Digitaler Raum

Konzepte zum Schutz vor sexueller Gewalt

Digitale Lernräume wurden über Jahrzehnte vernachlässigt. Nun, wo sie durch die Pandemie zentral geworden sind, fehlen verlässliche Konzepte für die Prävention sexueller Gewalt.

11.03.2021

Durch die Coronapandemie und die Umstellung auf Heimunterricht und digitale Lernräume, halten sich Kinder und Jugendliche mittlerweile nicht mehr nur in ihrer Freizeit, sondern auch während der gesamten Schulzeit im Internet auf. Dadurch wird das Internet nicht nur zur Durchführung des Unterrichts wichtiger, sondern auch für Sexualstraftäter attraktiver.

Sie können sich z.B. die Zugangsdaten zu Videokonferenzen verschaffen, etwa wenn diese von Schülerinnen und Schülern heimlich weitergeleitet werden, um dort Kinder und Jugendliche zu belästigen oder pornografisches Material einzuspeisen. Das gleiche gilt für digitale Lernplattformen. Dies kann soweit führen, dass Täter die Plattformen zur direkten Kontaktaufnahme mit Schülerinnen und Schülern nutzen, um diese zu belästigen und psychisch unter Druck zu setzen.

Bisher kaum Schutzkonzepte vorhanden

An dieser Stelle ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass potentielle Täter und Täterinnen nicht nur von außen kommen. Auch Lehrkräfte oder Mitschülerinnen und Mitschüler können Videochats, WhatsApp-Gruppen oder andere Plattformen nutzen, um Kontakt aufzubauen. So können sie Kinder und Jugendliche erpressen, um Nacktbilder oder andere sexuelle Gefälligkeiten zu erzwingen.

Die Gefahr erhöht sich auch dadurch, dass es über Messengerdienste, Break-Out Sessions und Chats sehr viel einfacher ist, unbeobachtete Einzelgespräche zu suchen, um Kontakte aufzubauen und Übergriffe durchzuführen oder vorzubereiten.

Jana Herrmann, Bundesvorsitzende der SJD - Die Falken, äußert sich dazu: "Obwohl Kinder und Jugendliche mittlerweile auch während der Schulzeit ständig in digitalen Räumen präsent sind, existieren leider kaum Schutzkonzepte für die Prävention sexueller Gewalt. Der digitale Raum wurde bildungspolitisch über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt und nun sind die Zuständigen mit der Situation überfordert. Die Bundesländer und die Schulen stehen nun in der Verantwortung schnellstmöglich tragfähige Schutzkonzepte zu entwickeln."

Forderungen für den Kinderschutz im digitalen Raum

Schulen müssen sicherstellen, dass

  • sichere Programme und Plattformen für das digitale Lernen und den Unterricht genutzt werden,
  • regelmäßig Gefährdungsanalysen angefertigt und Schutzkonzepte für die Lernenden entwickelt werden,
  • Lehrkräfte technisch und pädagogisch für den digitalen Raum geschult werden, um Gefahren durch sichere Anwendung der Plattformen zu reduzieren,
  • Lehrkräfte für die Prävention sexueller Gewalt sensibilisiert und geschult werden, sowie die Möglichkeit einer Supervision oder Ähnlichem erhalten, damit sie handlungsfähig sind,
  • Schülerinnen und Schüler angemessen und altersgerecht auf potentielle Gefahren hingewiesen und darüber aufgeklärt werden, wo sie Hilfe suchen können.

Die Landesregierungen müssen demgegenüber

  • Sicherheitsstandards für Lernplattformen und Programme für den Heimunterricht aufstellen und deren Einhaltung überprüfen,
  • Mittel für sichere Programme und Plattformen bereitstellen,
  • finanzielle Mittel für die Prävention sexueller Gewalt im digitalen Raum bereitstellen,
  • Schulleitungen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Schulen für die Gefahren von sexueller Gewalt im digitalen Raum sensibilisieren,
  • den Schutz vor sexueller Gewalt im digitalen Raum langfristig zu ihrer politischen Agenda machen und stets weiter entwickeln, denn auch die Täter passen sich dem Fortschritt an.

Quelle: Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken vom 12.02.2021

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