale Miteinander fehlt.

  • Erste Ergebnisse der zweiten bundesweiten Befragung von Studierenden in der Corona-Zeit sind veröffentlicht. Erneut haben über 2500 Studierende teilgenommen.
  • Hochschulen brauchen soziales Wiederaufbauprogramm um soziale Unterschiede in den Hochschulen nicht weiter zu verschärfen.
  • Studierende berichten weiterhin von Problemen, die den universitären Lehrbetrieb betreffen.
  • Noch deutlicher machen sich aber die Auswirkungen der Pandemiezeit auf das soziale Miteinander bemerkbar. Das Fehlen des direkten Kontaktes zu Mitstudierenden zählt zu den bedeutendsten Nachteilen des digitalen Studierens.
  • Studierende bemängeln das Fehlen von Veranstaltungen wie Partys, Hochschulsport und weiteren Freizeitaktivitäten. Die Einschränkung des Campus-/Studierendenlebens erfährt von ihnen nur wenig Zustimmung.
  • Belastungswahrnehmung der Studierenden wächst, auch seelische und körperliche Beschwerden nehmen zu. Studierende der ersten Generation sind hiervon stärker betroffen.
  • Die Flexibilität durch die digitale Lehre sowie der Wegfall der Fahrtwege werden von vielen Studierenden als Vorteile wahrgenommen.

Mit der zweiten online-Befragung „Stu.diCo II - Die Corona Pandemie aus der Perspektive von Studierenden“ wurden aktuelle Bedingungen des digitalen Semesters an deutschen Hochschulen nach ca. 16 Monaten Dauer der Corona Pandemie in Deutschland mit Blick auf die psycho-soziale Lebenssituation von jungen Menschen an Hochschulen über deren Studierendenstatus im engeren Sinn hinaus erfragt. Ebenso wie bei Stu.diCo I füllten etwa 2.500 Studierende den vollständigen Fragebogen aus.

Vor allem das soziale Miteinander fehlt

Ein Ergebnis aus der aktuellen Auswertung: Studierende berichten weiterhin von Problemen, die den universitären Lehrbetrieb betreffen. Noch deutlicher machen sich aber die Auswirkungen der Pandemiezeit auf das soziale Miteinander bemerkbar. Das Empfinden seelischer Belastungen hat zugenommen.

Der Altersdurchschnitt der Befragung von Stu.diCo I und II liegt jeweils bei ca. 24 Jahren. Somit zählen die Stu.diCo-Studien zu den wenigen Studien in Deutschland, die sich explizit auf das junge Erwachsenenalter beziehen. Über 75% der Teilnehmenden beider Studien gaben an, sich dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen, ca. 22 % dem männlichen, jeweils unter einem Prozent der Befragten ordneten sich der Kategorie „divers“ zu oder wollten dazu keine Aussage treffen. Jeweils etwa 5% der Studierenden haben angegeben, dass sie Kinder haben.

„Besonders auffällig ist der hohe Anteil der Freitextantworten im Hinblick auf Nachteile, die die Studierenden in der Nicht-Präsenz sehen. Hier wurden häufig psychische Belastungen, wie etwa Vereinsamung, mangelnde Motivation und erhöhter Stress genannt“ so Dorothee Kochskämper aus dem Stu.diCo II-Forschungsteam „und auch die fehlende (räumliche) Abgrenzung zwischen Studium und Freizeit wird auffallend häufig seitens der Studierenden ausgedrückt.“

Drei wichtige Ergebnisse aus Stu.diCo II

Soziales Miteinander fehlt: In der aktuellen Stu.diCo II-Befragung gaben über 91% der Studierenden an, dass ihnen die Gespräche mit den Kommiliton/-innen etwas oder sehr fehlen. Gleiches gilt für den Austausch mit den Lehrenden. Über 80%, der Befragten geben an, dass ihnen der direkte Kontakt mit dem hochschulischen Lehrpersonal fehlt. Und auch das soziale Leben jenseits des Studienalltags, wie Partys oder andere Veranstaltungen für Studierende an den Hochschulen werden von mehr als 72% etwas oder sehr vermisst.

Technisch läuft es besser: Aktuell empfinden „nur“ noch 29% der Studierenden technische Einschränkungen als Herausforderung für ihren Hochschulalltag, während dieses bei der ersten Erhebung 2020 noch 43% angegeben haben.

Angestiegenes Belastungserleben: Mit 66% gibt der weitaus überwiegende Teil der Befragten der Stu.diCo II Erhebung an aufgrund der Pandemie seelische Beschwerden bekommen zu haben. Waren es im letzten Jahr bereits knapp 55% der Befragten, ist dieser Anteil noch einmal deutlich angestiegen. Allerdings betreffen diese Probleme nicht alle Studierenden gleichermaßen. Ein auffälliger Befund bei Gruppenvergleichen der aktuellen Daten ist, dass die Bildungsherkunft der Studierenden in Zusammenhang mit der Wahrnehmung ihrer Studiensituation steht.

Weitere Informationen

Die Originalpublikation zu den ersten Ergebnissen der zweiten Erhebung aus der bundesweiten Studienreihe Stu. diCo findet sich auf der Website der Universität Hildesheim.

Quelle: Stiftung Universität Hildesheim vom 16.09.2021

Redaktion: Silja Indolfo

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